Rezension: Éric Sadin, La vie spectrale. Penser l’ère du métavers et des IA génératives

french german 

Éric Sadin,
La vie spectrale. Penser l’ère du métavers et des IA génératives
Paris: Grasset 2023.

Rezension: Vincent von Wroblewsky, Vermutlich Deutscher

Diese Geschichte beginnt mit der Geburt ihres Autors in Frankreich. Vincent von Wroblewsky kommt 1939 in Clermont-Ferrand auf die Welt. Seine Eltern waren 1933 nach Frankreich emigriert. Als er 10 Jahre alt ist, kehrt seine Mutter mit ihm und seinem Bruder nach Ostberlin zurück. Von Wroblewsky erlebt die ganze DDR vom Anfang bis zu ihrem Ende mit. Er wird Simultandolmetscher und kann öfters zu internationalen Begegnungen reisen. Er bezeichnet sein Buch als eine “ungehaltene Dankesrede eines zur Freiheit verurteilten, in Frankreich geborenen gottlosen Juden.” Damit klingt auch Sartre an, dessen Übersetzer und Herausgeber er wird. Traugott König (1934-1991) lädt ihn 1987 zu dem Sartre-Kongress in Frankfurt/Main ein: Nach 1990 bis 2005 wird Wroblewsky sein Nachfolger als Herausgeber der Werke Sartres bei Rowohlt: > Alle Bücher von Vincent von Wroblewsky. 1993 wurde die Sartre-Gesellschaft in Deutschland gegründet und von Wroblewsky wurde ihr Präsident, bis ihn jetzt Jens Bonnemann (Jena) in diesem Amt folgte.

Diese Autobiographie ist auch ein Geschichtsbuch. Zuerst die Nachforschungen zu den Großeltern, dann die Flucht der eigenen Eltern nach Frankreich, der frühe Tod seines Vaters und eine Reihe von glücklichen Umständen und auch Zufällen, die das Überleben seiner Mutter mit ihren beiden Söhnen in Frankreich gesichert haben. Im Kinderheim von Toulouse versuchte die Leiterin Golda Meir, die Familie zur Ausreise nach Israel zu bewegen. Es kam anders. 1950 begann für von Wroblewsky seine Zeit in der DDR. Es musste erst mal sich mit der deutschen Sprache vertraut machen, was ihm bestens gelang, am Schuljahresende war er Diktatbester.

Seine exzellentes Französisch sicherte ihm eine Karriere als Dolmetscher. Im Rahmen dieser Aufgabe gelang es ihm, nach dem Abitur für sieben Wochen nach Vietnam zu reisen. Danach begann sein Studium der Romanistik. Und die 120 Jahr-Feier der Universität bot ihm die Gelegenheit, anlässlich einer Konferenz zum Algerienkrieg zum ersten Mal aus einer Kabine heraus simultan zu dolmetschen.

Für seine Westreisen benötigte er Visa und weil die DDR nicht anerkannt war, musste er beim Alliierten Kontrollrat in Westberlin einen Pass beantragen: PRESUMED GERMAN stand darin. In Italien hörte er am 13. August von der Abriegelung der DDR, wieder so eine Maßnahme wie schon 1957 dachte er sich und konnte noch nicht ahnen, dass die Mauer bis 1989 die deutsche Teilung zementieren würde. Dennoch gelingt es ihm immer wieder, als Dolmetscher ins Ausland und auch nach Frankreich zu reisen, dabei berichtet er vieles über das DDR-Regime. Die Stasi wird auf ihn aufmerksam und beobachtet seine “sogenannten Diskussionsparties” (S. 101): “Die Stasi überschätzte maßlos meine Gefährlichkeit und meine Willen, Partei und Regierung vom Sockel ihrer macht zu stürzen.” Studium, Auslandseinsätze und die Diktatur in der DDR, das ist das Beziehungsgeflecht, in dem er sich nun bewegte: Studieren, kritisch denken zu lernen und die Beschlüsse der SED einfach hinzunehmen, ohne viele Fragen zu stellen: “War die von uns erwartete Normalität nicht Schizophrenie? Nein, wir konnten uns nicht vorstellen, wie krank diese Partei und Regierung sein mussten, wie sehr sie um ihre Herrschaft fürchteten, um mit einem riesigen Apparat Feinde zu überführen, die sie sich weitgehend in ihrer Fantasie selbst schufen.” (S. 102) Glücklicherweise entschied sich die Stasi nach langer Observation, ein “E-Verfahren” nicht einzuleiten, aber die erhaltenen Unterlagen, die von Wroblewsky nach der Wende einsehen konnte, ermöglichen sehr erhellende Einblicke in die Funktionsweisen des DDR-Regimes.

Auf der Weltfriedenskonferenz in Helsinki 1965 saß dann von Wroblewsky gegenüber von Sartre. Wieder kam es durch einen dummen Zufall nicht zu einem direkten Gespräch mit dem französischen Philosophen. Eine verpasste Chance, notiert von Wroblewsky.

in den Jahren nach dem Studium beschriebt er, wie er immer mal wieder seine Dolmetscherfähigkeiten bei Auslandsreisen einsetzen kann. Und ständig denkt er dabei über sein Verhältnis zur DDR nach: “Meine Naivität lag vermutlich auch darin, dass ich mich nicht hinreichend daran gewöhnt hatte, das Nicht-Normale, das in der DDR das Normale war als das Normale zu betrachten.” (s. 137) Einer der drei Gutachter seiner Dissertation war der IMS (Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung und Durchdringung eines Verantwortungsbereiches) “Klee” (S. 153), als dieser 1984-1986 die DDR-Delegation bei der UNO Menschenrechtskonferenz in Genf leitete, bewarb er sich als Vorsitzender der UN-Menschenrechtskommission, was den Vertreter Israels dazu veranlasste die  NSDAP-Nitgliedsnummer des IMS vorzulesen.

Wroblewsky bekam in Frankreich Kontakt mit dem DST (Direction de surveillance du territoire, der polizeiliche Inlandsnachrichtendienst), der sich für ihn interessierte… wegen dieses Kontakts bekam er dann in der DDR keine Ausreisevisa mehr… wieder ein Hinweis auf die Angst der DDR-Behörden, er könnte ihnen gefährlich werden. Aber man ließ ihn ins sozialistische Ausland reisen, so nach Kuba, wo er an der Revision des Philosophischen Wörterbuchs mehrmals mehrere Wochen mitarbeiten und dabei in dem berühmten Hotel Nacional auf den Spuren von Sartre und de Beauvoir logieren konnte.

In gewisser Form war es auch die Beschäftigung mit den Werken Sartres, seinen Definitionen von Situation, Freiheit, Wahl, Engagement und Verantwortung und Unaufrichtigkeit, die von Wroblewsky nicht nur begleiteten, sondern ihm auch das Überleben in der DDR sicherten. Ohne Zweifel haben oft Zufälle und Glück ihm in entscheidenden Situationen geholfen, aber er hat sich auch ganz bewusst sich für bestimmte Wege entschieden, ist seinen Grundsätzen treu geblieben. Und er hat schnell gelernt, mit dem Regime der DDR so umzugehen, dass er sich seine Freiräume sichern konnte. Und genauso wie die Positionen Sartres ihn beeindruckt haben, so gewann er durch seine Situation in der DDR eine Sichtweise auf Sartre, man denke nur an das Gutachten, dass er 1987 für die SED schrieb, als es um die Frage ging, ob Sartre in der DDR veröffentlicht werden dürfe, die in zu einem exzellenten Kenner seines Gesamtwerkes machte.

Vincent von Wroblewsky
> Vermutlich Deutscher
Gifkendorf: Merlin 2023
239 Seiten
ISBN 978-3-87536-340-1

Biblio/Sitographie:

Sartre Gesellschaft in Deutschland: www.sartre-gesellschaft.de

Alfred Beschart, Jean-Paul Sartre – The Website > www.sartre.ch

Zum Herunterladen im Format *.mp3: > Jean-Paul Sartre zum 40. Todestag. Zur Freiheit verurteilt
Vincent von Wroblewsky im Gespräch mit Simone Miller · Deutschlandfunk Kultur 12.04.2020

Wittmann, H., Lesebericht: Jean-Paul Sartre, Überlegungen zur Judenfrage – www.france-blog.info – 26. November 2019

Sartre im Französischunterricht – 8. Januar 2020

Jean-Paul Sartre (1905-1980) – 15. April 2020

Nachgefragt: Jean-Noël Jeanneney, Le rocher de Süsten, t. I/II

french german 

Maurice Gourdault-Montagne, Les autres ne pensent pas comme nous

french german 

Maurice Gourdault-Montagne,
> Les autres ne pensent pas comme nous,
Paris : Bourquins mémoires 2022.
EAN : 9782382921210

> Berlin, 14 juillet 2014. Interview avec S. E. M. Maurice Gourdault-Montagne, 15. juli 2014

> L’allocution de S.E. M. l’Ambassadeur Gourdault-Montagne à l’occasion de la remise du prix des lycéens allemands 2014 – 8. April 20154.

> Ein Interview mit S.E.M. Gourdault-Montagne, Botschafter der Französischen Republik in Deutschland – 2. April 2014

Rezension: Jean-Noël Jeanneney, Le Moment Macron. Un président et l’Histoire

french german 

Neuerscheinung: Heidi Beutin u.a. (Hg.), Werft Eure Hoffnung über neue Grenzen. Flucht, Exil, Migration nach 1945 bis heute

Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam (Hg.) Werft Eure Hoffnung über neue Grenzen. Flucht, Exil, Migration nach 1945 bis heute, sammlung kritisches wissen hrsg. v. W. Schröter, I. Scherer, Mössingen-Talheim: Talheimer Verlag 2017.
ISBN 978-89376-171-5

Klappentext: „Werft eure Hoffnung über neue Grenzen” — dieser Appell aus dem Emigrantenchoral von Walter Mehring bildet das Leitmotiv der Autorinnen und Autoren, die sich in diesem Band mit Emigration und Migration auseinandersetzen. Sie greifen die Themen Flucht und Exil in Polen, Frankreich, Lateinamerika und Europa auf und berichten von „Grenzgängern zwischen den Welten” von 1945 bis heute. Die Texte befassen sich mit Leben und Werken der Schriftsteller/innen Gabriel Garcia Márquez, Mohamed Razane, Peter Weiss, Juan Gelmán, Antonio Skármeta, Azouz Begag, Fatou Diome, Arturo Alape, Joachim Seyppel, Bertolt Brecht … Die literarischen und politischen Annäherungen wenden sich nicht nur historischen Ereignissen zu, sondern lassen insbesondere aktuelle gegenwärtige Exilerfahrungen zu Wort kommen: „Wir wollen die nach dem Ende der Nazidiktatur zurückkehrenden Emigranten ebenso betrachten wie Flucht und Exil, Re-Migration und Migration mit den Wirkungen auf den Einzelnen wie die Gesellschaft in heutigen Zeiten der Globalisierung.”

Mit Beiträgen von Frank Bsirske, Ast Hermand, Wolfgang Uellenberg-van Dawen, Heidi Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Artur Becker, Heiner Wittmann, Grayna Barbara Szewczyk, Erik Arellana Bautista, Claudia Wörmann-Adam, Wolfgang Beutin, Margarete Jäger, Regina Wamper und Klaus Busch.

Heiner Wittmann, Immigration und Literatur. Ein Beitrag zur Integrationsforschung in Frankreich, S. 113-138.

Für diesen Vortrag und für www.france-blog.info wurden zahlreiche Video-Interviews aufgezeichnet:

> La littérature de l’immigration en France. Bibliographie et sitographie.

Auf dem Frankeich-Blog www.france-blog.info:

> Nachgefragt: Alain Mabanckou, Une littérature-monde ?  23. Januar 2017

> Un entretien avec Wilfried N’Sondé : Intégration ou assimilation ? – 9. Mai 2016

> Nachgefragt: Jacques Toubon, Défenseur des droits, parle des migrants et des réfugiés 27. Juni 2016

> Nachgefragt. CNCDH: Le rapport sur la lutte contre le racisme, l’antisémitisme et la xénophobie –  6. Mai 2016

> Nachgefragt. Azouz Begag: Wie steht es um die Immigration in Frankreich? – 26. Okober 2016

> Museumsbesuch (I) Das Musée de l’Histoire de l’immigration à Paris – 13. Mai 2016

> Das aktuelle Thema für den Französischunterricht: Immigration – intégration, 4. September 2015

> François Hollande: „L’histoire de l’immigration en France est notre histoire à tous“ – 17. Dezember 2014

Houellebecq, M., Soumission, Paris : Flammarion 2015.
Rezension: H. Wittmann, Michel Houellebecq, Soumission in: www.france-blog.info/michel-houellebecq-soumission, 29.1.2015

Laferrière, Dany, C’est la question qui importe, in, Le Monde, 25.03.2010
http://lemonde.fr/livres/article/2010/03/25/c-est-la-question-qui-importe-par-dany-laferriere_1324224_3260.html?xtmc=litterature_d_immigra
tion&xtcr=108

—, Je suis un écrivain japonais, Paris : Grasset 2008.
—, Nachgefragt: Dany Laferrière „Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama“ www.france-blog.info , 28 April 2016 – aufgerufen am 8.5.2016.

La littérature de l’immigration en France. Bibliographie et sitographie.

Auch für diese Bibliographie gilt: © Heiner Wittmann.

Bibliographie und Sitographie zu diesem Artikel: H.W., Immigration und Literatur. Ein Beitrag zur Integrationsforschung n Frankreich, in: Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam (Hg.), Werft Eure Hoffnung über neue Grenzen. Flucht, Exil, Migration nach 1945 bis heute, sammlung kritisches wissen hrsg. v. W. Schröter, I. Scherer, Mössingen-Talheim: > Talheimer Verlag 2017. ISBN 978-89376-171-5

Ader, Wolfgang, Nées en France. Jeunes musulmanes dans la société laïque . Dossier : immigration, tradition, modernité , Stuttgart : Reclam 2014.

Albert, Christiane, L’Immigration dans le roman francophone contemporain, Paris, Karthala, 2005
Kavwahirehi, Kasereka , Christiane Albert. L’Immigration dans le roman francophone contemporain, i n : @nalyses, hiver 2006 > https://uottawa.scholarsportal.info/ojs/index.php/revue-analyses/article/view
/445/345
– aufgerufen am 5.8.2016.

Amellal, Karim., Discriminez-moi! Enquête sur nos inégalités, Paris 2005.
—, Cités à comparaître, Paris : Stock 2006.
—, coauteur, Chroniques d’une société annoncée, Paris : Stock 2007.
—, Razane, Mohamed, « Qui fait la France ? » Expérience et bilan d’un collectif d’artistes entrés en lutte, in :
—, Ecrivain français d’origine maghrébine dans la décennie 2000 : littérature du décentrement, Communication au colloque “Langues et identités des écrivains méditerranéens francophones de la diaspora, CRASC, Oran, 16-17 décembre 2014.

Atangana Kouna, Christophe Désiré, La Symbolique de l’immigré dans le roman francophone contemporain , Paris : L’Harmattan, coll. Critiques littéraires, 2010.
CR Catherine Mazauric, in: Études littéraires africaines, n° 30, 2010, p. 108-109.

Aubenas Florence, L’arabe au ban de l’école, in : LE MONDE, 18.06. 2015.
> http://lemonde.fr/education/article/2015/06/18/l-arabe-au-ban-de-l-ecole_4657092_1473685.html?xtmc=litterature_d_immigration&xtcr=17

Baumard, Maryline, La maîtrise du français, facteur clé de l’insertion des enfants d’immigrés, in Le Monde, 2.03. 2015
> http://lemonde.fr/societe/article/2015/03/02/la-maitrise-du-francais-facteur-cle-de-l-insertion-des-enfants-d-immigres_4585879_3224.html?xtmc=litterature_d_immigration&xtcr=22

Begag, Azouz, Les chiens aussi, Paris : Seuil 1995.
—, Tranches de vie, Stuttgart : Klett 1998.
—, La gone du Châba. Roman, Paris : Seuil 1998.
—, L’intégration, Paris : Le cavalier bleu 2003.
—,Bouger la banlieue. L’intégration en question, Bordeaux: Elytis 2012.
Bibly, Carole, Azouz Begag, la faim des origines, in Le Monde 13.05.2004.
http://lemonde.fr/archives/article/2004/05/13/azouz-begag-la-faim-des-origines_364614_1819218.html?xtmc=litterature_d_immigration&xtcr=184

Benameur, Jeanne, Samira des Quatre-Routes, Stuttgart : Klett 2012.

Benguigui, Yamina, Mémoires d’immigrés, Paris: Canal+Éditions 1975.

Ben-Jelloun, Tahar, Partir, Paris : Gallimard 2006.
—, Verlassen, übs. V. Ch. Kayser, Berin : Berlin-Verlag 2006.
—, La nuit sacrée. Roman, Paris : seuil 1987.
—, La nuit de l’erreur, Paris : Seuil 1997.
—, Les yeux baissés, Paris : Seuil 1991.
—, Les raisons de la galère, Stuttgart : KLett 2008..
—, Der Islam der uns Angst macht, übers. v. Ch. Kayser, Berlin : Berlin Verlag 2015.
—, Je suis un écrivain japonais, in : Le Monde , 19.05.2011 <
http://www.lemonde.fr/livres/article/2011/05/19/je-suis-un-ecrivain-japonais_1524222_3260.html#Za8LuqVdIMopkThM.99
—, « Les parents des terroristes ont leur part de responsabilité », in : LE MONDE 24.03.2016 > http://lemonde.fr/idees/article/2016/03/24/les-parents-des-terroristes-aussi-impuissants-que-les-services-de-securite-ont-leur-part-de-responsabilite-dans-ce-qui-arrive_4888949_3232.html?xtmc=immigres
_identite&xtcr=9

Carnets, Littératures nationales: suite ou fin – résistances, mutations & lignes de fuite, nº spécial printemps / été, pp. 99-110. > http://ler.letras.up.pt/uploads/ficheiros/12208.pdf aufgerufen am 8.5.2016.

Chemin, Anne, L’islamophobe est-il un raciste comme les autres ? in : Le Monde, 26.02.2015. > http://lemonde.fr/societe/article/2015/02/26/l-islamophobe-est-il-un-raciste-comme-les-autres_4584090_3224.html?xtmc=immigres_identite
&xtcr=89

Chraibi, D., L’homme du livre, Casablanca : Baland-Eddif 1995.
—, Vu, lu, entendu, Denoël, 1998.
— ; Sündenböcke, (orig. Les boucs , Paris 1955) übers. v. St. Egghart, Mainz : Donata Knzelbach 1994.

Collard, Claude, Des sources pour l’histoire de l’immigration en France de 1830 à nos jours. Guide, Paris : Bibliothèque nationale de France 2006.

Collès, Luc, L‘immigration maghrébine dans la littérature française : Anthologie France-Belgique (1953-2010), Brüssel : EME éditions 2010.

Croiset, Sophie, Delbart Anne-Rosine, Marginalité, identité et diversité des « littératures francophones » : présentation du dossier , in : Le Langage et l’Homme, vol. XXXXVI, n° 1 (juin 2011). > http://difusion.ulb.ac.be/vufind/Record/ULB-DIPOT:oai:dipot.ulb.ac.be:2013/107239/Details – aufgerufen am 5.8.2016.

Daoud, Kamel , « Cologne, lieu de fantasmes », in : LE MONDE. 31.01.2016
http://lemonde.fr/idees/article/2016/01/31/cologne-lieu-de-fantasmes_4856694_3232.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=17

Daoud, Kamel, « Cologne, lieu de fantasmes », in : LE MONDE. 31.01.2016
http://lemonde.fr/idees/article/2016/01/31/cologne-lieu-de-fantasmes_4856694_3232.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=17 .
—, Das sexuelle Elend der arabischen Welt, in: FAZ, 18.02.2016.

Delbart, Anne- Rosine, Littérature de l’immigration. Un pas vers l’interculturalité ? in : Carnets, Littératures nationales: suite ou fin – résistances, mutations & lignes de fuite, nº spécial printemps / été, pp. 99-110. > http://ler.letras.up.pt/uploads/ficheiros/12208.pdf aufgerufen am 8.5.2016 – aufgerufen am 8.5.2016..
—, Etre bilingue et écrivain français: les motivations du choix d’une langue d’écriture, in : Bulletin suisse de linguistique appliquée, No 76, 2002, 161-178, Institut de linguistique Université de Neuchâtel 2002
> https://doc.rero.ch/record/18343/files/19-Delbart.pdf – aufgerufen am 8.5.2016;
—, Les exilés du langage : un siècle d’écrivains français venus d’ailleurs (1919-2000), Limoges : Presses Univ. Limoges, 2005.
—, Le rapport à la langue française de trois éccrvians d’origine hispnaophone, in : La linguistica francesa en Espana Cemino del Siglo XXI, Arrefice Produciines, S.L., 2000, S. 365-372.

Dib, M., Le sommeil d’Ève, Paris : Sindbad 1989,  Minos 2003.

Dickey, Christopher., Integration in Frankreich : Mélange Marseille, in DIE ZEIT, 5.3.2012. > http://www.zeit.de/reisen/2012-02/marseille – aufgerufen am 5.5.2016. .

Diome, Fatou, La Préférence nationale, Paris : Présence africaine, 2001.
—, Le ventre de l’Atlantique, Paris : Éditions Anne Carrière 2003.

Djemaï, Abdelkader , Un été de cendres, Paris: Éditions Michalon 1995.
—, 31, rue d’Aigle, Paris : Éditions Michalon 1998.

Djenbar, A., Oran. Langue morte, Paris : Actes Sud 1997.

Féraud, M., Anne ici – Sélima là-bas, Stuttgart : Klett 2008.

Ferrie, Jean-Noel, Boëtsch, G., (Hg.), Anthropologie de l‘immigration, Aix-en-Provence 1992.

Fokus Migration, Länderprofil, Nr. 2, März 2007, Frankreich.
> http://www.hwwi.org/uploads/tx_wilpubdb/LP02_Frankreich_v2_01.pdf aufgerufen am 8.5.2016 , aufgerufen am 8.5.2016.

Héran,François: « L’Allemagne a compris tard qu’elle était un grand pays d’immigration » Propos recueillis par Anne Chemin, in : LE MONDE, 17.09.2015
http://lemonde.fr/europe/article/2015/09/17/francois-heran-l-allemagne-a-compris-tard-qu-elle-etait-un-grand-pays-d-immigration_4761401_3214.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=51 aufgerufen am 8.5.2016.
—, Le temps des immigrés. Essai sur le destin de la population française, Paris : Seuil, 2007.
> http://www.repid.com/Le-temps-des-immigres.html – aufgerufen am 8.5.2016.

Fraisse, Emmanuel, Introduction, L’enseignement de la littérature : un monde a explorer, in : Enseignement et littérature dans le monde, In : Revue internationale d’éducation de Sèvres, N° 61 – décembre 2012, S. 35-45

Frédéric Potet , Pat Masioni, réfugié congolais et dessinateur de super-héros, in Le Monde, 27.09.2014 > http://lemonde.fr/culture/article/2014/09/27/pat-masioni-refugie-congolais-dessine-des-super-heros-americains_4495465_3246.html?xtmc=litterature_d_immigration&xtcr=28 – aufgerufen am 5.5.2016.

Gauvillé, M., An Binh se rebelle, Klett : Stuttgart 2011.

Giang, Hà Luong , Une France de valeurs qui m’adopte, in : LE MONDE 17.12.2015 à 12h43 http://www. lemonde .fr/idees/article/2015/12/17/une-france-de-valeurs-qui-m-adopte_4834041_3232.html#itz0SRdd3vaSm47h.99 – aufgerufen am 5.5.2016.

Grumberg, J.-C., Bredin, J.-D., Pas racistes, mais…, Stuttgart : Klett 2003.

Houellebecq, M., Soumission, Paris : Flammarion 2015.
Rezension: H. Wittmann, Michel Houellebecq, Soumission in: www.france-blog.info/michel-houellebecq-soumission, 29.1.2015

Jay, S., Littératures méditerranéennes et horizons migratoires. Une anthologie, Paris, Séguier, 2011.

Jennny, A., L’Art français de la guerre, Paris : Gallimard 2011.
> http://cle.ens-lyon.fr/plurilangues/alexis-jenni-l-art-francais-de-la-guerre- 165645 .kjsp?RH=CDL
—-, BZ-Interview. Frankreichs Kolonialgeschichte: “Große historische Traumata”, in : Badische zeitung 15.12.2015. > http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/kultur/alexis-jenni-ueber-frankreichs-kolonialgeschichte-grosse-historische-traumata–115141696.html Algerien, FN, Kolonialgeschichte
Patrick Rambaud, de l’académie Goncourt, “L’Art français de la guerre”, d’Alexis Jenni : le sale parfum des colonies, LEMONDE , 18.08. > http://www.lemonde.fr/livres/article/2011/08/18/le-sale-parfum-des-colonies_1560736_3260.html#aeykH5Wl3HDScP01.99

Jurgenson, Luba Au lieu du péril, de, Paris :Verdier, 2014.

Kalouaz, Ahmed, Je préfère qu’ils me croient mort, Klett : Stuttgart 2011.

Karle, Vincent, Un clandestin au Paradis, Stuttgart : Klett 2011.

Kavwahirehi, Kasereka, Christiane Albert. L’Immigration dans le roman francophone contemporain In : @nalyses, hiver 2006
> https://uottawa.scholarsportal.info/ojs/index.php/revue-analyses/article/view/
445/345
– aufgerufen am 8.5.2016.

Keßler, P., Aytimur, T., Nées en France. Jeunes musulmanes dans la société laïque. Lektüreschlüssel , Stuttgart : Reclam 2015.

Kramp-Karrrenbauer, Annegret, Ayrault, Jean-Marc, Bericht von Frau Annegret Kram-Karrenbauer und Herrn Jean-Marc Ayrault zur Förderung der Integration in unseren Gesellschaften. Überreicht an die Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland und an den Präsidenten der Republik Frankreich anlässlich des 18. Deutsch-Französischen Ministerrates, Metz, 07. April 2016. > http://www.france-blog.info/bericht-von-frau-annegret-kramp-karrenbauer-und-herrn-jean-marc-ayrault-zur-foerderung-der-integration-in-unseren-gesellschaften

Laferrière, Dany, C’est la question qui importe, in, Le Monde, 25.03.2010
http://lemonde.fr/livres/article/2010/03/25/c-est-la-question-qui-importe-par-dany-laferriere_1324224_3260.html?xtmc=litterature_d_immigra
tion&xtcr=108

—, Je suis un écrivain japonais, Paris : Grasset 2008.
—, Nachgefragt: Dany Laferrière „Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama“ www.france-blog.info , 28 April 2016 – aufgerufen am 8.5.2016.

Laronde, Michel, Autour du roman Beur. Immigration et identité, Paris : L’Harmattan 1993.

Lê, Linda, Par ailleurs (Exils), de, Paris :Christian Bourgois, 2014.
—, Œuvres vives, Paris : Christian Bourgois, 2014.
> http://www.christianbourgois-editeur.com/une-nouvelle.php?Id=210
Jurgenson, Luba, Linda, Lê, Nous, métèques et auteures françaises. Propos recueillis par Stéphanie Dupays, in : Le Monde, 1 8.09.2014

Liambou, Ghislain Nickaise, « Écrire la migration en marge des thèses officielles », Acta fabula, vol. 14, n° 2, Notes de lecture, Février 2013, URL : www.fabula.org/acta/document7548.php page consultée le 08 mai 2016.

Louviot, Myriam, F: La littérature migrante en France, in : MONDES EN VF. La littérature francophone à votre portée, Éditions Didier 2013.
http://www.mondesenvf.fr/wp-content/uploads/Ateliers/ChezMoi/Fiche
_synthese_litterature_migrante_France.pdf
aufgerufen am 8.5.2016

Mabanckou, A., Lettres noires : de ténébreux à la lumière. Leçon inaugurale prononcée le jeudi 17 mars 2016, Paris : Collège de France > www.college-de-france.fr/site/alain-mabanckou/
inaugural-lecture-2016-03-17-18h00.htm
aufgerufen am 7.5.2016 S. 19
—, « Il est toujours sous-entendu que l’écrivain noir africain a une mission » Propos recueillis par Frédéric Joignot, in : Le Monde, 17.03.2016 http://lemonde.fr/journaliste/frederic-joignot/
> www.lemonde.fr/idees/article/2016/03/17/alain-mabanckou-il-est-toujours-sous-entendu-que-l-ecrivain-noir-africain-a-une-mission_4884857_3232.html#DrlYvGStGH2Hlfs4.99.

Mambenga-Ylagou, F., Problématique définitionelle etEthétique de la littérature africaine franophone de l’immigration, in : Cauce, Nr. 29/2006, S. 273-293. > http://cvc.cervantes.es/literatura/cauce/pdf/cauce29/cauce29_13.pdf

Manoukian, André, Les échoués, Paris : Don Quichotte éditions 2015.

Mazauriac, C., Mobilités d’Afrique en Europe. Récits et figures de l’aventure, Paris : Kartala 2012.

Meignen, Thierry, (Maire (LR) du Blanc-Mesnil et conseiller départemental de la Seine-Saint-Denis) , « Ma ville ne peut pas accueillir de nouveaux migrants », estime le maire du Blanc-Mesnil, in : Le Monde, 17.09.2015.
http://lemonde.fr/idees/article/2015/09/17/ma-ville-ne-peut-pas-accueillir-de-nouveaux-migrants-estime-le-maire-du-blanc-mesnil_4760435_3232.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=52

Meirieu, Philippe, «  Notre école ne tient pas ses promesses à l’égard des jeunes des milieux populaires » Propos recueillis par Mattea Battaglia, in : Le Monde, 22.01.2015 > http://lemonde.fr/education/article/2015/01/22/notre-ecole-ne-tient-pas-ses-promesses-a-l-egard-des-jeunes-des-milieux-populaires_4561829_1473685.html?xtmc=litterature_d_immigration&xtcr=24

Medjahed, Lila, , B., La littérature issue de l’immigration : une nouvelle forme de l’enseignement de l’humour interculturel, in : Medjahed.pdf

Mertz-Baumgartner, B., Ethik und Ästhetik der Migration. Algerische Autorinnen in Frankreich (1988-2003), Würzburg: Königshausen & Neumann, 2004.

Messaudi, Alain, Les Arabisants et la France coloniale. Savants, conseillers, médiateurs (1780-1930),, Paris : ENS Éditons 2015. > messaoudi-Introduction.pdf
> http://catalogue-editions.ens-lyon.fr/fr/livre/?GCOI=29021100911410 – aufgerufen am 8.5.2016.

Messaoudi, Alain, Les arabisants et la France coloniale. 1780-1930: Savants, conseillers, médiateurs , Paris : ENS Éditions 2015.

Musée de l’histoire de l’immigration; Paris, Littérature et société. Bibliographie pour la classe de seconde, Médiathèque Abdelmalek Sayad Janvier 2011 > http://www.histoire-immigration.fr/sites/default/files/musee-numerique/documents/biblio_litt_et_societe.pdf – aufgerufen am 8.5.2016.
—, Littérature et Société : « La Cité vous propose un accompagnement pédagogique dans le cadre de l’enseignement d’exploration Littérature et Société et des nouveaux programmes des Lycées (général, technologique, professionnel) » http://www.histoire-immigration.fr/education-et-recherche/la-pedagogie/des-ressources-pour-enseigner/litterature-et-societe – aufgerufen am 8.5.2016.

Mustapha Harzoune , « Salim Jay, Littératures méditerranéennes et horizons migratoires. Une ologie », Hommes et migrations [En ligne], 1294 | 2011, mis en ligne le 29 mai 2013, consulté le 08 mai 2016. URL : http://hommesmigrations.revues.org/607

Noiriel, G., Immigration, antiséemitisme et racisme en France (XIXe – Xxe siècle). Discours publics, humiliations privées, Paris : Fayard 2007.
—, La France, un vieux pays d’immigration. Interview de Gabriel Noiriel in : L’Histoire N° 46, janvier 2010, p. 72, URL: www.histoire.presse.fr/collections/les-grandes-migrations/la-france-un-vieux-pays-d-immigration-07-01-2010-10623 aufgerufen am 8.5.2016

Noizière, Maboul à zéro, Paris : Gallimard 2003

Nouvelles Odyssées une production de la Cité Nationale de l’histoire de l’immigration, Paris 2009. Vergriffen.

Ottersbach, M., Zitzmann, Th., (Hg.) Jugendliche im Abseits. Zur Situation in französischen und deutschen marginalisierten Stadtquartieren, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften 2009.

Pelégri, Jean, Ma mère l’Algérie, Algier : Editions Laphomis, 1989.

Philippe , Nathalie, rédactrice en chef de Cultures Sud Écrivains migrants, littératures d’immigration, écritures diasporiques. Le cas de l’Afrique subsaharienne et ses enfants de la “postcolonie”, in : Hommes & migrations, N°1297,  mai-juin 2012 : Migrations en création, S. 30-43.
> www.hommes-et-migrations.fr/index.php?/numeros/migrations-en-creation/6908-ecrivains-migrants-litteratures-d-immigration-ecritures-diasporiques

Pouchard, Alexandre et Laurent , Samuel, Quel est le poids de l’islam en France ?. in : Le Monde.fr, 21.01.2015.
> http://lemonde.fr/les-decodeurs/article/2015/01/21/que-pese-l-islam-en-france_4559859_4355770.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=66

Prévert, Jaques, La pluie et le beau temps, Paris : Gallimarrd 1955.

Qui fait la France, Collectif, Chroniques d’une société annoncée, [ Dembo Goumane, Mabrouck Rachedi, Jean Eric Boulin, Samir Ouazène, Habiba Mahany, Khalid El Bahji, Thomte Ryam, Karim Amellal, Faïza Guene et Mohamed Razane ] Paris : Stock 2007. Interview de Mohamed Razane par Raphaël Yem, directeur du magazine Fumigène n°8 > http://www.afrik.com/article12786.html aufgerufen am 8.5.2016.

Razane, M., Dit violent, Paris : Gallimard 2016.
Mboungou, V., Interview de Mohamed Razane : Dit violent, in: www.ffumigene.net , 8. Juni 2007, http://www.afrik.com/article11886.html – Aufgerufen am 5.5.2016.

Rof, Gilles, Musulmans ici et maintenant, in : LE MONDE , 27.02.2015.
http://lemonde.fr/societe/article/2015/02/27/musulmans-ici-et-maintenant_4584624_3224.html?xtmc=immigres_identite&xtcr=90

Rudefoucauld, Alain-Julien, J’irai seul, Paris : Seuil 2003.

Samia, Scénario de Soray Nini et Philippe Faucon, Stuttgart : Reclam 2009.

Schreiber-Barsch, S., Migration in Frankreich. Das republikanische Integrationsmodell unter Druck in: Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs, 5/2008, Wien, Oktober 2008 > www.erwachsenenbildung.at/magazin/08-5/meb08-5.pdf

Sebbar, Leïla , Je ne parle pas la langue de mon père. Récit , Paris :Julliard, 2003.

Silverman, Maxim, Rassismus und Nation. Einwanderung und Krise des Nationalstaats in Frankreich, Berlin:Argument-Verlag 1994.

Smadja, Brigitte, Il faut trouver Saï , Stuttgart : Reclam 2008.

Sondé, Wilfried, Berlinoise, Paris : Actes Sud 2015.
—, Le silence des esprits, Paris : Actes Sud 2010.
—, Interview mit www.france-blog.info…

Stratthaus, Bernd, Was heißt „interkulturelle Literatur“?, Dissertation, Universität Duisburg-Essen 2005.

Thúy, K, Ru, Stuttgart : Klett 2012.

Tiberj, V., Frankreich und sein Verhältnis zur Vielfalt. Ist die Integration in der Krise? Friedrich-Ebert-Stiftung. Internationale Politikanalyse, März 2012.
> http://library.fes.de/pdf-files/id/08954.pdf

Todd, Emmanuel, Das Schicksal der Immigranten. Deutschland, USA, Frankreich, Großbritannien, übers. V. R. Dachselt, P. Willim u. J. Ziegler, Berlin: Claasen 1994.

Tzermias, Nikos, > Einwanderer in Frankreich. Abweisende Heimat der Menschenrechte, in: NZZ, 1.10.2015 > http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/abweisende-heimat-der-menschenrechte-1.18622490

Verneuil, Christophe, La France et les étrangers du milieu du XIXe siècles à nos jours, Paris : Ellipses 2010.

Viet, Vincent, Histoire des Français venus d’ailleurs de 1850 à nos jours, Paris : Perrin 2004.
Catinchi, Philippe-Jean, La longue quête des “Francétrangers”, in : LE MONDE, 15.01.2004 > http://lemonde.fr/archives/article/2004/01/15/la-longue-quete-des-francetrangers_349297_1819218.html?xtmc=litterature_d_immi
gration&xtcr=186

Viprey M., « Immigration choisie, immigration subie : du discours à la réalité. »,  La Revue de l’Ires 1/2010 (n° 64) , p. 149-169 URL : www.cairn.info/revue-de-l-ires-2010-1-page-149.htm .

Waberi, Abdourahman , Comment les auteurs afro-contemporains racontent la France, in Le Monde, 13.04.2015 > http://lemonde.fr/afrique/article/2015/04/13/comment-les-auteurs-afro-contemporains-racontent-la-france_4614883_3212.html?xtmc=litterature_d_
immigration&xtcr=20

Weil, Patrick, La France et ses étrangers. L’Aventure d’une politique de l’immigration. 1938-1991, Paris : Calmann-Lévy 1991.
—, La France et ses étrangers. L’aventure d’une politique de l’immigration de 1938 à nos jours, Paris : Gallimard 1991
—, La République et sa diversité. Immigration, migration, discriminations , Paris : Seuil 2005.

Wittmann, H., Visiter un musée (I) Le Musée de l’Histoire de l’immigration à Paris, www.france-blog.info/visiter-un-musee-i-les-musee-de-lhistoire-de-limmigration-a-paris – 13.5.2016.
—, Nachgefragt : Dany Laferrière „Tagebuch eines Schriftstellers im Pyjama“ 28. 4. 2016, www.france-blog.info/dany-laferriere-liest-aus-tagebuch-eines-schriftstellers
-im-pyjama
—, Nachgefragt. Azouz Begag: Wie steht es um die Immigration in Frankreich? 26.10.2016, in: www.france-blog.info/nachgefragt-azouz-begag-wie-steht-es-um-die-immigration-in-frankreich
-, Michel Houellebecq, Soumission in: www.france-blog.info/michel-houellebecq-soumission, 29.1.2015.
—, Un entretien avec Wilfried N’Sondé : Intégration ou assimilation ?, 9. Mai 2016, in:www.france-blog.info/un-entretien-avec-wilfried-n-sonde-integration-ou-assimilation – aufgerufen am 26.12.2016.
—, Nachgefragt. CNCDH: Le rapport sur la lutte contre le racisme, l’antisémitisme et la xénophobie, 6. Mai 2016, www.france-blog.info/nachgefragt-cncdh-le-rapport-sur-la-lutte-contre-le-racisme-lantisemitisme-et-la-xenophobie
—,
Bericht von Frau Annegret Kramp-Karrenbauer und Herrn Jean-Marc Ayrault zur Förderung der Integration in unseren Gesellschaften, 9. April 2016, in: www.france-blog
.info/bericht-von-frau-annegret-kramp-karrenbauer-und-herrn-jean-marc-ayrault-zur-foerderung-der-integration-in-unseren-gesellschaften

—, Flüchtlinge und Integration: Akteure der deutsch-französischen Zusammenarbeit, in: www.france-blog.info/akteure-der-deutsch-franzoesischen-zusammenarbeit – 12. April 2016
—, Défenseur des droits : Les droits fondamentaux des étrangers en France, 10. Mai 2016 > www.france-blog.info/defenseur-des-droits-les-droits-fondamentaux-des-etrangers-en-france,.

Internet 2015 und 2016

Das Netz 2015/2016
Jahresrückblick Netzpolitik
Hrsg. von iRights.Media, Philipp Otto

Berlin: iRights.Media Verlag 2015

In vier Kapiteln “Politik, Wirtschaft, Alltag und Kultur” lassen die Herausgeber alle wichtigen Themen rund um das Internet 2015 Revue passieren. Daraus ergeben sich Visionen und auch Aufgaben für 2016. Joergh Heidrich berichtet über das Urheberrecht 2015 – das Thema haben wir gerade auf dem Blog von Klett-Cotta erwähnt > MERKUR 800 – Januar 2016: “Das Eigentumsrecht der Kunstschaffenden und Schriftsteller ist immer bedroht, wenn Konsumenten glauben, sie könnten sich ohne Gegenleistung online oder auch offline so einfach an deren Werken bereichern.” Genaues weiß man immer noch nicht, weil für die Politik das Thema Urheberrecht leider eine Dauerbaustelle ist. John H. Weitzman gibt einen Überblik zum Stand der Diskussion über das Urheberrecht: S. 75. Ihm ist es nicht anzulasten, dass der Leser nach seinem Artikel so klug ist wie zuvor. Es ist die Politik, die dieses Thema anscheinend nur zu gerne umgeht und nur halbherzige schelcht beratene Zwischenschritte anbietet.

Weiterlesen

Wie arbeiten Paris und Berlin zusammen?

Demesmay / Koopmann / Thorel
Die Konsenswerkstatt
Deutsch-französische Kommunikations- und Entscheidungsprozesse in der Europapolitik
Herausgegeben von Claire Demesmay, Martin Koopmann, Julien Thorel
Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2013, 231 S., Broschiert,
ISBN 978-3-8487-0528-3

In den Medien werden die Aktivitäten der deutsch-französischen Kooperation meistens nur genannt, wenn der französische Präsident und die deutsche Bundeskanzlerin ihre halbjährlichen Treffen haben oder wenn sie sich zu anderen Gelegenheiten begegnen. Sehr oft wird dabei eine künftige engere Zusammenarbeit beschlossen und verkündet. Aber wurde sie auch umgesetzt?

Tatsächlich gibt es eine sehr enge Kooperation zwischen beiden Regierungen, auch auf allen Ebenen der Ministerien, worüber die Öffentlichkeit nur bei bestimmten Anlässen explizit informiert wird. Oft heißt es aus dem Bundeskanzleramt, die Kanzlerin habe sich mit dem Präsidenten abgestimmt, wobei Außenstehende nur ansatzweise vermuten können, wie die Abstimmungsprozesse tatsächlich verlaufen.

Der vorliegende Band, herausgeben von Claire Demesmay, der Programmleiterin Frankreich / Deutsch-französische Beziehungen in der DGAP, Martin Koopmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied “Europäischer Dialog” in der Stiftung Gernshagen und Julien Thorel, Enseignant-chercheur à l’Université de Cergy-Pontoise, vereinigt elf Beiträge, mit denen die deutsch-französische Kooperation auf den Feldern der Wirtschafts- und Finanzpolitik, der Außen- und Sicherheitspolitik, der Energie- und Umweltpolitik und schließlich auch unter den Gesichtspunkten Integration und Vertiefung untersucht werden.

In ihrer Einleitung umreißen die Herausgeber den thematischen Rahmen ihres Buches: “Die Institutionalisierung der bilateralen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich hat einen Grad erreicht, der in der Geschichte der internationalen Beziehungen einzigartig ist.” Der zweite Satz gibt zu verstehen, dass der Wille vorhanden ist, wobei an dieser Stelle noch offengelassen wird, inwieweit er realisiert worden ist: “Sie (die Zusammenarbeit, H.W.) ist Ausdruck des Willens beider Staaten, eine neue Form des Regierens zu schaffen, die im europäischen Mehrebenensystem zwischen der nationalen und der europäischen Ebene angesiedelt ist.”(S. 9) Betont werden hier die Absichten, zugleich wird aber auch das Ziel beschrieben, das, wie wir sehen werden, teilweise realisiert ist, da die “neue Form des Regierens” bereits anhand bestimmter Politikfelder gezeigt werden kann.

Es geht also um die bilateralen Entscheidungsprozesse, bei denen nach dem Élysée-Vertrag von 1963 verschiedene Organisationsformen wie der Blaesheim-Prozess sich entwickelten bis zu der seit 2003 immer stärkeren Verflechtung auf der Ebene der Ministerien.

Bei einer zunehmend intensiven Kooperation bleibt es nicht aus, dass Konflikte und Differenzen (vgl. S. 10 f) auch gelegentlich deutlicher in den Vordergrund treten. Die Herausgeber nennen “Unterschiede in der politischen Kultur und divergierende nationale Interessen” als zwei der Ursachen deutsch-französischer Meinungsunterschiede. Mit Recht weisen die Herausgeber daraufhin, dass “die Mechanismen und Prozesse bilateraler Kompromissfindung” bisher nur ungenügend untersucht wurden. Die Herausgeber wollen, anstatt nur Unterschiede aufzuzählen, das “institutionelle Gefüge der bilateralen Beziehungen und dessen tatsächliche Funktionsweise” analysieren. ( ib.) Das ist der Ansatz dieses Buches, an dem sein Fazit zu messen ist.

Im Kapitel über die Wirtschafts- und Finanzpolitik beschreiben Jean-François Jamet, Franck Lirzin, Joachim Schild und Daniela Schwarzer “Krisenmanagement und Governance Reformen in der Eurozone”. Der Untertitel ihres Beitrags untersucht den gemeinsamen deutsch-französischen Weg seit etwa 2008: “Enge Abstimmung bei divergierenden Lösungsansätzen”. Nationales Interesse, die spezifische Situationsdeutung und Innovationsfähigkeit beeinflussten die Positionen in den bilateralen Verhandlungen, von denen der Erfolg des Managements der Eurokrise in Europa abhängt. Jean-Nicolas Brehon und Robert Kaiser nehmen “Die Vorbereitung der mittelfristigen EZU-Finanzplanung – Ambivalente Rolle des institutionalisierten Bilateralismus” unter die Lupe und zeigen, wie unter dem Druck der Ereignisse und aufgrund des Einigungswillens auch Formen und Strukturen des Zusammenarbeit zugunsten des gemeinsamen Erfolges erfolgreich modifiziert wurden, zugleich geben sie Grenzen zu erkennen, weil die gemeinsamen Prozesse (Blaesheim-Prozess) sich nicht ohne weiteres auf Europa übertragen lassen.

Auf dem Gebiet der Sicherheits- und Außenpolitik bedauern Clare Demesmay und Katrin Sold die “Reaktionen auf den Arabischen Frühling – Kleinster gemeinsamer Nenner statt innovativer Kompromisse”. Hier gibt es Nachholbedarf, und man darf ihren Beitrag als Aufgabenkatalog für ähnliche künftige Situationen verstehen. Stephan Mertens und Julien Thorel untersuchen die “Dissonanzen bei der Union für den Mittelmeerraum – Politische Konflikte und diplomatische Lösungen” und unterstreichen die besondere Rolle des Élysée-Palastes und des Bundeskanzleramtes bei der gemeinsamen Entscheidungen und der Entschärfung von Spannungen in den diplomatischen Kommunikationskanälen. Auch bei der Abstimmung bei einem andern Konflikt, wie Laure Delcour und Elsa Tulmets zeigen: “Die deutsch-französischen Beziehungen im russisch-georgischen Konflikt – Parallel laufende diplomatische Initiativen”, werden gravierende Defizite im Rahmen der deutsch-französischen Kooperation erkennbar: “Schließlich scheinen die deutsch-französischen Kommunikationsmechanismen für internationale Krisensituationen nicht geeignet zu sein…” (S. 117)

Die Energie- und Umweltpolitik ist Anlass für Severin Fischer eine zunächst stärkere aber nach 2008 abnehmende Kooperation (S. 121) zu konstatieren. Das Thema Atomkraft scheint die Konsensbemühungen weiter zu schwächen. Michel Cruciani und Sabine von Oppeln loten in ihrem Beitrag “Deutsch-französische Gegensätze und europäische Kompromisse” aus: Der hohe Grad der Sicherheitsanforderungen beiderseits des Rheins sei den politischen Eliten bewusst, aber hinsichtlich der Grundausrichtung der Energiepolitik gibt es weiterhin erhebliche Gegensätze, die vor allem auf der Arbeitsebene notwendige und wohl auch aussichtsreiche Kompromiss- und Konsensfindungsfähigkeit nach sich ziehen. (vgl. S. 139) Auch bei diesem Themenblock gibt es eine Fallstudie: Stefan C. Aykut und François Michaux analysieren “Die EU-Verordnung zur Verminderung der CO2-Emissionen von Personenkraftwagen Deutschland und Frankreich zwischen Konfrontation und Kooperation”: Sie konstatieren, dass das institutionelle Gefüge der deutsch-französischen Institutionen wie die Botschaften oder der Deutsch-Französische Umweltrat bei der Lösung dieser Frage keine große Rolle gespielt haben. (vgl. S. 157) Erfolg kam vor allem durch vielfältigen Kontakte auf allen Ebenen, eben die personelle Verflechtung zwischen Berlin und Paris. Lena Bendlin untersucht den “Gipfel von Kopenhagen” (2009). Ihr Untertitel “Eine defensive deutsch-französische Partnerschaft” resümiert ihr Fazit.

Als Fazit dieses Bandes dient der vierte Teil: Integration und Vertiefung. Die “Lösung der Verfassungskreise” ging nur gemeinsam: “Vom französischen “Non” zum Vertrag von Lissabon”. Barabara Kunz und Maxime Lefebvre. Interessant mit welcher Behutsamkeit hier die Autoren das Gewicht und die Kooperationsfähigkeit der beiden Partnern in schwierigen Momenten analysieren und gewichten. Dabei fällt wieder auf, wie wichtig und bestimmend immer noch das persönliche Verhältnis von Präsident und Kanzlerin ist. Marion Gaillard und Nele Wissmann sind sich nicht ganz sicher, ob der “Vertrag von Prüm” (2005) wirklich das “Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich” ist. Die Spannungen und Missverständnisse bei diesem Prozess deuten auf Verstimmungen hin, die aber von den Autoren auch wieder als normale Begleiterscheinungen im prinzipiell erfolgreichen deutsch-französischen Dialog gewertet werden. Schließlich untersuchen Clarie Demesmay, Martin Koopmann und Julien Thorel die “Möglichkeiten und Grenzen einer Werkstatt: Perspektiven der institutionellen deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Europapolitik. Ihr Urteil: Ein Befriedigend, aber auch kein Gut. Die beiden Partner verfügen über alle gemeinsamen Voraussetzungen, aber es mangelt in der strategischen gemeinsamen Planung. (vgl. S. 219) Der hohe Grad der gemeinsamen Verflechtung oder “Verzahnung der Institutionen” stößt immer wieder an Grenzen. Der Anpassungsprozess ist nicht immer auf der Höhe der aktuellen Notwendigkeiten. “Beide wissen viel, wollen, sollten viel, sie haben gute Voraussetzungen und müssen sich aber noch viel mehr anstrengen, um ihre gemeinsame Ziele zu erreichen, ” könnte man nach der Lektüre dieses Buches für Berlin und Paris in ihr Zeugnis schreiben.

Heiner Wittmann


Auf dem Frankreich-Blog:                       www.france-blog.info
62 Artikel zum deutsch-französischen Jahr 2012/2013
Angela Merkel und François Hollande gratulieren zum 50. Jahrestag des DFJW / OFAJ
Appell der deutschen und französischen Jugend an die Politik
Appel de la Jeunesse française et allemande aux responsables politiques
Discours du Premier ministre pour les 50 ans de l’Office franco-allemand pour la jeunesse


Die politische und wirtschaftliche Zukunft Europas

Christian de Boissieu, Jean-Hervé Lorenzi,
Et si le soleil se levait à nouveau sur l’Europe ?
Paris Fayard 2013. ISBN 9782213678177

Woher kommt es eigentlich, dass europäische Politik durch die Europäer selbst immer so pessimistisch betrachtet wird? Eurokrise, wirt-schaftliche, politische Krisen. Krisen überall! Aber warum eigentlich? Folgt man den Autoren der Beiträge dieses Bandes, so besteht dazu aufgrund des Reichtums unseres Kontinents nur wenig Anlass: “Il faut résolument dénoncer une vision défaitiste et fausse de l’Europe. Son prétendu déclin n’a rien de définitif, ” steht im ersten Satz auf dem Klappentext dieses Buches. Nichts ist verloren, aber an einigen Ecken müssen wir doch schon ein wenig aufpassen.Im übigen wird nach der Lektüre dieses Bandes deutlich, außer der Euro-Krise gibt es auch an einigen anderen Stellen Anlass zu Sorge, aber nur wenn nichts geschieht. Zuallererst wollen die Autoren dieses Bandes an die Chancen und die Trümpfe unseres Kontinentes erinnern. Und das ist dringend notwendig, da aus der Politik beiderseits des Rheins wenig Visionäres zu Europa kommt. Wir Europäer wuchern nicht mit unsere n Pfründen, sondern klagen auf einen ziemlich hohen Niveau.

Die beiden Herausgeber J.-H. Lorenzi und Ch. de Boissieu bezeichnen ihr Buch als eine Herausforderung, weil ihre Autoren die Europapoliitk gegen den gewohnten Strich bürsten. Es geht nicht um einen Blick zurück, sondern sie präsentieren das Zukunftsprojekt Europa. Besteht man auf einem Rückblick, darf man sich daran erinnern, dass dieser Kontinent die Demokratie erfand, die industriellen Revolutionen lancierte und damit ein Wissen schuf, dass heute mit einer besorgniserregenden Situation fertig werden muss: “Certitudes absurdes, incertititudes profondes, incohérences tragiques et convergences nécessaires,” (S. 11) Absurd: Europäischer Anteil am BSP auf Weltniveau 5 % und damit einen Niedergang Europas als sicher darstellen. Die demographische gibt zu Sorgen Anlass, das muss Europa keineswegs von einem neuem Aufschwung abhalten. Incohérences tragiques: Man sieht den EuroO als Erfolg an und genießt Europa als erste Handlesmacht in der Welt, es gibt aber (noch) keine Regulierungsmechanismen für den Euro und Europa lernt die Haushaltsdisziplin erst langsam. Alle schlagen Lösungen vor, es gibt keine gemeinsamen Visionen. Konvergenz ist das Stichwort, dass die Autoren dieses Bandes dem üblichen europäischen Pessimismus, der für sie keine seriösen Begründung vorweisen kann, entgegensetzen wollen.

Drei Teile: I: Was wäre wenn der “Déclinisme” das Gerede vom europäischen Niedergang ein Irrtum wäre?, II. Und wenn Europa widerstehen würde? und III. Wie wäre es wenn Europa sich eine Zukunft konstruieren würde?

Um es gleich zusagen. Europa hat alle Trümpfe. 28 Mitglieder, viele von ihnen haben eine gemeinsame Währung. Statt auf gemeinsame Perspektiven und Erfolge zu pochen, versuchen die Kritiker nationale Egoismen zu wecken.

Olivier Pastré stellt uns Europa 2025 vor. 2021 haben sich Frankreich und Deutschland vereint. Sein Aufsatz ist ein echter Fahrplan auf dem Weg zu diesem Ziel, das schließlich auch eine wirklich europäische Industriepolitik ermöglicht. (> www.france-blog.info/expertenkommission-das-grundgesetz-in-deutschland-und-die-verfassung-in-frankreich, 1. April 2013) Andrew Moravcsik fragt sich, warum Europa mit einem höheren Einfluß, 2. Militärmacht nach den USA in der Welt als China nicht mehr aus seiner Situation mache. Ordnung und Frieden in Europa machen die Macht seiner Zivilgesellschaft aus, die ihresgleichen in der Welt sucht. Aber die Europäer unterschätzen sich und den Euro, weil ihnen seine Erfolge nicht bewußtgemacht werden.

Anne-Marie Slaughter berichtet über die Beziehungen Europas mit Asien, so wie Manio Shankir Aiyar seinen Beitrag mit “L’Inde, fantasme d’une menace” überschrieben hat. Masahiko Aoki berichtet aus China und Martin Ziguélé zeigt wie Europa aus afrikanischer Sicht gesehen wird: Er setzt auf den Wissenstransfer nach Afrika. Jean Pisani-Ferry erinnert daran, dass Europa schon immer eine Art Forschungsinstitut für die internationalen Beziehungen gewesen sei, in dem es alle nur denkbarne Regierungsformen ausprobiert habe. Europa habe einen Multitlateralismus entwickelt, der sogar dem der USA voraus sei. Außerdem habe sich Europa erfolgreich als globaler Regulierer betätigt, wo internationals Regeln fehlen, (Vgl. S. 81): “Aucun autre pays ou groupement de pays n’est aujourd’hui en mesure de contribuer de la même manière à la constuction de la gouvernance mondiale.” (S. 83)

Patrick Artus dringt auf mehr Wachstumspolitik, da wo sie möglich ist, im Sinne eines Strategiewechsels in der Euro-Zone, die aber möglicherweise nicht eingeleitet wird, weshalb er mit einer Fortsetzung der Zinssatzpolitik rechnet. Auf diese Weise werde die Eurokrise nicht beendet. Pascal Lamy fragt, ob der Euro überbewertet sei? Christian de Boissieu fürchtet strukturelle Defizite, wenn der FMI nicht mehr Kompetenzen erhalte, während Jean-Paul Betgbèze die Schlüsselposition der EZB hervorhebt. Will die Euro-Zone überleben, wird man um die Steuerharmonisierung nicht herumkommen, meint Alain Trannoy. Hervé LeBras erinnert an die demographischen Entwicklungen und ihre Auswirkungen in Frankreich und Deutschland. Thierry Weil et Pierre-Noël Giraud plädieren für eine Industriepolitik und erinnern an den > Rapport Gallois.

Europa muss sich auf den Weg in die Zukunft machen und seine Entwicklung aktiver in die Hand nehmen, seine Trümpfe ausnutzen und sich nicht treiben lassen. Unsere Politiker sprechen von Krisen und verwalten Europa, was ihnen aufgrund unserer vielfältigen Ressourcen gut gelingt. Sie formulieren aber keine Visionen, wo die Reise hingehen soll. Diesen Defiziten setzt Philippe Aghion die Herausforderung einer besseren Bildung in den Hochschulen und im Sekundarbereich entgegen. Diese Ausbildungsstätten sind für ihn der entscheidende Wachstumsfaktor. Philippe Trainar ist der Überzeugung, Europa muss wieder lernen, Risiken auf sich zu nehmen. Jean-Louis Georgelin erinnert an die Notwendigkeit einer koordinierten Verteidigungspolitik in Europa. Aber bisher zögern die Nationen, Souveränitätsrechte abzugeben. Die Globalisierung stellt Europa vor neue Aufgaben, die es mit der aktuellen Situation nicht beantworten kann, zugleich profitiert Europa immer noch vom Atlantischen Bündnis. Auch Hubert Védrine wendet sich mit Nachdruck gegn die Unterbewertung einer einheitlichen europäischen Außenpolitik. Eine entscheidende Perspektive für den in diesem Band geforderten Aufbruch Europas sehen Jacques Mistral und > Henrik Uterwedde im deutsch-französischen Einverständnis. Sie beschreiben in Ihrem Beitrag die gemeinsamen Iinteressen der beiden Staaten wie auch ihre unterschiedlichen Wirtschaftsvorstellungen. Zugleich skizzieren sie auch, wie beide Staaten sich annähern werden: Präsident Hollande unternimmt alles, um das Gleichgewicht der öffentlichen Finanzen wiederzuerlangen, wobei die beiden Autoren sich nicht sicher sind, ob die französischen Anstrengungen in Berlin wirklich verstanden werden. Ihr Urteil über die Maßnahmen der Regierung in Paris führt sie zu der Forderung, dass es jetzt an der Zeit sei, den deutsch-französischen Motor wieder zu starten. (Vgl. S. 230) Kemal Dervis blickt auf die Wahlen zum Eurpopaparlament im Mai 2014: “Gérer la Grande Europe.” Pierre Jaquet (“Renouer avec la ‘grande politique'”) setzte sich für einen Ausgleich zwischen nationalen und internationalen Zielen ein.

Heiner Wittmann

1 2 3