Können Schüler mit Hilfe des Computers besser lernen?

Können Schüler mit Hilfe des Computers besser lernen?
Rolf Plötzner, Timo Leuders, Adalbert Wichert (Hrsg.)
Lernchance Computer.
Strategien für das Lernen mit digitalen Medienverbünden
> Waxmann, Münster 2009.
ISBN 978-3-8309-2216-2
Beim Konzipieren und Herstellen von Computerprogrammen für die Schule stießen wir schon in den 90er Jahren tagtäglich auf ein immer wieder kehrendes Problem. So ausgetüftelt diese PC-Programme auch waren, sie mußten immer möglichst viele Antworten des Schülers kennen, um ihm ein Feedback geben und dazu beitragen zu können, seine Lernleistung zu verbessern.

Dieses grundlegende Problem ist auch heute noch nicht perfekt gelöst worden. Aber die Lernforschung hat erhebliche Fortschritte gemacht, und der Band Lernchance für den Computer dokumentiert diesen Fortschritt im Bereich der Mediengestaltung und der Mediennutzung. Dazu kommen Medienverbünde, also die gemeinsame Nutzung von Texten, Bildern, Videosequenzen und Simulationen. Daraus werden Lernstrategien abgeleitet, die sich aber auch heute noch daran messen lassen müssen, inwieweit sie dem Schüler eine sinnvolle Rückmeldung geben können.

Helmut Felix Friedrich untersucht das Lernen mit Texten. Sein Beitrag macht den Verwendung des Computers im Lernprozess einsichtig. Der Schüler ist in diesem Fall von keinem Feedback abhängig, er benutzt die PC-Technik als ein echtes Hilfsmittel. Die vielen Anregungen für die Arbeit mit Texten und Lesestrategien vermitteln hier wichtig Einsichten in die Methoden, wie Schülern die Aneignung von Texten vermittelt werden kann. Tina Seufert untersucht das Verhältnis von Text und Bild: Lernen mit multiplen Repräsentationen – Gestaltungs- und Verarbeitungsstrategien. In diesem Sinn analysieren Maria Bannert und Peter Reimann das Metakognitive Fördern des Lernens mit digitalen Medien durch Prompting-Maßnahmen. Auch die beiden folgenden Beiträge über das Strategische Lernen mit interaktiven digitalen Medienverbünden lösen sich vom Problem des Programm-Feedbacks und konzentrieren sich auf die Initialisierung von Lernprozessen. Die Beiträge Lernen mit informierenden Bildern in Texten und Lernen mit illustrierten Texten können die Krux eines Sammelbandes nicht verbergen. Es entsteht hier der Eindruck einer gewissen Redundanz, die sich aber beim genauen Lesen wieder relativiert. Die Autoren dieser Beiträge stellen unterschiedliche Ansätze vor, die für die Entwicklung des Designs von Lernprogrammen sehr nützlich sein können. Ihre Anmerkungen gehen weit über bloße Designüberlegungen hinaus und stellen alle Facetten des komplizierten Verhältnisse von Texten und Bildern vor, das übrigens vom Fernsehen heute mit seinem ihm als Medium inhärenten Drang immer Bilder zu zeigen kaum noch beachtet wird. Besonders Berthold Metz und Adalbert Wichert zeigen, mit den Illustrationen ihres Beitrags wie Bilder in Texten funktionieren.
Die Animationen und Simulationen sowie Ausdifferenzierungen im Rahmen des kooperativen Lernen lösen sich ebenfalls von einschlägigen Lernprogrammen und nutzen den Computer als ein Medium unter anderen. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Zeit der Lernprogamme oder des programmierten Lernens vorbei ist. Dafür spricht auch das Lernen durch Gestalten von digitalen Medien, das Elmar Stahl erläutert. Das eigene Erstellen von Inhalten mittels der Computertechnik eröffnet neue didaktische Dimensionen, deren Wert für den Lernprozess von Stahl hier so einleuchtend dargestellt. Zum Abschluss untersuchen Alwine Lenzner und Wolfgang Stotz das Aktivieren von Lernstrategien durch Bilder. Vergleicht man diesen Beitrag mit den Ausführungen von Elmar Stahl beginnt man hier die Einbeziehung der Schülerperspektive zu vermissen. Die Lernstrategien mit Hilfe von Bildern werden hier in der Hoffnung vorgestellt, dass die Schüler auf sie ansprechen werden. Alle Erkenntnisse von Web 2.0, die vielleicht auch als Lernen 2.0 einmal in die Didaktik aufgenommen werden, regen die Beteiligung der Schüler schon bei die Initiierung von Lernprozessen an. Auf diese Weise fällt auf, dass das Web 2.0 in diesem Band keine Rolle spielt. Es muss aber auch nicht extra genannt werden, da alle hier vorgetragenen theoretischen Überlegungen sich als Grundlagen vorzüglich dazu eignen, auch den Einsatz des Internets für das Lernen 2.0 zu untersuchen. Vgl dazu:

 

 

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Heiner Wittmann