Rezension: Lutz Küster, Prendre la parole
Lutz Küster hat beim Friedrich Verlag den Band > Prendre la parole mit dem Untertitel Reflexive und übende Zugänge zum Sprechen im Französischunterricht herausgegeben. Es geht um “Kompetenzorientierte Sprechförderung im Französischunterricht”. Die Beiträge der Autorinnen und Autoren in diesem Band (Liste S. 134 f.) sind aus ihrer gemeinsamen Arbeit in der Sektion Französisch der > Sektion Französisch der > Klett Akademie für Fremdsprachendidaktik hervorgegangen.
In allen Phasen des Sprachunterrichts sollen die Schüler eine möglichst hohen Sprechanteil bekommen. Viel hängt dabei von den Unterrichts- und Sozialformen ab, wie können die Schüler zum Sprechen angeregt werden, welche Unterrichtsszenarien fördern ihre Sprechanteile? Mit dem Sprechen allein ist es nicht getan, denn weil es im Rahmen von Sprachunterricht stattfindet, steht die Kompetenzentwicklung (Abschnitt 3) im Vordergrund. In diesem Band werden dazu grundlegende Überlegungen vorgetragen: Von psycholinguistischen Grundlagen (Daniele Caspari) unter Berücksichtigung des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens und der Bildungsstandards bis zur “Sprachbewusstheit und Sprachlernbewusstheit im Kontext fremdsprachlichen Sprechens” (Leo Küster). Mit diesen Beiträgen schaut man auch in die Werkstatt der Lehrbuchkonzeption, da hier die theoretischen Grundlagen für Überlegungen vorgestellt werden, die die Lehrbucharbeit der beteiligten Autoren und Verlage ganz direkt beeinflussen. Trotz aller Theorie geht es hier auch um ganz konkrete Unterrichtssituationen, Z. B. um die Diskussion zwischen Einsprachigkeit und Mehrsprachigkeit (Daniela Caspari, Birgit Schädlich). Die Autoren schlagen mit guten Gründen eine “reflektierte Mehrsprachigkeit” (S. 40) vor.
Die konkrete Umsetzung der theoretischen Überlegungen in die Praxis auf mehreren Ebenen wird im vierten Abschnitt thematisiert: Lehrwerksgestaltung, Lernaufgaben im Anfangsunterricht, Sprechen in der Unterrichtsinteraktion. Eine besonderer Augenmerk liegt auf der Förderung der Sprechkompetenz mit Hilfe der digitalen Medien. Die knappe Darstellung ist sehr wohltuend. Die vorgestellten Ideen für die digitale Unterstützung bei der Formulierung von Sprachabsichten sollten Lehrer inspirieren, digitale Medien in ihrem Unterricht mit Erfolg einzuplanen. Die Tipps für Schüler, selber mit digitalen Medien zu arbeiten, kommen nicht zu kurz und sollten ihnen von ihren Lehrern vermittelt werden.
Bildungstheoretische Grundlagen und ihre Umsetzung in der pädagischen Praixs zeichnen diesen Band aus. In der Gestaltung und im Layout ist er etwas karg geraten, dafür hält er sich an das Wesentliche, was Referendare bei der Ideensuche für ihren Unterricht schnell merken werden. Und für erfahrene Lehrer bietet dieser band wertvolle Hinweise die eigene Unterrichtspraxis zu hinterfragen und zu erneuern.
Lutz Küster war Gesamtschullehrer für Französisch und Spanisch, Fachhochschulprofessor und Oberschulrat, bevor er 1999 Hochschullehrer für die Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen wurde. Nach Zwischenstationen in Hamburg, Dresden und Bremen war er von 2004 bis zu seiner Pensionierung 2018 für das Fachgebiet an der Humboldt-Universität zu Berlin verantwortlich. In den Jahren 2012 bis 2018 leitete er die > Sektion Französisch der > Klett Akademie für Fremdsprachendidaktik.
Lutz Küster (Hrsg.)
> Prendre la parole.
Reflexive und übende Zugänge zum Sprechen im Französischunterricht
ISBN: 978-3-7727-1384-2
Friedrich Verlag, Hannover: Juni 2020