Rezension: Jens Olaf Koch, Herr Tschie und ich
Nachdem unsere Blog-Redaktion in den letzten Monaten so oft über ChatGPT und Künstliche Intelligenz geschrieben hat, kommt dieser Band mit dem Untertitel „Meine bizarren Begegnungen mit der Überflieger-KI ChatGPT“ gerade richtig. Der Untertitel könnte auch lauten, wie prompte ich richtig? Oder wozu kann man den Bot befragen?
Jens Olaf Koch hat ChatGPT zu seinem Gesprächspartner gemacht und berichtet über seine vielfältigen Begegnungen mit der Maschine und entwickelt damit eine sehr nützliche Anleitung, wie man durch Befragungen (Prompting) das Beste (oder das Dümmste) aus diesem Bot herausholen kann.
Man sagt der Maschine: Du bist Herr Rilke und schreibe mir bitte Gedicht, so, als wenn Du Herr Rilke. Funktioniert das nicht auf Anhieb, kann man mit weiteren Bitten oder Befehlen, also mit Prompten, den Bot bitten, seine Antworten zu präzisieren: „Das Gedicht soll nur 8 Zeilen lang sein“. Lautgedichte mit Jandl-Touch kann der Bot auch hersagen.
S. 36-44: hier stehen ein paar nützliche Grundbegriffe, mit denen man die Funktionsweise des Bots verstehen oder zumindest erahnen kann. Manchmal halluziniert er und wie Professor Ralf Krüger völlig zutreffend erklärte, ChatGPT halluziniert immer. Unsere Redaktion nannte es, Wortwahrscheinlichkeiten ausrechnen, welches Wort könnte statistisch gesehen zu einem anderen Wort passen.
Die Kunst des Instruierens (Prompting) bekommt noch ein eigenes Kapitel, um einige Feinheiten zu erklären. Ein Kapitel zu „trans-universale Fremdsprachen“ zeigt erstaunliche Fähigkeiten, mit denen Herr Tschie alias ChatGPT viel Kreativität beweist. Dann wird u. a. die „dynamische Prompt-Generierung per Skript“ erklärt… mit tatsächlich erstaunlichen Ergebnissen. Herr Tschie kann auch ein Patient sein, man muss es ihm nur sagen, dann kann er seine Krankenakte Herrn Freud vorlesen: S. 106-127.
Stimmt das alles? Also Faktencheck… aber an dem muss noch ein wenig gearbeitet werden. Ist der Bot gar ein Fabeltier? Ein Denkpfau? Vgl. S. 131 ff. Und wie steht es um die Selbstidealisierung?
Wenn Sie ein Buch über die KI schreiben, ist es es ganz leicht, mit dem Bot darüber zu diskutieren. gerne schreibt er auch das Vorwort zu Ihrem Buch: S. 159-164.
Im Kapitel 23. Neuer Zauberlehrling. Eine Adaption steht Wissenswertes zur Funktion des Bots als Literaturlehrer: S. 165-215.
Kann man den Spieß herumdrehen und sich als ChatGPT 5 ausgeben? S. 216-223.
Manches ist sehr skurril, aber Jens Olaf Koch legt hier doch eine gelungene Anleitung zum Prompting vor, mit der man die Kunstwelt der Bots entdecken kann und zugleich versteht, dass die Bots sich nichts ausdenken können, sie brauchen nur einen Anstoß, einen Prompt, um dazu passende Wörter zu finden. Bedenkt man allerdings, dass man den Bot auch zum Gesprächspartner machen kann, ergeben sich daraus wirklich viele (unsinnige) Spielereien. Interessant sind die Funktionen und Fähigkeiten des Bots, sich in Fremdsprachen zu bewegen. Dadurch dass er Zusammenstellungen von Wörtern, was wir als Texte bezeichnen, aufgrund von Wortähnlichkeiten oder -wahrscheinlichkeiten herstellt, ist er vorzüglich für Wortlisten jeder Art geeignet.
Jens Olaf Koch
Herr Tschie und ich
Meine bizarren Begegnungen mit der Überflieger-KI ChatGPT
Köln: ÄiAi-Verlag 2023
ISBN: 9783910859050