Rezension: Dominique Berthet, L’imprévisible rencontre. L’autre, le lieu, l’art

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Dominique Berthet
L’imprévisible rencontre
L’autre, le lieu, l’art
Collection Arts et esthétique
Point-à-Pitre : Presses Unversitaires des Antilles 2024
170 p.
ISBN: 9791095177845

Rezension und Nachgefragt: Jean-Noël Jeanneney, Antoine Sahler, Chansons pour mémoire

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Jean-Noël Jeanneney, Antoine Sahler
> Chansons pour mémoire
Éditions des Équateurs
Paris 2023
ISBN: 978-2-3828-4578-3
95 Seiten – EUR 17.00

Rezension: Jean-Noël Jeanneney, Une république française 1870-1940

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Jean-Noël Jeanneney

Jean-Noël Jeanneney
> Une République française 1870-1940.
Paris: Bouquins 2024
1344 Seiten
EAN : 9782382924181

Rezension: Wolf Wagner, Tatort Universität Vom Versagen deutscher Hochschulen und ihrer Rettung

In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 3. Januar 2022 hat Heike Schmoll völlig zu Recht „Die Lage der Geisteswissenschaften“ unter dem Titel „Deutschland in der Bildugnskrise“ beklagt: „Seit 2010 haben sich die Studentenzahlen in den Geisteswissenschaften international fast halbiert. Auch in Deutschland gibt es einen erheblichen Rückgang um etwa 40 Prozent zwischen 2014 und 2023.“

Vorbemerkung: Die >Sommeruniversität in Rinteln bot von 2009-2025 die Gelegenheit, mit Schülern das Studieren zu üben: Jeden Tag ein anderes Fach! Täglich eine Vorlesung zu einem Thema gefolgt von einer Übung und einem Seminar um den Schülern zu zeigen, wie man Romanistik, Geschichte oder Politische Wissenschaften studiert. – Mit diesem Blogbeitrag erinnere ich auch an meinen Doktorvater Professor > Dirk Hoeges (1943-2020), der mir an der Universität Bonn die Romanistik von den Chronisten des Mittelalters bis zu Camus und Sartre gelehrt hat. Es war die ganze Bandbreite dieses Faches mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Geschichte, also der Kulturwissenschaft

Die folgende Rezension wird aus gegebenem Anlass hier wieder veröffentlicht. Sie erschien als Lesebericht am 9. März 2010 auf dem damals vier Jahre alten Blog von Klett-Cotta, der 2022 eingestellt wurde. Eine große Zahl der > Blogartikel unserer Blog-Redaktion wurde Ende 2022 auf die neue Website von Klett-Cotta übertragen.

Dem Titel und dem Untertitel dieses Buches Tatort Universität. Vom Versagen deutscher Hochschulen und ihrer Rettung von Wolf Wagner ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Wagners Buch ist eine herbe Kritik am Zustand der deutschen Hochschulen. Er wirft den deutschen Universitäten ein Verharren auf einem niedrigen Niveau in Bezug auf die Bildungsbeteiligung der Bevölkerung vor und kritisiert die damit zusammenhängende Begrenzung der Innovationsfähigkeit. Die deutsche Universität, so Wagner, „weigert sich in weiten Bereichen, die wissenschaftliche Berufsbildung der nächsten Generation zu übernehmen und gefährdet damit auf Dauer das Kreativitätspotential der deutschen Wirtschaft“ (S. 19) das ist einer der Kernsätze, der darauf hinweist, das die Hochschulen in Deutschland sich mit anderen Dingen beschäftigen als mit ihren eigentlichen Aufgaben. Der Bologna-Prozess und die Einführung der Bachelor-Studiengängen mit dem ungeheuren Aufwand der Akkreditierung von Studiengängen (> Akkreditierungsrat) gehören zu den Entwicklungen, die das Studium immer mehr reglementieren und folglich nicht geeignet sind, das Kreativitätspotential der Studenten zu fördern. Vielleicht wird man zu der Einsicht kommen, dass die Normierung der Studiengänge in Europa kein besonderer Geistesblitz war. Gerade die Vielfalt der unterschiedlichen Studiengänge macht(e) den Reiz aus, an eine andere Universität im europäischen Ausland zu gehen.

Aber Wolf Wagner wird noch deutlicher, er wirft der deutschen Universität vor, zu einer „Selbstbezüglichkeit“ zu neigen, „die sie dazu treibt, sich immer mehr von einander und er Wirklichkeit“ abzuschotten, sich in „immer stärker spezialisierte Fachkulturen aufzuspalten, die untereinander weder kommunikationsfähig noch kommunikationswillig sind.“ (ebd.)

Ein wichtiges Stichwort des Autors ist Kreativität. Sie kann in der Tat gar nicht erst aufblühen, wenn die Studenten einen Stundenplan diktiert bekommen, der wie die Verlängerung der Schule wirkt. Selbständigkeit, Lust an individueller Problemlösung, Neugier statt theoretischer Tiefbohrungen, die das Denken verengen und jede Horizonterweiterung scheitern lassen, sind für das, was Wagner das „verrückte Denken“ nennt, notwendig. Der aufgeblähte Bürokratismus der Bachelor-Studiengänge,der den Professoren und Studenten an der Universität Kraft und Zeit raubt, bringt die Studenten nicht dazu, für ihr Fach zu „glühen“. Mit Bologna ist auch der Bildungsbegriff der Universität verändert werden. Jetzt geht es um Kompetenzen und um abfragbare Inhalte (Stichwort „Module“, „Leistungspunkte“, „ECTS“), die sich wunderbar evaluieren lassen: „Mit dem Verlust der Humboldtschen Menschenbildung als zweckfreies Realisieren der eigenen besten Möglichkeiten wurde auch der letzte Rest an verrücktem, kreativen Denken aus der deutschen Hochschule eliminiert, und übrig blieb alleine das exakte Denken.“ (S. 87)

Nachdem die Kultusministerkonferenz (KM) am 15. Oktober 2009 die Hürden für ein 8-semestriges Bachelor-Studium beseitigt hat, plädiert Wagner für das Angebot eines „Kreativjahres“, (S. 99-101)mit dem das Verhältnis von Bachelor und Master überdacht und modifiziert werden kann.

Und dann noch ein Wort zur Mobilität, die durch den Bologna-Prozess in Gang gesetzt werden sollte. Wagner meint, der Rahmen dieses Prozesses würde dem nicht widersprechen, aber er macht die Modularisierung und die Prüfungsausschüsse dafür verantwortlich, „dass nur mit den eigenen Modulen identische Veranstaltungen anerkannt werden“, (S.108) die die Mobilität ersticken. Wer hat sich eigentlich den Begriff „Modul“ ausgedacht, und ist man sich bewusst, was man damit angerichtet hat? Da werden doch möglicherweise Lehrinhalte gestutzt und zurecht geschnitten, damit sie in ein Modul passen?


> duz – Unabhängige Deutsche Universitätszeitung 3/2010: 10 Jahre Studienreform durch Bologna: Stadtführer durch Bologna


Wolf Wagner hat ein kritisches Buch verfasst, aber er beweist auch seine Sachkenntnis und ist mit den Problemen, z.B. des Verhältnisses von Lehre und Forschung bestens vertraut. Er legt keine Kritik oder Ablehnung in Bausch und Bogen vor, sondern analysiert detailgetreu die Schwachstellen des Bologna-Prozesses und zeigt Lösungsansätze auf. Das Buch richtet sich an Hochschullehrer, an alle, die irgendeiner Form mit der Organisation der Hochschullehre betreut sind und an die Studenten, denen hier auch Wege aufgezeigt werden, das Beste aus ihrem Studium zu machen.

Wolf Wagner stammt aus Tübingen. Nach dem Studium in Tübingen, Bonn und Berlin wurde er an der Freien Universität Berlin 1976 Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich 1979. Bis 1992 war wer Freier Therapeut in Tübingen und Berlin. Bis 2009 war er Professor für Sozialwissenschaften und Politische Systeme am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Erfurt, dort Prorektor und Rektor bis 2005. Seit September 2009 lebt er in Berlin.

Wolf Wagner
Tatort Universität   Leider vergriffen.
Vom Versagen deutscher Hochschulen und ihrer Rettung
Stuttgart: Klett-Cotta 2010
188 Seiten
ISBN: 978-3-608-94614-7


Das waren noch Zeiten, als ich von 209-2015 in der Sommeruniversität von Rinteln mit den Schülern das Studieren der Geisteswissenschaften ausprobieren durfte. Viele Themen aus dem Bereich der Literaturwissenschaft, um das fach Romanistik vorzustellen.

Z.B. > Das Studieren ausprobieren: Sommeruniversität in Rinteln – 30.7.-5.8.2011
Thema: Was soll man studieren? Naturwissenschaften oder Geisteswissenschaften?

Oft sind es die Lieblingsfächer in der Schule, vermutete Eignungen oder gar nur ein mehr oder weniger diffuses Bauchgefühl, das den Ausschlag gibt. Vielleicht sind es die großen Bücherstapel der Geisteswissenschaftler, die manche zu den Naturwissenschaften führen, auf der anderen Seite ist es vielleicht gar die Furcht vor Mathe und Statistik, die andere in die Hörsäle der Geisteswissenschaftler führt.
Die Naturwissenschaften untersuchen Vorgänge und Erscheinungen in der belebten und unbelebten Natur. Ihre bevorzugten Arbeitsmittel sind die Beobachtung und das Experiment. Die Geisteswissenschaften untersuchen die Welt, die Handlungen der Menschen, politische oder gesellschaftliche Ereignisse, Perspektiven und Alternativen.
Dieser Einführungsvortrag stellt ausgewählte Inhalte der Naturwissenschaften und der Geisteswissenschaften vor.
Ort: Termin: Samstag, 30.07.11, 16.15 – 17.30 Uhr

Rezension: Deise Quintiliano, A estética de Sartre

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Deise Quintiliano,
> A estética de Sartre
Rio de Janeiro: 7Letras 2024
ISBN 978-65-5905-774-0

Groupe d’Études Sartriennes : Appel à communications. Colloque annuel du Groupe d’Études Sartriennes 2025 à Paris

Le Groupe d’Études Sartriennes (GES) lance son appel pour le colloque annuel qui se tiendra les vendredi 20 et samedi 21 juin 2025 à Paris.

Le GES, qui réunit chaque année une soixantaine de spécialistes de Sartre (universitaires ou non), souhaite soutenir le développement des perspectives nouvelles sur cette œuvre majeure, de permettre aux enseignants et aux chercheurs de présenter leurs travaux en cours et de promouvoir les études sartriennes à un niveau national et international.

Le GES propose aux enseignants et chercheurs débutants ou confirmés de soumettre une proposition de communication scientifique originale portant sur la pensée et les écrits de Sartre (littérature, philosophie, textes politiques), ou dont l’objet (auteur, question) est en relation directe avec ceux-ci.

Pour l’édition 2025, le GES propose deux séries de propositions de communication portant sur « La contingence » et Les Séquestrés d’Altona. Toutes les propositions extérieures aux deux thèmes proposés sont également les bienvenues, au titre de « varia ».

Zum Herunterladen: > Appel à communications GES 2025

Diskussion um eine Wahlrechtsreform in Frankreich. Rezension: Rezension: Julien Jeanneney, Contre la proportionnelle

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Julien Jeanneney
> Contre la proportionnelle
Collection Tracts (no 61)
Gallimard
Erscheint am 21-11-2024

Rezension: Aliocha Wald Lasowski, Réhabilitons Sartre

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Aliocha Wald Lasowski,
Réhabilitons Sartre.
Biographie critique et contextuelle d’un penseur du XXe siècle
Paris: Frémeaux et associés 2024.
ISBN 978-2-84468-970-2

Neuerscheinung: Jorge Muñoz Navarro, Contigo, hablar del mundo es misterioso. Poemas en Berlín.

Unsere Blogredaktin hatte die Ehre, wieder ein Vorwort für einen Gedichtband von Jorge Muñoz Navarro (Poeta y editor) zu verfassen. Diesmal hat der Autor Gedichte veröffentlicht, die kürzlich auf einer Reise nach Berlin entstanden sind:

„(…)Jorge Muñoz Navarro nos cuenta su viaje en poemas. ¿Juzgue usted mismo? ¿Es un diario o una guía de viajero? Sí, se dará cuenta de que los poemas son superiores a cualquier otra forma. Nos invitan a sacar de ellos mucho más de lo que ocurre con un simple diario de viaje. Un reportaje es algo de lo que se toma nota. El diario narra, pero los poemas nos sugieren impresiones y el lector reconstruye junto con el poeta si se deja arrastrar por su visión.“

Heiner Wittmann

Jorge Muñoz Navarro,
> Contigo, hablar del mundo es misterioso. Poemas en Berlín.
Buscalibre – Autoedición · Tapa Blanda
ISBN 9789564164151

Auf unserem Blog:

> Nachgefragt: Jorge Muñoz Navarro habla de Sonetos a Epicuro. Poesía

> Neuerscheinung: Jorge Muñoz Navarro, Sonetos a Epicuro. Poesía

> Papel Moneda. Revista especializada en poesía N° 4 ist in Chile erschienen

> Papel Moneda. Revista especializada en poesía N° 3 ist in Chile erschienen

Rezension: Jens Olaf Koch, Herr Tschie und ich

Nachdem unsere Blog-Redaktion in den letzten Monaten so oft über ChatGPT und Künstliche Intelligenz geschrieben hat, kommt dieser Band mit dem Untertitel „Meine bizarren Begegnungen mit der Überflieger-KI ChatGPT“ gerade richtig. Der Untertitel könnte auch lauten, wie prompte ich richtig? Oder wozu kann man den Bot befragen?

Jens Olaf Koch hat ChatGPT zu seinem Gesprächspartner gemacht und berichtet über seine vielfältigen Begegnungen mit der Maschine und entwickelt damit eine sehr nützliche Anleitung, wie man durch Befragungen (Prompting) das Beste (oder das Dümmste) aus diesem Bot herausholen kann.

Man sagt der Maschine: Du bist Herr Rilke und schreibe mir bitte Gedicht, so, als wenn Du Herr Rilke. Funktioniert das nicht auf Anhieb, kann man mit weiteren Bitten oder Befehlen, also mit Prompten, den Bot bitten, seine Antworten zu präzisieren: „Das Gedicht soll nur 8 Zeilen lang sein“. Lautgedichte mit Jandl-Touch kann der Bot auch hersagen.

S. 36-44: hier stehen ein paar nützliche Grundbegriffe, mit denen man die Funktionsweise des Bots verstehen oder zumindest erahnen kann. Manchmal halluziniert er und wie Professor Ralf Krüger völlig zutreffend erklärte, ChatGPT halluziniert immer. Unsere Redaktion nannte es, Wortwahrscheinlichkeiten ausrechnen, welches Wort könnte statistisch gesehen zu einem anderen Wort passen.

Die Kunst des Instruierens (Prompting) bekommt noch ein eigenes Kapitel, um einige Feinheiten zu erklären. Ein Kapitel zu „trans-universale Fremdsprachen“ zeigt erstaunliche Fähigkeiten, mit denen Herr Tschie alias ChatGPT viel Kreativität beweist. Dann wird u. a. die „dynamische Prompt-Generierung per Skript“ erklärt… mit tatsächlich erstaunlichen Ergebnissen. Herr Tschie kann auch ein Patient sein, man muss es ihm nur sagen, dann kann er seine Krankenakte Herrn Freud vorlesen: S. 106-127.

Stimmt das alles? Also Faktencheck… aber an dem muss noch ein wenig gearbeitet werden. Ist der Bot gar ein Fabeltier? Ein Denkpfau? Vgl. S. 131 ff. Und wie steht es um die Selbstidealisierung?

Wenn Sie ein Buch über die KI schreiben, ist es es ganz leicht, mit dem Bot darüber zu diskutieren. gerne schreibt er auch das Vorwort zu Ihrem Buch: S. 159-164.

Im Kapitel 23. Neuer Zauberlehrling. Eine Adaption steht Wissenswertes zur Funktion des Bots als Literaturlehrer: S. 165-215.

Kann man den Spieß herumdrehen und sich als ChatGPT 5 ausgeben? S. 216-223.

Manches ist sehr skurril, aber Jens Olaf Koch legt hier doch eine gelungene Anleitung zum Prompting vor, mit der man die Kunstwelt der Bots entdecken kann und zugleich versteht, dass die Bots sich nichts ausdenken können, sie brauchen nur einen Anstoß, einen Prompt, um dazu passende Wörter zu finden. Bedenkt man allerdings, dass man den Bot auch zum Gesprächspartner machen kann, ergeben sich daraus wirklich viele (unsinnige) Spielereien. Interessant sind die Funktionen und Fähigkeiten des Bots, sich in Fremdsprachen zu bewegen. Dadurch dass er Zusammenstellungen von Wörtern, was wir als Texte bezeichnen, aufgrund von Wortähnlichkeiten oder -wahrscheinlichkeiten herstellt, ist er vorzüglich für Wortlisten jeder Art geeignet.

Jens Olaf Koch
Herr Tschie und ich
Meine bizarren Begegnungen mit der Überflieger-KI ChatGPT
Köln: ÄiAi-Verlag 2023
ISBN: 9783910859050

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