L’élection présidentielle 2007


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1 er tour: dimanche, 22 avril et 2ème tour: dimanche 6 mai 2007


Lesetips für die Präsidentschaftswahl in Frankreich:
Internationale Politik
Die Zeitschrift Internationale Politik
bietet in ihrem jüngst erschienenem Aprilheft (4/2007) ein ausführliches Dossier zu den französischen Präsidentschaftswahlen an: Wohin steuert Frankreich?
Internationale Politik

Daniela Schwarzer, Frankreich- und Europaexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin berichtet unter dem Titel Wahl der Willkür über Trends, Themen und Temperamente. Sie zeigt, wie die Kandidaten erst im Wahlkampf ihre Themen schmieden, wodurch auch die hohe Zahl der Unentschiedenen erklärbar wird, und sie zeigt einleuchtend,wie sich die Konturen zwischen rechts und links verwischen. Sie sieht Hoffnungen für François Bayrou, als Wähleralternative angenommen zu werden.

Johannes Wetzel, freier Jurnalist, berichtet über François Bayrou; Rebell der Mitte, der das ‘extreme Zentrum’ (A. Duhamel) neu erfindet. Allerdings zeigt sich der Autor skeptisch, ob das von Bayrou angestrebte Ziel der Einheit wirklich in die politische Landschaft passt, in der gerade die Linke und die Rechte den Mythos der nationalen Einheit bestimmen.

Frank Baasner fragt angesichts des Wartens auf den großen Ruck in Frankreich, ob der der Ausweg VI. Republik? heißt. Die Verkürzung des Mandats des Präsidenten auf 5 Jahre, die Cohabitation, die wohl nicht mehr angemessene Repräsentativität der Assemblée nationale mit ihrem Mehrheitswahlrecht deuten auf einen Reformbedarf der Institutionen hin. Die Situation ist paradox meint er. Nur ein starker Präsident wäre in der Lage, die Machtposition des Parlaments zu stärken.

Daniel Vernet, außenpolitischer Direktor bei LE MONDE, untersucht Frankreichs außenpolitische Vorstellungen, die zwischen dem Beharren auf Tradtionslinien, Realpolitik und Moralismus schwanken: Multipolare Verwirrungen. Er beschreibt den Zick-Zack-Kurs der französischen Außenpolitik, die mit dem “De Gaulle-Mitterrand-Chirac’schen Kompormiss” eigentlich seit dem Ende der Blöcke in Europa und den neuen neuen Herausforderugnen durch die Globalisierung überholungsbedürftig ist.

Dominique Moïsi, Mitbegründer des Institut français des relations internationales (ifri) in Paris und Professor für Internationale Beziehungen am Collège d’Europe in Natolin/Warschau entwickelt einen “Leitfaden: Wie man Weltmacht bleibt, ohne seine Freunde zu ärgern: Knigge für die Grande Nation. Frankreich kann sich nicht aus der Globalisierung ausklinken, und es darf seine Aufgaben nicht vernachlässigen: dazu gehören das transatlantische Verhältnis, der Dialog mit dem Islam und der Klimaschutz. Unter den 7 Ratschlägen an die Adresse Frankreichs ist der Punkt 4 besonders wichtig: Frankreichs Einfluss in der Welt hängt von der eigenen Reformfähigkeit ab. Zudem sind die Innen- und die Außenpolitik immer enger miteinander verbunden. Dazu passt auch, dass der Autor daraufhinweist, dass es nicht darum geht, ob und wie Europa islamisiert wird, sondern, was “Frankreich und Europa zur Aussöhnung der islamischen Welt mit sich selbst beitragen können.”

Martin Koopmann leitet das Programm Frankreich/deutsch-französische Beziehungen in der DGAP und berichtet über die Neuformierung der französischen Europa-Politik. Zaghaft, aber es bewegt sich was, und Berlin sollte dabei Hilfestellungstellung leisten: Brückenbauer gesucht. Er zeigt, die Auswirkungen des Maßerfolgs des Referendums, erinnert aber auch daran, daß man allgemein der Ansicht ist, daß die für die Institutionen relevanten Passagen der Verfassung nicht die Ursache seiner Ablehnung waren. Zwar entwickeln die Kandidaten aus der Analyse der bisherigen Europapolitik unterschiedliche Ansätze, der Autor zeigt aber am Beispiel der Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP), daß auch Berlin sich hier kompromissbereiter zeigen muss.Er traut der PS unter Ségolène Royal neue Ansätze in der Europapolitik zu, er weiß daß Nicolas Sarkozys Haltung in Berlin am besten bekannt ist, glaubt aber, daß François Bayrou u.a. im Bereich von multilateralen europäischen Kooperation ein “hohes Maß an Konsensfähigkeit” zukommt.

Angelica -Schwall-Düren, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für Angelegenheiten der Europäischen Union plädiert für ein europäisches Frankreich Gemeinsam Geschichte schreiben und erinnert mit ihrem Titel an den Erfolg des gemeinsamen Geschichtsbuches (Klett und Nathan).

Henrik Uterwedde, stellvertretender Direktor der Deutsch-französischen Instituts in Ludwigsburg analysiert Frankreichs Wirtschaft zwischen Erneuerung und Beharrung: Revolution auf Raten. Sein Titel ist gut gewählt und bringt die Probleme Frankreichs auf den Punkt: Bemerkenswerte wirtschaftliche Erfolge stehen punktuell strukturellen Problemen gegenüber, wobei eine der Hauptursachen, das staatsdirigistische Modell der Nachkriegszeit tatsächlich seit dem Beginn der achtziger Jahre abgebaut wird – auf Raten. Neue Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen und eine Stärkung des Mittelstandes gehören u.a. zu den vordringlichen Aufgaben.

Eva Sabine Kuntz, Generalsekretärin Deutsch-Französischen Jugendwerks zeigt, wie der Jugend Frankreichs der soziale Abstieg droht:keine Arbeit, keine Zukunft. Der Blues der “Generation Chirac” lautet die Überschrift ihres Beitrags. Sie zeigt die dramatischen Veränderungen der letzten Jahre, die hohe Arbeitslosigkeit, die Auswirkungen der Randale in der Banlieue und der erfolgreichen Proteste gegen den Ersteinstellungsvertrag. In beiden Protestwellen erkennt die Autorin den Wunsch der Jugendlichen, etwas bewegen zu wollen. Der immer schwierigere Berufseinsteig für die Jugendlichen in Frankreich und der daraus entstehende Frust kann das “republikanische und soziale Modell” ins Wanken bringen.

Heiner Wittmann


DokumenteDOKUMENTE. Zeitschrift für den deutsch-französischen Dialog hat seinem 2. Heft / 2007 ein Dossier 50 Jahre Römische Verträge vorgelegt. Außerdem berichten mehrere Autoren über die bevorstehenden Wahlen in Frankreich.

Dokumente

Das paßt gut: ein Dossier, das dem Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge und einer Bilanz der EU gewidmet ist.

Ansbert Baumann ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen und Maître de Conférence am IEP Paris. Er berichtet über Deutsch-französische Impluse vom Elysée-Vertrag bis nach Maastricht, betont die unterschiedlichen Ziele Frankreichs und Deutschland, und weist daraufhin, dass “die Interdependenzen zischen deutsch-französischer Kooperation und europäischen Integrationsprozess … dabei meistens vielschichtig” waren. Dabei wird aber dennoch die Bedeutung der persönlichen Beziehungen zwischen dem Bundeskanzler und dem Staatspräsidenten deutlich, z. B. waren es Schmidt und Giscard d’Estaing, die mit dem EWS einen bedeutenden währungspolitischen Erfolg errangen. Oder 1983 als Mitterrand in Frankreich wirtschaftspolitischen Änderungen einleitet und sich dem Stabilitätskurs der Partner übernahm. Baumanns Artikel ist lesenswert, weil er gerade vor den Wahlen an das Potential der deutsch-französischen Kooperation zugunsten der EU erinnert.

Medard Ritzenhofen, Journalist in Strasbourg erinnerte an Chiracs zwiespältige Bilanz: Adieu Jacques!. Sein Ablehnung des Irak-Krieges verschaffte ihm die meisten Punkte seiner Popularität. Zögerliche Reformen belasten seine Blianz ebenso wie seine Zurückhaltung im deutsch-französischen Verhältnis. Nicht von Royal und nicht von Sarkozy, sondern von François Bayrou erwartet Ritzenhofen Veränderungen zugunsten der französischen Europapolitik

Winfried Veit leitet das Pariser Büro der Freidrich-Ebert Siftung. Er sieht die französische Linke vor den Präsidentschaftswahlen In der Bewährungsprobe. Zwar haben sich die Mitgliederzahlen der PS von 130.000 auf 280.000 infolgen einer geschickten Werbung 2006 verdoppelt. Die Umfragen halfen Ségolène Royal, die allein geeignet erschein, den Herausforderer Sarkozy schlagen zu können. Ihr neuer Stil der “partizipativen Demokratie” wurde im Verlauf des Wahlkampfes modifiziert, auch band sie wieder die Führungspersönlichkeiten ihrer Partei in ihren Wahlkampf ein. Veits Artikel zeigt, dass Royal scheitern könnte, weil sie die verschiedenen linken Lager nicht in dem Maße einen könnte, wie dies nötig wäre, um im zweiten Wahlgnag die notwendigen Stimmen aus dem rechten Lager zu bekommen.

Medard Ritzenhofen berichtet über Nicolas sarkozy, François Bayrou und Jean-Marie le pen: Renouveau der Rechten. Drei Punkte: “Die Rechte gibt es weniger als die Linke.” Die Rechte hatte nie einen guten Ruf und ihre Herrschaft ließ die Linke nur als Ausnahme zu. Ritzenhofen bezeichnet Sarkozys Vorstellungen als einen modernen Konservativismus und stellt ihm die “Radikalität der Mitte” von François Bayrou gegenüber, in Frankreich zum solidesten Fürsprecher Europas geworden ist. “Frankreich den Franzosen”: so wurde Le Pen zum langlebigsten Politiker und tritt schon das 5. Mal bei der Präsidentschaftswahl an. Diesmal hat aber Sarkozy mit seinen Stellungnahmen zur Verbrechensbekämpfung dazu beigetragen, dass die Ansichten der FN populärer werden. Royal, die von militärisch geführten Erzehungsanstalten sprach, hat ebenfalls wenn auch nur indirekt zur Aufpolierung des Images der FN beig tragen. Trotzdem bleibt Le Pen bei seinen Grundüberzeugungen, die die Protestwähler ansprechen. Bayrou hingegen will sich am Berliner Vorbild der Großen Koalition orientieren.

Joachim Schild lehrt Vergleichende Regierungslehre an der Universität Trier und analysiert die Bedeutung der Europapolitik im Präsidentschaftswahlkampf: Europa als Sündenbock. Die drei Kandidaten, die in den Meinungsumfragen an der Spitze stehen teilen die Bedenken vor der Erweiterung der EU. Royals Vorstellungen hinsichtlich der Statuten der Europäischen Zentralbank haben den deutschen Partner irritiert. Hinsichtlich des EU-Vertrages setzt sich Sarkozy für einen “Mini-Vertrag” ein und will ihn im parlementarischen Ratifizierungsverfahren verabschieden. Royal und Bayrou möchten beide nach Änderungen des Vertrages ein neues Referendum. Schild bezeichnet es als eine “politische wie intellektuelle Kraftanstrengung”, die notwendig ist, “eine im Innern aufgrund der politischen und sozialen Krisen der letzten Jahre und der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit tief verunsicherten Republik mit Europa zu versöhnen und Frankreich den gewohnten Paltz als europäische Führungsmacht auch für die Zukunft zu garantieren.”

Heiner Wittmann

Poesie und Identität

Khalid Hadji,
La présence poétique
Lecture d’Arman Monjo, Abdelllatif Laâbi et Mahmoud Darwich.
Université Sidi Mohammed Ben Abdellah, Fès, 2006

Die présence poétique ist etwas, das bei einem Autor das verlangen, sowohl im Glück wie im Unglück zu sprechen, bezeichnet. Außerdem bezeichnet sie auch das Bewusstsein, das der Autor von seiner Identität, seiner Sprache und seiner Lebensumgebung hat. “Das Gedicht kann einen Sinn erzeugen, weil seine Wörter, obgleich es dieselben sind, etwas anderes aufdecken kann,” heißt es in der Einleitung zu diesem Band, in dem es darum geht, die Formen und Figuren dieser “présence poétique” zu analysieren, um die Frage zu beantworten, warum auf die Dringlichkeit, die Welt zu bewohnen, ein so großer Wert gelegt wird? Es geht um das Verhältnis von Poesie und Existenz, das die Werke der für diese Studie ausgewählten Dichter bestimmt.

Armand Monjo (1913-1998), ein Freund von Jean Giono und Pablo Picasso. Von ihm stammt eine zweisprachige Anthologie Poésie italienne (Seghers, Paris 1964). Trotz seines Engagements sei er nur wenig bekannt geworden. Abdellatif Laâbi (1942 in Fès geboren) gehört zu den Mitbegründern der Zeitschrift Souffles. Von ihm erschien zuletzt Fragments d’une genèse oubliée (1998). Seine Poesie, die jede Form der Reduktion überschreiten will und die Sprache neu bewerten will, bringt ihn in die Nähe zu Mahmoud Darwich (geboren 1941 in Galiläa). Zuletzt erschien Onze planètes (1992).

Die Fragen nach der Präsenz, das Sein-in-der-Welt und dem Standort berühren die Philosophien, die das Sein befrgaen, vor allem die Ontologie Martin Heideggers, erklärt der Autor dieser Studie, die er in drei Teilen vorlegt: Im ersten Kapitel “Ecriture de la présence” geht es um die Darstellung der Welt, die Dichtung, die Dauer und schließlich um die Entwicklung des poetischen Gedankens. Im zweiten Kapitel untersucht der Autor die Symbolik unter dem Stichwort der Mimesis und im dritten Kapitel steht die Semiotik im Vordergrund seiner Untersuchung.

Im ersten Kapitel wird die “présence poétique” als eine Offenbarung der Welt verstanden. Diese poetische Präsenz ist aber gleichzeitig auch als eie Art geheimnisvolles Einverständnis mit der Wlet zu verstehen. Es geht aber hier auch um das Lebendige selbst, durch das der Sinn entsteht, dne der Autor auch als Wiederaneignung einer verlorenen Substanz bezeichnet. Gegenwart und Abwesenheit kennzeichnet die poetische Entwicklung im zweiten Kapitel, wobei der Zeichenvorrat des Dichters, deesen er sich bedient, auf einen Erkenntnisakt zielt: Der Sinn entsteht durch die Beschreibung der Formen der Existenz. (S. 91). Die “présence poétique” bedeutet eine Projektion des Seins auf die Existenz, die auch das Anderssein des eigenen Ichs einschließen kann.

Diese Studie über drei Dichter, die aus verschiedenen Kulturen stammen, zeigt bei ihnen ganz ähnliche Ansätze, mit der ihrer Dichtung die eigene Identität zu untersuchen und auszudrücken. Mit dem bezug auf theoretische Texte zur Poetik wie u.a. auch von Paul Ricoeur, Yves Bonnefoy, der Autor nennt auch Käte Hamburger verleiht er seiner Studie ein solides theoretisches Gerüst. In diesem Sinne geht es in seiner Studie nicht nur um die Interpretationen ausgewählter Gedichte, sondern auch um eine vergleichenden Analyse dreier Poetiken, wobei der Autor Ähnlichkeiten und Unterschiede aufdeckt.

Heiner Wittmann

Un voyage au Maroc (II) Fès

Un voyage au Maroc


Université Sidi Mohamed Ben Abdellah
Faculté des Lettres des Sciences Humaines
UFR. DESA: ‘interprétation, Compréhension et Traduction en philosophie, littérature et théologie’.
UFR. Doctorat: ‘Herméneutique en philosophie, littérature et Théologie’.
Dhar Mehraz, Fès, Maroc

Université Sidi Mohamed Ben Abdellah
Der Königsplast in Fès Der Eingang zur Medina
Medina Die Medina – Bild im Atelier von
Hassan Jamil
Das Atelier von Hassan Jamil in der Medina
In der Medina von Fès
Auf nach Volubilis

Deise Quintiliano

>Deise Quintiliano
>
Filmosofia no Cinema Nacional Contemporâneo
Folio Digital
Editora Letra e Imagem
Verlag Letra e Imagem Editora e Produções LTDA, 2014
ISBN: 8561012374, 9788561012373

Cover: “Entre o final dos anos 1990 e início dos anos 2000, o cinema brasileiro passou por uma importante retomada. Com novos mecanismos de apoio à produção, incentivos fiscais e o surgimento de novas produtoras, pouco a pouco, a produção nacional ganhou espaço nas salas de exibição brasileiras, alcançou um novo patamar de qualidade e conquistou a confiança dos espectadores. Apoiada no conceito de Filmosofia – que, segundo o pesquisador inglês Daniel Frampton, é um ‘manifesto em favor de uma nova maneira radical de compreensão do cinema’ -, Deise Quintiliano se dedica, com bastante competência, neste livro, ao estabelecimento de relações dialógicas entre os signos que vemos projetados no telão, atuando como um pensamento independente, afinal, o cinema pensa, a câmera… também! O livro traça uma diretriz difícil, laboriosa e original, com o objetivo de extrair de dois filmes brasileiros contemporâneos uma criatividade investigativa, com claro apelo ora não mais à hermenêutica, à interpretação, mas à semiologia, à construção conjunta de imagens que também falam.”


Deise Quintliano, Paula Schild Mascarenhas,
Sartre em dois atos: As Moscas e O Diabo e o Bom Deus
ISBN: 978-85-61593-30-8 Coedição: DP et Alii / Faperj

Com a publicação da obra de Sartre em dois atos: As Moscas e O Diabo e o Bom Deus, Deise Quintiliano cumpre com competência a promessa de encerrar sua trilogia sartriana pelo teatro. Tal qual uma detetive, perscruta a pista do que poderíamos denominar a finalidade ou intenção eventual de As Moscas. Nesse sentido, nenhum detalhe insólito, bizarro, inesperado do texto passa despercebido à vigilância atenta da autora e à sua gnose elucidativa. A segunda parte do livro concentra-se numa das últimas peças de Sartre, O Diabo e o Bom Deus. Se a abordagem de Deise Quintiliano é semiológica, a de Paula Mascarenhas é diretamente sintética e filosófica: O que representa a ação utilizada por Sartre em seu teatro? Há uma evolução notória do percurso de Goetz, herói de O Diabo e o Bom Deus, com relação ao de Orestes em As Moscas? Paula Mascarenhas aborda com lucidez e firmeza essas questões, ancoradas em seu conhecimento perfeito do contexto bibliográfico dos grandes comentadores do teatro sartriano.  Pierre Verstraeten

Autoras: Deise Quintiliano: Doutora em Letras Neolatinas pela UFRJ/EHESS de Paris. Pós-doutora pelo PPGL da UFRGS. Professora de Letras Francesas, na UERJ. Lançou os livros Sartre: Philia e Autobiografia (2005); Engenho e Arte: Pós-Modernidade e relatividade em Sartre (2007). Paula Schild Mascarenhas. Mestre e doutoranda em Letras pela UFRGS; professora de língua e literatura francesa na UFPel . Tem experiência na área de Letras, com ênfase em Língua e Literatura Francesa, atuando principalmente nos seguintes temas: literatura francesa, literatura engajada, teatro de Sartre.

Deise QuintilianoSartre: phílía e autobiografia
184p. – 14 x 21 cm – 2005
DP&A editora – Rua Joaquim Silva, 98 – 2º andar – Lapa
CEP 20.241-110 – RIO DE JANEIRO – RJ – BRASIL
ISBN: 85-7490-353-1    > kaufen
Avant-propos
Compte-rendu = Traduction

Cerisy-la-Salle: Deise Quintiliano
Sartre : Des incompatibilités électives

No dia 12 de janeiro de 2010, teve início o I Simpósio Internacional de Estudos Estéticos: “Transbordamentos da Estética Contemporânea“. O evento, que consolidou o Convênio de Cooperação Internacional entre o Instituto de Letras da UERJ e a UFR de Sociologia, Literatura e História da Universidade de Paris 8, aconteceu até o dia 14 do mesmo mês.

I Simpósio Internacional de Estudos Estéticos: “Transbordamentos da Estética Contemporânea – www. fabula.org

François Noudelman – Blog

Les photos du colloque

“Interview accordée à l’Assemblée Législative de Rio de Janeiro sur
le Centenaire de la naissance de Simone de Beauvoir”



Vida & Arte

ENTREVISTA
Legado do inconformismo

Em entrevista ao O POVO por e-mail, a pesquisadora Deise Quintiliano
Pereira fala sobre a importância dos escritos de Simone de Beauvoir para a história do pensamento do século XX

Deise Quintiliano
Engenho e arte:
pós-modernidade e relatividade em Sartre
  editora 7letras] à paraître / in Vorbereitung

A presença de Jean-Paul Sartre junto à intelectualidade brasileira foi intensa e contemporânea, abrindo
espaços novos – em especial nos anos ´60 do século passado – para um pensamento radical e militante, embora não marxista. A postura de absoluta militância e participação social e política apregoada pelo filósofo francês e, simultaneamente, sua desconfiança para com todas as formas de opressão, o tornaram um símbolo da própria liberdade. Uma liberdade torturante, avassaladora, muito mais um fardo – quiçá uma maldição do homem – do que a condição morna e instrumental da liberdade no liberalismo clássico. Também a postura frente às religiões e a questão da salvação do

“No poeta e no escritor medra a vigília permanente do artista. Na percepção de seus objetos, mundos e construções, olhares enviesados entrecruzam a arenosa argila da estética, num ritual iniciático em que o demiurgo cria,
transforma, reorganiza seu tesouro. É a língua dos anjos falada na terra dos homens;
o mercúrio dos filósofos que torna possível a convergência, por vezes harmoniosa, do
prosador, do romancista, do profeta, que se aventuram nas sendas do seu furtivo desejo de co-criação. É a circulação de saberes lucubrada pela modernidade que passeia pela história da humanidade para fincar seus pés no olho-cérebro, capaz de perceber novos jogos dinâmicos e lúdicos que redefinem o modo como a arte relê a arte.”

Homem punham-no na condição de senhor de um pensamento rigoroso, duro, sem concessões ou nichos escuros: tudo residia no homem, na imperiosidade da sua decisão… Além disso, num momento onde ocorria, de um lado, a refundação freudiana da clínica – com Lacan – e de outro, de crítica à clínica – com o despontar da anti-psiquiatria de Th. Zasz ou os primeiros textos sobre as relações entre clínica e poder, de M. Foucault – Sartre abria espaços para pensar a “escolha” como manifestação fenomenológica da “falta-a-ser”, repudiando assim o biologismo e o naturalismo decorrente da busca em fundar “cientificamente”– portanto distante da filosofia – a prática psicanalítica.
Contudo, todas estas incursões na compreensão da condição humana não bastaram para Sartre. Foi necessária, ainda, a construção da forma literária como ferramenta de expressão. Não só o texto filosófico assume a importância literária, como ainda os literatos – com Gustave Flaubert à frente – visitam o debate filosófico sobre a condição existencial. Tal acoplagem permitiria com grande impacto para o público brasileiro – mesmo aquele público apenas curioso – um contato mais íntimo com a obra sartriana. Mas, os anos ´70 – com os últimos sinais da hegemonia do marxismo estruturalista, palavroso e estéril de L. Althusser – afastarão toda uma geração da obra de Sartre. A crise do marxismo, a partir dos anos ´80, não será mais generosa. Outros estruturalismos e, além
disso, o imperialismo da crítica literária vivida no texto e para o texto, afastavam longamente Sartre do debate acadêmico brasileiro.A riqueza da iniciativa de Deise Quintiliano, primeiro na organização do Colóquio Internacional, realizado em 2005, na UERJ, na celebração do centenário de nascimento nascimento do escritor e agora na edição deste livro, marca o retorno a uma das mais importantes, e ricas, matrizes do pensamento no século XX para o centro do debate sobre a condição do homem na universidade brasileira. Nos três ensaios que compõem este livro, Deise Quintiliano nos brinda com uma visão contemporânea da idéia de transdisciplinaridade, produzindo um diálogo fértil entre diversas áreas do conhecimento, como a Teoria Literária, a Estética e a Física. A autora exerce o seu poder de análise sem, entretanto, arrogar-se o papel de um “scholar” clássico. Em cada texto, mais do que esgotar academicamente o tema proposto, Deise nos convida a uma aventura onde o pensamento alarga as suas possíveis fronteiras, demonstrando a sua pujança diante do impensado. É o que se percebe, por exemplo, no ensaio intitulado A Eternidade e um dia, no qual a relatividade einsteiniana serve de instrumento para o exame dos textos literários de Garcia Márquez e de Jean-Paul Sartre. Parafraseando o grande físico Isaac Newton, parte do mérito deste livro reside no fato de a autora “apoiar-se nos ombros de gigantes”para deslindar um novo e desconhecido horizonte, cuja linha tornou-
se o limite a ser ultrapassado.

O conjunto dos trabalhos aqui publicados, abraçando praticamente todos os variados domínios visitados por Sartre, atualiza, reinterpreta e recentra o pensamento
sartriano no alvorecer do século XXI. FRANCISCO CARLOS TEIXEIRA DA SILVA
Professor Titular de História Moderna e Contemporânea da UFRJ


Pensamentos Instigantes. Filosofia, Arte et Ciência
Palestrante: Deise Quintiliano: Voltaire e a Dramaturgia . 25 de Julho – 18h30


Jornada Internacional do Extremo Contemporâneo Literário Convidado: Prof. Dr. Paolo Tamassia (Universidade de Trento – Itália)
Coordenaçao geral: Profa. Dra. Deise Qintilano Pereira – INSTITUTO DE LETRAS

Programmaçao Geral
Data 22/112006 (quarta-feira)

Local: RAV 112 – 11° andar Instituto de Letras

9:00 – Mesa 1:

Conferencia: “Sogetto, senso et récit nel romanzo dell’estremo contemporaneo”
Prof. Dra. Deise Quintiliano (IL)
Profa. Dra. Maria Franca Zuccarello (IL)

18:30 – Mesa 2
Conferencia: “Sujet et récit dans el roman de l’extrême contemproain”
Prof. Dra. Deise Quintiliano (IL)
Prof Dr. Geralso Pontes Jr. (IL)


Monah Delacy e Deise Quintiliano discutem sobre Sartre e o teatro O teatro engajado do escritor e filósofo francês Jean-Paul Sartre estará no centro do próximo debate do programa Pensamentos Instigantes — Filosofia e Arte, do Centro Cultural Banco do Brasil, que acontece no dia 26 de julho, a partir das 18h30, com a presença da pesquisadora e escritora Deise Quintiliano e da atriz e também escritora Monah Delacy. A mediação do debate é do psicólogo e arteterapeuta Claudio Bergamo, curador do programa. Mehr…


http://romanistik.info/quintiliano-sartre.html#saopaulo”>4.-9. Oktober 2005 Sao Paulo | Jornada Sartriana : 16.November 2004 |

Colóquio Internacional
Jean-Paul Sartre:  100 anos –
Rio-de-Janeiro UERJ/BRASIL
22 a 24 de novembro de 2005

Le programme
Le programme (version française)

Mittlerweile sind die Akten dieser Tagung >
auf CD erschienen: ISBN: 85-86392-16-2

 Renseignements: deisequintiliano@uol.com.br


Sartre - Sao Paulo Sartre – As Razoes da liberdade        DOWNLOAD
4 a 9 d’outubroSao Paulo
Conjunto de eventos em homenagem ao centenário do filósofo,
escritor e dramaturgo Jean-Paul Sartre, apresentando
um ciclo de palestras, leituras e filmes.
Curadoria: Clarisse Fukelman –     CCBB Sao Paulo
07/10 – SEXTA
História de época: amigos, cúmplices e seguidores
Deise Quintiliano – UERJ/GES
Julio Cabrera – UnB
Paulo Arantes – USP

Sartre – As Razoes da Liberdade – BSB    DOWNLOAD
Séminarió, Leitura de Peças, Monólogo, Ciclo de films,     Lançamento di livro – 20 a 30 de setembroBrasília
Abertura: Homenagem a Gerd Bornheim
20/09 – TERÇA
Palavras de Sartre: modos de sobrevivência
Bento Prado Jr. – UFSCAR
Deise Quintiliano – UERJ/GES

FESTIVAL DE DANÇA DE ARARAQUARA – 5ª Edição
  De 04 à 11 de Setembro       DOWNLOAD
Table ronde de clôture:
Dia 23 4ª Mesa: “Sartre e a Literatura”
19h – Prof.ª Dr.ª Deise Quintiliano

Mesa redonda: Instituto da Letras da UFF, Rio de Janeiro
mit Profª. Drª. Deise Quintiliano Pereira
1. September 2005, 16.00 Uhr –
 Website des Frz. Konsulats             DOWNLOAD

Programa do Seminário Sartre FICÇÃO & FILOSOFIA
23 a 26 de agosto de 2005
    Organização Flora Süssekind e Izabel Aleixo Cursos
Rua São Clemente, 134 , 22260-000 – Botafogo – RJ


Deise Quintiliano : Sartre : philia e (auto)biografia

Compte-rendu     Deise Quintiliano

Avant-propos

(…) Dans les études sartriennes, on voit se dessiner depuis quelques années une tendance à contrecarrer la doxa qui fait de l’auteur de Huis clos le théoricien du rapport infernal avec autrui. En France, un lycéen de terminale doit pouvoir, au seul nom de Sartre, débiter comme un automate l’idée que le conflit est la relation première avec l’autre, que le regard est affrontement de consciences nécessairement antagonistes et que, comme l’a écrit Hegel, repris en épigraphe par Simone de Beauvoir dans L’Invitée, « chaque conscience poursuit la mort de l’autre ». Contre cette simplification qui a fini par réduire « l’enfer c’est les autres », la phrase la plus célèbre de Sartre, à une sorte de slogan publicitaire résumant sa pensée, des philosophes, comme le Suisse Yvan Salzmann, ont tenté de redresser cette image « négative » en mettant l’accent sur « l’éthique de la bienveillance » qu’il est possible de tirer de l’œuvre sartrienne. La réalité du monde, aujourd’hui peut-être plus que jamais dans l’histoire, tendrait plutôt à confirmer la vision tragique de Sartre exposée dans la Critique de la raison dialectique : le conflit est premier de fait dans l’histoire, parce que l’homme, défini par sa praxis, ne peut reconnaître sa volonté dans les résultat de ses actes. Tout ce qu’il fait tourne au pire, parce que l’autre lui apparaît comme celui qui va lui prendre sa subsistance dans le milieu de la rareté, de la pénurie. Il exerce donc sur lui, l’ennemi potentiel, une violence préventive. Une « éthique de la bienveillance », une « politique de l’amitié » relèveraient alors du vœu pieux, de l’utopie généreuse mais totalement irréaliste, bref du mensonge humaniste dénoncé dans la première œuvre de Sartre, La Nausée, où, en effet, l’amitié brille par son absence, la solitude étant le lot d’une conscience lucide de l’existence. A cette solitude, Roquentin n’envisage aucune issue, seulement un recours : la littérature. Mais dans la suite de son œuvre, Sartre a dénoncé ce recours comme une illusion mystificatrice. Deise Quintiliano ne cache rien des difficultés que rencontre la pensée sartrienne dans sa tentative de fonder une morale positive qui ne soit pas une « morale d’écrivain pour écrivains ». Elle montre simplement, c’est-à-dire sans sacrifier la compexité de la question mais en évitant de l’embrouiller davantage, que le thème de l’amitié joue un rôle plus grand que Sartre ne l’avait peut-être lui-même perçu dans la dialectique de l’ « agon » et de la fraternité qui donne sa tension à toute son œuvre. Et le pari qu’elle fait, ce pari de femme, qui est le mien aussi, et qui fut celui de Sartre, est que l’humanisation de l’homme passe par une littérature dans laquelle la subjectivité s’assume comme liberté et appel à la liberté de l’autre. Son livre est de ceux qui se recommandent d’eux-mêmes aux lecteurs actifs, et qui se passent fort bien de l’autorisation d’un tiers pour entamer un dialogue amical sur l’amitié.

Michel Contat
Paris, décembre 2002


Compte-rendu:

Leandro Konder
Amitié authentique, franche et exigeante,     in: Journal O Globo                  Traduction D.Q.

Sans jamais renoncer à l’autonomie, Sartre a cultivé une rigoureuse franchise dans le rapport avec ses amis

Sartre: philía e autobiografia, de Deise Quintiliano. DP&A Editora e Faperj, 181 pgs. R$ 25

Les commémorations du centenaire de la naissance de Jean-Paul Sartre, amènent, de nouveau, le penseur français à monter sur la scène de la bataille des idées. Tout indique que ce retour permettra que sa philosophie mérite, encore une fois, l’attention du public et que l’intérêt suscité ne se borne pas à un modisme.

La philosophie de Sartre a une caractéristique qui correspond à une quête qui est peut-être la plus enracinée de la culture contemporaine: l’aspiration de la liberté. Pour le philosophe auteur de L’être et le néant (1943) et de La critique de la raison dialectique (1960) la liberté est inhérente aux hommes, elle appartient à l’essence même de notre conscience.

Qui accepte de sacrifier l’autonomie devient esclave

La liberté existe quand nous exerçons notre pouvoir de choisir, elle existe aussi lorsque par opportunisme, par mauvaise foi ou par n’importe quelle autre motivation, nous renonçons à exercer ce pouvoir. Si dans le rapport avec les autres, l’individu accepte de sacrifier son autonomie, il opte, en effet, pour le chemin de l’esclavage.

Sartre a été souvent accusé d’être un individualiste; sa “philosophie de l’existence” a été considérée par la gauche française un courant de la pensée petite-bourgeoise.

Revisitant maintenant ses textes, Deise Quintiliano réexamine et réevalue quelques-uns des aspects de l’oeuvre de l’un des intellectuels les plus combatifs de notre temps. Avec attention et patience elle se penche sur les essais, les pièces de théâtre, la correspondance, les articles et les subtils souvenirs d’enfance, rassemblés dans les réflexions de “Les Mots”.

De la recherche ressort donc une conception de l’amitié (philía, en grec), que Deise Quintiliano a exhumé de l’oeuvre de Sartre et qu’à certains moments le philosophe aurait peut-être préféré laisser enterrée.

Sartre a essayé de corriger son refus du matérialisme historique de peur que l’attribution d’un sens au mouvement de l’histoire implique un alibi susceptible de rassurer la conscience de criminels amoraux (voir la pièce Les mains sales). Toutefois, dans la Critique de la raison dialectique, le penseur a admis que l’action collective, agglutinant des forces, au moment où elle se mobilisait, en convergence, ajoutait quelque chose au pouvoir de la liberté des individus, en leur attribuant un sens, une rationalité.

Sartre rapproche amitié (philía) de fraternité. Deise Quintiliano attire notre attention sur la différence qui existe entre les deux concepts. La fraternité exprime certaines conditions historiques, cependant, elle peut le faire en constituant des “troupeaux”. L’amitié, telle que Sartre la concevait, était plus exigeante en ce qui concerne les différences. Où l’amitié était authentique, il était permis l’exercice d’une rigoureuse franchise. Et Sartre a poussé cette idée à l’extrême, lorsqu’il a critiqué durement Merleau-Ponty et Camus, perdant l’amitié de tous les deux.

Le livre de Deise Quintiliano décortique le thème, y jetant une nouvelle lumière, démontrant l’importance du problème dans les tensions qui se manifestent dans l’oeuvre de Sartre, si stimulante. Il montre un ensemble d’idées qui étaient injustement oubliées et que maintenant, en fonction des commémorations du centenaire, nous avons l’immense plaisir intellectuel de rediscuter.


Programa do Seminário Sartre FICÇÃO & FILOSOFIA
23 a 26 de agosto de 2005
Organização Flora Süssekind e Izabel Aleixo

Fundação Casa de Rui Barbosa, Centro de Pesquisa, Sala de Cursos
Rua São Clemente, 134 , 22260-000 – Botafogo – RJ

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Deise Quintiliano, Leandro Konder, Clea Góis

23 de agosto (terça-feira)

16h Palestra de abertura

Leandro Konder

17h Mesa de abertura: “Sartre Hoje”

Emir Sader (UERJ/USP) – “Sartre, intelectual insuperável do nosso tempo”.
K. Rosenfield (UFRS) – “Sartre e o trágico moderno”.
Wanderley Guilherme dos Santos (IUPERJ) – “Sartre e o encontro marcado”.
(Mediação: José Almino Alencar – FCRB)

19h Leitura de trechos da Trilogia
Direção: Luiz Arthur Nunes

20h Lançamento de livros de e sobre Sartre

24 de agosto (quarta-feira)

9 às 12h Minicurso Sartre e a Literatura

Prof. Franklin Leopoldo e Silva (USP)

Linhas gerais: Estudo de aspectos da relação entre literatura e filosofia em Sartre, principalmente por via de uma leitura comparada dos livros “A Transcendência do Ego” e “A Náusea” com a finalidade de compreender a elaboração da questão das relações entre existência e contingência; a leitura comparada dos “Caminhos da Liberdade” e de trechos de “O Ser e o Nada” deverá proporcionar a compreensão das relações entre existência e liberdade. Pretende-se também retomar algumas questões relativas à concepção sartriana de literatura, sobretudo no que diz respeito à noção de compromisso histórico.

12h Filme Sartre par lui-même, de Michel Contat

14h Palestra: “Sartre e o problema da consciência”
Ronaldo Lima Lins (UFRJ)

16h Mesa-redonda: “Questões de Literatura”
Edson Rosa da Silva (UFRJ) – “Sartre, qu’est-ce que la littérature?”.
Elisabeth Chaves de Mello (UFF) – “O conceito sartriano de leitura – em liberdade”.
Deise Quintiliano (UERJ) – “A gênese autobiográfica em Jean-Paul Sartre”.
(Mediação: Vera Lins – UFRJ)

18h Mesa-redonda: “Inter-relações”.
Luiz Damon S. Moutinho (UFPR) – “Sujeito e linguagem: o debate entre Sartre e Merleau-Ponty”.
Manuel da Costa Pinto (USP) – “Sartre e Camus”.
Luiz Nazario – (UFMG) “Sartre e Genet”.
(Mediação: Júlio Castañon Guimarães – FCRB)

20h Leitura da peça As moscas
Direção: Moacir Chaves

25 de agosto (quinta-feira)

9 às 12h Minicurso Sartre e a Literatura
Prof. Franklin Leopoldo e Silva (USP)

12h Exibição do vídeo “Em busca de Heidegger e Sartre”, de Paulo Perdigão.

14h Palestra: “Sartre e a ética”
Franklin Leopoldo e Silva (USP)

16h Mesa-redonda: “Sartre crítico: Leituras”
Verónica Galíndez Jorge (USP) – “Sartre e Flaubert”
Marcelo Jacques (UFRJ) – “Sartre e Baudelaire”
Paula Glenadel (UFF) – “Mallarmé, entre a parte maldita e a classe ressentida”.
Camila Salles Gonçalves (Sedes Sapientia, SP) – “Freud e Sartre”.
(Mediação: Rachel Teixeira Valença – FCRB)

18h Mesa-redonda: “Sartre e o teatro”

Lídia Fachin (UNESP) – “Os recursos da teatralidade em Entre quatro paredes de Sartre”.
Victor Hugo Adler Pereira (UERJ) – “Sartre e Dürrenmatt”
Flora Süssekind (Unirio/FCRB) – “Nota sobre Nekrassov”
(Mediação: Antonio Herculano Lopes – FCRB)

20h Leitura da peça Entre quatro paredes

Direção de Camila Amado

26 de agosto (sexta-feira)

9 às 12h Minicurso Sartre e a Literatura
Prof. Franklin Leopoldo e Silva (USP)

12h Filme-entrevista de Sartre à TV canadense

14h Palestra

Fernando Henrique Cardoso

16h Mesa-redonda: “Sartre no Brasil”
Luís Antônio Contatori Romano (UNICAMP) – “A passagem de Sartre pelo Brasil”.
Rosângela Patriota (Univ. Federal de Uberlândia) – “História – Cena – Dramaturgia: Sartre e o Teatro Brasileiro”.
(Mediação: Rosa Maria Araújo – FCRB)

18h – Mesa-redonda: “Escrita e Experiência”
Eneida Maria de Souza (UFMG) – “A traição autobiográfica”.
Cléa Góis (UERJ) – “Freud e Sartre: Psicanálise e Psicanálise Existencial”.
Cristina Diniz Mendonça (USP) – “Os ‘anos Sartre’: Filosofia, Romance e Resistência”.
(Mediação: Tânia Dias – FCRB)

20h – Performance Despedida a Sartre

Direção de Gilberto Gawronski

OBS. As inscrições para o minicurso “Sartre e a Literatura”, no valor de R$50,00, estão abertas a partir de 1º de agosto no Centro de Pesquisa, no horário de 10 às 17 horas. A participação no seminário é gratuita e não requer inscrição.


Deise Quintiliano est Professeur de Littérature Française à l’Université de l’Etat de Rio de Janeiro. Docteur ès Lettres Néolatines à l’Université Fédérale de Rio/ EHESS de Paris. Auteur de plusieurs articles et chapitres consacrés à la critique littéraire française (et francophone), italienne, portugaise et brésilienne contemporaines et notamment à la littérature sartrienne, publiés dans des
revues de circulation nationale et internationale:

Sartre: La rhétorique de l’épitaphe ou le mot comme cercueil”dans le volume Jean-Paul Sartre, Violence et Éthique, de la Revue Sens Public, sous direction de Gérard de Wormser, Lyon, (2005)

Les Mots: l’aveu silencieux de Sartre
, Revue Rencontres du Departement de Français de l’Université Catholique de São Paulo (2004)

La construction métaphorique dans la dramaturgie sartrienne
, Revue Ipotese de l’Université Fédérale de Juiz de Fora (2001)

Le théâtre comparé: Sartre lecteur des classiques
“, Revue Aletria d’ Etudes de la Littérature de l’Université Fédérale de Minas Gerais (2000)

Le double singulier: l’inscription du tragique chez Tahar Ben Jelloun
, Revue Gragoatá de l’Institut de Lettres de l’Université Fédérale Fluminense (1999).

La “double inclusion du féminin”: une perspective sartrienne de l’amitié
Deise Quintiliano UERJ (Université de l’Etat de Rio de Janeiro).
auf der Website Gruppo di Studi Sartriani, Rom

Le naturalisme flaubertien: la vie comme oeuvre d’art
Vortrag beim 13ème Colloque International: Émile Zola et le Naturalisme
10ème Festival International du Cinéma Naturaliste, 25-28 mai 2004
Universidade Federal do Rio de Janeiro (UFRJ)

[Sartre : La rhétorique de l’épitaphe ou le mot comme cercueil]
in: [Sens] [Public] 03

L’aube d’une rencontre, in: Pouroui Sartre?

Symposium interdisciplinaire Jean-Paul Sartre
18-21 juillet 2004


| 22.-24. November 2005 | 4.-9. Oktober 2005 Sao Paulo | Jornada Sartriana : 16.November 2004 |


Journée Sartrienne à l’ Université de l’Etat
de Rio de Janeiro”, le 16/11/2004
Institut des Lettres Ankündigung

 

Schönherr-Mann, Sartre. Philosophie als Lebensform

Hans-Martin Schönherr-Mann,
Sartre. Philosophie als Lebensform,
C. H. Beck, München 2005. ISBN 3-406-51138-4.

Die Einführung, die Schönherr-Mann in das Werk Sartres anlässlich seines 100. Geburtstags vorgelegt hat, konzentriert sich auf die Entwicklung des Existentialismus und dessen Verhältnis zum Marxismus. In den ersten drei Kapiteln entwickelt der Autor die Grundlagen von Das Sein und das Nichts (1943) und vor allem die Entwicklung seines Freiheitsbegriffs. Er zeigt, wie Sartre mit dem Bezug auf Husserls Phänomenologie und in Abgrenzung zu Descartes eine Definition des Bewusstseins entwickelt, das immer ein Bewußtsein von etwas ist (S. 32), und gleichzeitig von der Existenz zu unterscheiden ist, in dem Sinne, wie das Bewusstsein über diese Existenz hinausweist, also die eigene Situation überschreiten kann. Schönherr-Mann stellt die Entstehung von Das Sein und das Nichts in einen Zusammenhang mit Sartres Kriegserlebnissen, der Besatzungszeit in Paris und erklärt die Bezüge zu den Werken, die seinem philosophischen Hauptwerk vorausgingen, wie La Nausée (1938) und folgten wie seine Theaterstücke und der Romanzyklus Die Wege der Freiheit.

 

Die Freiheit ist gemäß der bekannten Formulierung, der Mensch ist zur Freiheit verurteilt, auch selber ein Zwang; sie ist eine schwierige und riskante Herausforderung, der wir aber nicht entgehen.” (S. 58) Die Freiheit beschreibt die menschliche Realität, die Sartre mit dem Begriff der Situation kennzeichnet, die er mit dem projet des Menschen, mit seinem Entwurf verbindet. .

In den folgenden Kapiteln entwickelt Schönherr-Mann jeweils einen der Grundbegriffe der Sartreschen Philosophie, wie die mauvaise foi, die Verantwortung und das Engagement, die er einzeln untersucht und deren Entwicklung im Werk Sartres er in einen Zusammenhang mit dessen politischen Engagement stellt. Schönherr-Mann entscheidet sich gegen Traugott König, der von der Unaufrichtigkeit sprach, dafür die mauvaise foi mit dem verdrehten Bewusstsein zu übersetzen und begründet dies mit der Verdrehung der Freiheit (S. 79), wodurch er im Gegensatz zum Freudschen Unbewußten die absichtliche Verdrehung von Fakten und das Umdefinieren von Faktizitäten verstehen möchte. Der Autor versucht so, Sartres Absicht, Freuds Theorie vom Unbewussten abzulehnen, wiederzugeben, wobei aber zu bedenken ist, dass so eine Aspekt dieses Begriffs möglicherweise unterschätzt wird: “Das wahre Problem der Unaufrichtigkeit kommt evidentermaßen daher, daß die Unaufrichtigkeit [mauvaise foi] ein Glaube [foi] sei.” (Sartre, Das Sein und das Nichts, S. 154) und nicht unbedingt eine Lüge sondern ein “Seinsmodus”( ib. S. 156) ist. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Sartre auf dieser Grundlage, nämlich eines Bewusstseins, das etwas ist, was es nicht ist und gleichzeitig nicht das ist, was es ist, die permanente Versuchung der Unaufrichtigkeit aufdeckt, und damit das Bewusstsein selbst untersuchen will, “… das nicht Totalität des menschlichen Seins ist, sondern der instantane Kern dieses Seins.” (ib. S. 160)

Das Engagement stellt Schönherr-Mann mit dem Begriff der littérature engagée in den von Sartre gemeinten Zusammenhang mit der Rezeptionsästhetik, die dem Leser am Entstehungsprozeß des Werkes beteiligt. Allerdings kommt in diesem Kapitel der Gedanke, daß ein Schriftsteller sich nicht ausdrücklich mit einem bestimmten Werk engagieren kann, etwas zu kurz, denn er ist immer engagiert, das heißt, er kann der Verantwortung für seine Werke nicht ausweichen. Andererseits weist Schönherr-Mann auch in seinen anderen Kapiteln sehr wohl auf die Bedeutung der Verantwortung gerade in der Verbindung mit dem Sartreschen Konzept der Freiheit ausdrücklich hin. Sartres Behauptung, die Wörter seien sein Abschied von der Literatur gewesen, darf, so wie Bernard-Henri Lévy dies getan hat, und Schönherr-Mann zitiert ihn, nicht überbewertet werden. Die monumentale Flaubert-Studie ist der beste Beweis dafür, daß ihn die Literatur sehr wohl weiter beschäftigt hat.

Seine Flaubert-Studie ist, wie es in ihrem Vorwort steht, die Fortsetzung von Questions de méthode, einem Artikel der zunächst 1957 in einer polnischen Zeitschrift erschien und dann in überarbeiteter Form im gleichen Jahr in Les Temps modernes, in dem Sartre die Zusammenhänge zwischen dem Existentialismus und dem Marxismus untersucht. Die Kritik, die Sartre in diesem Aufsatz, der 1960 wieder zu Beginn der Kritik der dialektischen Vernunft erscheint, am Marxismus äußert, erlaubt es nicht, vorbehaltlos von seinem “marxistisch orientierte[m] Denken” zu sprechen. Seine Kritik am Marxismus in seiner damaligen Praxis ist so deutlich, daß eine Verbindung zwischen Der Idiot der Familie und der Kritik der dialektischen Vernunft allenfalls auf der Ebene einer Kritik an der Dialektik selbst zu erkennen ist. Im übrigen übersieht Schönherr-Mann Sartres deutliche Reserviertheit gegenüber dem Stalinismus oder dem Kommunismus sowjetischer Prägung. Er zitiert den von Sartre und Merleau-Ponty zusammen unterzeichneten Artikels “Les jours de notre vie”, der 1950 in Les Temps modernes erschien, in der es heißt, daß die UdSSR sich im Gleichgewicht der Kräfte auf der Seite derer befinden würden, die gegen die uns bekannten Ausbeutungsformen kämpfen würden. (S. 137) Die Schlußfolgerung auf eine Zurückhaltung Sartres hinsichtlich einer Kritik am sowjetischen Lagersystem kann durch den Zusammenhang nicht gerechtfertigt werden. Sartre fügt an dieser Stelle hinzu: Die Dekadenz des russischen Kommunismus könne die marxistische Kritik nicht ungültig machen, und man müsse keine Nachsicht gegenüber dem Kommunismus zeigen, das heißt aber auch nicht, daß man sich mit seinen Gegnern verbinden könne. (Cf. Sartre, Merlau-Ponty, Les jours de notre vie, in: TM, Nr. 51, 1950, S. 1162 f). Im diesem Artikel heißt es u.a.: “A moins d’être illuminé, on admettra que ces faits remettent entièrement en question la signification du système russe.” (ib. S. 1154) und “… il n’y a pas de socialisme, quand un citoyen sur vingt est au camp.” (ib, S. 1155) und “En regardant vers l’origine du système concentrationnaire, nous mesurons l’illusion des communistes d’aujourd’hui.” (ib. S. 1160) Sartres Wegbegleitung der KPF von 1951-1956 hat ihn zu keiner Zeit dazu veranlaßt, seine Prinzipien und Konzepte hinsichtlich der Freiheit des Menschen aufzugeben.

Sein 1970 in einem Interview geäußertes Erstaunen, (cf. Sartre par Sartre, in: ders., Situations, IX, S. 101 f.) darüber , daß er geschrieben habe, der Mensch sei immer frei, zu entscheiden, ob er ein Verräter oder nicht sein werde, wird von Schönherr-Mann mit der Frage verbunden, ob er mit seinem marxistischen Engagement die Freiheit aufgegeben habe? Eine unmittelbare Antwort gibt er nicht, aber beim Leser bleibt vielleicht ein bestimmter Eindruck von diesem Interview haften. Man muß Sartres ganze Antwort lesen, in der er ganz unmarxistisch wiederholt, daß jeder immer dafür verantwortlich sei, was man aus ihm gemacht habe, denn jeder Mensch könne immer etwas aus dem machen, wozu man ihn gemacht habe. Dies sei die Definition, die er jetzt der Freiheit geben würde.

“Philosophie als Lebensform” heißt der Untertitel des hier besprochenen Buches, in dem Autor im letzten Kapitel sein Ergebnis vorlegt: “… Sartres Existentialismus zeigt den Menschen ihre Freiheit und Selbstverantwortlichkeit sowie den Reflexionszwang, um ihr Leben selber zu gestalten.” (S. 158)

Mit diesem Band ist dem Autor eine interessante Darstellung gelungen, die aufgrund einer geschickten Auswahl verschiedener Konzepte die Entwicklung des Denkens Sartres sowie seine festen Bezugspunkte in einen Zusammenhang mit seiner Zeitgeschichte bringt.

Heiner Wittmann

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Bildung in Frankreich

Frankreich Jahrbuch 2005. Bildungspolitik im Wandel,
hrsg. v. Deutsch-Französischen Institut mit W. Asholt u. a.,
VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006.
ISBN 2-531.14923-7

Kaum ein anderes Thema wie das der Bildung betrifft in Frankreich alle gesellschaftlichen Bereiche. In vielen anderen europäischen Staaten ist das nicht anders, aber in Frankreich verdienen die bildungspolitischen Debatten eine ganz besondere Aufmerksamkeit, da der dort seit 1968 eingeleitete Reformprozeß keineswegs abgeschlossen ist, aber nun auch zunehmend auf die europäische Bildungspolitik reagieren muß. Dabei geraten die französischen Sonderfälle wie die Classes préparatoires aux Grandes Ecoles (CPGE) und die Grandes Ecoles selbst unter einen immer stärkeren Reformdruck, den Albrecht Sonntag in seinem Beitrag für Frankreichs Schwierigkeiten, sich dem Globalisierungsdruck anzupassen, als möglicherweise charakteristisch bezeichnet.

Hendrik Uterwedde beschreibt die “Brüche im Gesellschaftsmodell” Frankreichs, die mit der Niederlage des Europa-Referendums und dem in die Krise geratenen Wirtschafts- und Sozialmodell verdeutlicht werden. Zugleich wird verständlich, daß die französische Innenpolitik alleine diese Fragen nicht beantworten kann. Vor dem Hintergrund der Tatsache, daß die Ablehnung des Referendums zur Ratifizierung der Europäischen Verfassung auch eine Ablehnung eines Wirtschaftsliberalismus war, von dem man Impulse zu Reformen erwartet wurden, sind die Streiks gegen das Gesetzes-vorhaben der Regierung CEP (Contrat première embauche) nur ein weiteres Zeichen für die überfällige Neuorientierung der Sozial- und Wirtschaftspolitik in Frankreich. Uterwedde erinnert daran, daß ähnlich gelagerte Reformbedürfnisse beiderseits des Rheins von den Wählern unterschiedlich beurteilt werden: In Frankreich gab es die Ablehnung der Europäischen Verfassung und in Deutschland ein “kritisches Ja” zur Reformpolitik der abgewählten Regierung, was man aber auch durchaus als ein “Nein” zur Arbeit und insbesondere der Wirtschaftspolitik der rot-grünen Koalition bezeichnen könnte. Viel wesentlicher ist, daß Uterwedde, wie dies stets im deutsch-französischen Verhältnis auch offiziell immer wieder erklärt wird, darauf dringt, man möge nicht “die im Kern gemeinsame Notwendigkeit, dies- und jenseits des Rheins, die Wirtschafts- und Sozialmodelle in ihren Leitbildern wie auch in ihrer praktischen Ausgestaltung zu erneuern” (S. 21) übersehen. In der Tat vollzieht sich die tägliche politische Zusammenarbeit auf vielen politischen Ebenen recht lautlos und ist Teil des normalen Tagesgeschäfts geworden. Aber auf zielgerichtete gemeinsame Aktionen und Taten im Wirtschafts- und Sozialbereich beider Länder infolge der vielfach gelobten engeren Zusammenarbeit darf man nach wie vor gespannt sein. In diesem Sinn ist Uterweddes Aufsatz als Auftakt für diesen Band lesenswert, weil er in knapper Form die sozialpolitischen Bedingungen skizziert, in die Frank Baasner im folgenden die “Bildungsdiskussionen in Frankreich” einfügt. Er konzentriert seine Ausführungen auf den Erziehungsauftrag der Schulen und die Ausbildung in den Hochschulen, die zusammen zum Bereich der “éducation” gehören und zeigt auf einleuchtende Weise, wie sich das französische Bildungssystem europäischen Anforderungen nicht länger verschließen kann, sondern aus dieser Entwicklung auch neues Selbstbewußtsein gewinnen kann.

Werner Zettelmeier erklärt, wie sich die Rolle des Schulleitungspersonals während der Entwicklung des französischen Schulwesens seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts gewandelt hat. Die Autonomie, die die Lycées durch die Reformen Anfang der 80er Jahre erhalten haben, die sich aber vor allem auf die Verwaltung und nicht auf die unmittelbare Unterrichtsgestaltung bezogen, werden nicht voll ausgeschöpft, was Zettelmeier mit ihrer Doppelfunktion als Verantwortliche für die Verwaltung mit Autonomierechten und als Repräsentanten des Staats erklärt. Seit 1988 gibt es daher Schullei-tungspersonal ohne Unterrichtserfahrung und -befugnis. 2003 entstand eine eigene Hochschule in Poitiers, die Ecole supérieure de l’Education nationale (ESEN), in der Schulleiterpersonal und Schulaufsichtspersonal gleichermaßen ausgebildet werden. Dahinter verbirgt sich die Absicht, diese Berufsgruppen weiter zu professionalisieren. Zettelmeier weist ausdrücklich daraufhin, daß der Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und französischen Schulleitern noch sehr wenig entwickelt ist. Aber es gibt Initiativen wie die Europäische Schulleitervereinigung (www.esha.org), außerdem arbei-tet die ESEN in Poitiers an einem Netzwerk, das vergleichbare Institutionen in Europa verbinden soll. Ohne Zweifel bietet die pädagogische Forschung hier interessante Themen für deutsch-französische Projekte, die auch europäische Fragen mit einschließen sollten. Alle Beteiligten können von einer Erweiterung ihrer Horizonte nur profitieren, neue Konzepte kennenlernen und die eigenen Ansätze im Vergleich mit denen der Nachbarn unter neuen Gesichtpunkten evaluieren. Zettelmeiers Beitrag ist bemerkenswert, weil er den Blick auf längerfristige Entwicklungen in Frankreich richtet, die bei uns kaum wahrgenommen werden, aber neue pädagogische Ansätze ermöglichen, die den Anfang der 80er Jahre begonnenen Autonomiebestrebungen in den Schulen bereits eine neue Dynamik verliehen haben.

Philippe Bongrand stellt die ZEP (Zones d’éducation prioritaires) vor, die seit 1981 unter der Federführung lokaler Verwaltungen in Gebieten eingerichtet wurden, wo aufgrund der sozio-ökonomischen Verhältnisse ein erheblicher schulischer Mißerfolg zu beobachten war. Das war ein doppelter Bruch mit der hergebrachten zentralisierten Bildungspolitik und dem 1973 eingeführten Collège unique, das damit keinesfalls angelastet wurde, denn es sind nur 8-10 Prozent der Schüler von den ZEP betroffen. Der schulische Mißerfolg war u. a. ein Ergebnis der Collège-Reform von 1977. Insgesamt sind die Ergebnisse der ZEP umstritten. Die Erwartungen schienen höher zu sein, als die Ergebnisse, die von der Forschung belegt werden können. Bongrand gelingt es aber einen interessanten Einblick in die Reformbedingungen französischer Bildungspolitik zu geben, da er wie Zettelmeier aktuelle Beobachtungen in einen historischen Rahmen bettet.

Albert Hamm zeigt den Zustand des “Hochschulwesens in Deutschland und Frankreich im Spiegel der deutsch-französischen Erfahrung” und Dieter Leonhard berichtet über die Erfahrungen der Deutsch-Französischen Hochschule auf dem Gebiet der Qualitätssicherung in binationalen und trinationalen Studiengängen. Diese beiden Aufsätze werden durch die Untersuchung von Guy Haug ergänzt, der die Herausforderungen für die Schul- und Hochschulausbildung in einen europäischen Rahmen stellt. Wolfgang Hörner nimmt “Zur unterschiedlichen Logik der Berufsbildungssysteme in Frankreich und Deutschland” Stellung. Ein markanter Unterschied unter vielen anderen: In Frankreich ist die Berufsbildung weitgehend in staatlicher Hand, dagegen sind in Deutschland dafür die Kammern zuständig.

Die Aufsätze zum Sekundarstufen- und zum Hochschulbereich bieten viele Einzelaspekte, die die Herausgeber geschickt zu einem fundierten Überblick über die französische Bildungspolitik zusammengefügt haben. Dabei werden die schwierigen Ausgangsbedingungen mancher Reformansätze deutlich, vor allem gewinnt der Leser einen interessanten Einblick, wie die europäische Bildungspolitik die nationale Politik beeinflußt und umgekehrt. Der Untertitel “Bildungspolitik im Wandel” gibt zu verstehen, daß es sich auch in Frankreich um längerfristige Prozesse handelt, die aus langsameren und schnelleren Phasen bestehen, wobei dann aber immer gleich Wechselwirkungen mit allen anderen Bereichen der Politik zu beobachten sind.
Das Jahrbuch enthält vier weitere Aufsätze. Alfred Grosser untersucht mit einem Blick auf seine eigene Biographie das Verhältnis zwischen Juden und Christen. Der Aufsatz stammt aus einem jüngst bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienenem Band Die Früchte ihres Baumes. Céline Caro berichtet über “Umweltpolitik im Paradies der Kernkraftbauer” und die französischen Grünen. Erst 2002 erschienen Umweltthemen in Jaques Chiracs Wahlkampfreden, bevor 2005 eine Umweltcharta in die Präambel der Verfassung der V. Republik aufgenommen wurde. Céline Caro erklärt die geringen Erfolge der Grünen in Frankreich vor allem mit der ideologischen Zersplitterung der grünen Bewegung und mit deren Konzentration auf die Atompolitik, wobei sie hier immer nur wenig punkten konnten, da Atompolitik und die Unabhängigkeit Frankreichs noch oft in einem einem Zug genannt werden. “Amerikanisches in Deutschland und Frankreich. Vergleich, Transfer und Verflechtung populärer Musik in den 1950er und 1960er Jahren” ist das Thema, mit dem Dietmar Hüser einen Beitrag zu diesem jungen Zweig der Verflechtungsforschung leisten will, die noch auf einschlägige Fallstudien wartet. Interessant sind seine Ausführungen hinsichtlich des Vergleichs zwischen der deutschen und der französischen Nachkriegszeit und dann die fünfziger Jahre, die in den beiden Ländern auf ganz unterschiedliche Weise den Rock ‘n’ roll empfingen. In diesem Zusammenhang erinnert Hüser auch daran, daß der Kulturtransfer im Bereich der Chanson-Szene sich eher von Frankreich nach Deutschland orientierte und kaum umgekehrt. Der Beitrag von Peter Kuon “60 Jahre Kriegsende-Erinnerungskultur in Frankreich” zeigt, wie Staatspräsident, Jacques Chirac, zum Beispiel anläßlich der Einweihung der neuen Ausstellung im Pavillon der Gedenkstätte von Auschwitz die europäische Dimension dieser Tragödie genannt hat. Kuon weist daraufhin, daß die Teilung dieser Erinnerung noch nicht als Faktum bezeichnet werden darf, son-dern “in einer erst noch auszubildenden europäischen Identität als unabweisbares gemeinsames Erbe zu verankern” (S. 228) ist.

Die für dieses Jahrbuch gewohnte Chronik der deutsch-französischen Beziehungen und ein Bibliographie auserwählter Neuerscheinungen der deutschsprachigen Literatur zu Frankreich (S. 276-303) ergänzen den Band.

Heiner Wittmann

Semantisches Web

Tassilo Pellegrini, Andreas Blumauer (Hrsg.), Semantic Web. Wege zur vernetzten Wissensgesellschaft, Springer Verlag, Heidelberg, Berlin 2006.
ISBN 3-540-29324-8

Einige Vorbemerkungen sollen hier eine Begründung liefern, wieso dieser Band auf einer Website für Romanisten besprochen wird. Allein schon weil das Semantische Web sich einen Begriff aus der Sprachwissenschaft ausgeliehen hat, ist es sicher auch für Romanisten und überhaupt auch für Philologen interessant, die Verwendung dieses Begriffes in einem neuen Zweig der Internet-Technik zu verfolgen.

Die Suche nach dem Begriff Romanistik mit einer Suchmaschine offenbart das bereits hinreichend bekannte Problem einer langen nach einem Suchalgorithmus von einer Maschine mit wenig romanistischem Sachverstand geordneten Liste. Aber auch Linklisten wie die auf der Website Romanistik im Internet sind eher eine Momentaufnahme, die nicht immer die Interessen oder die Suchbedürfnisse der Besucher berücksichtigen kann. In diesem Sinn ist eine traditionelle Bibliothek mit fachmännischer Verschlagwortung der heutigen Internet-Ordnung immer noch überlegen.

Das Problem der Ordnung von Informationen gibt es nicht erst seitdem das Internet entstanden ist. Die vielfältigen Vernetzungen jeder Art haben eine Orientierung im Datendickicht des Internets nicht unbedingt erleichtert, sondern die Koexistenz von einleuchtenden, weil vom Sachzusammenhang gebotenen Verlinkungen und solchen, die willkürlich aufgrund bestimmter Individueller Interessen gesetzt wurden, erschweren die Auswahl und die Bewertung von Informationen. Die Organisation der Informationen auf Websites hat sich ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten geschaffen, oder zumindest wird dies von schnell hergestellten Websites zumindest suggeriert. Es gibt genügend Beispiele aus der Arbeit mit Internet-Seiten, die Wissenschaftler, die eher mit traditionellen Mitteln arbeiten, mit Recht in Erstaunen versetzen. Das Zitieren aus der Online-Enzyklopädie

Wikipedia gehört zu dieser Art von Beispielen, die diesem Projekt einen wissenschaftlichen Anspruch verleihen, der in keiner Weise zu rechtfertigen ist. Schon fangen Studenten an, die Inhalte der Online-Enzyklopädie als Zitatenschatz für Seminararbeiten zu nützen. Ein Gewährsmann für die Inhalte der Artikel wird nicht mehr benötigt und der inhaltlichen Willkür wird Tür und Tor geöffnet, weil dem Online-Projekt, an dem jedermann mitschreiben darf, eine Autorität zuerkannt wird, die die Kontrolle einer anonymen Ge-meinschaft der Gewährleistung durch einen individuellen Autor vorzuziehen scheint. Das Vertrauen, das in dieses Online-Projekt gesetzt wird, entspricht dem Vertrauen, daß meist aus Bequemlichkeit in die Ergebnislisten der Suchmaschinen gesetzt wird.

Die Suche nach > Semantic Web mit Hilfe von Google führt zu rund 90 Mio. Webseiten in einer bestimmten Reihenfolge, nicht weil sie die besten Informationen zu diesem The-ma enthalten, sondern lediglich, weil der Suchalgorithmus von Google die gefundenen Seiten in eine bestimmte Reihenfolge stellt, die mit der Qualität oder ihrem Informationsgehalt kaum etwas zu tun haben. Man verweilt oft aus Zeitgründen bei den ersten aufgerufenen Seiten und verleiht ihnen so möglicherweise eine Bedeutung, die eine genaue Durchsicht vieler weiterer Seiten nicht rechtfertigen würde. Mehrdeutige Suchbegriffe werden dabei nicht erkannt und tragen kaum dazu bei, das Suchergebnis qualitativ zu verbessern. Immerhin geben Suchausdrücke, also die Kombination mehrerer Wörter häufigen Benutzern dann doch zu erkennen, daß Google letztendlich eben doch nur eine indexbasierte Suchmaschine ist. Google nutzt heute u.a. die Zahl der Links, die auf eine Seite zeigen, um deren “Qualität” zu bewerten. Die Höhe des “Pageranks”, der von Suchalgo-rithmus ermittelt wird, entscheidet über die Plazierung des Website im Suchergebnis. Das Verfahren ist wissenschaftlich gesehen untauglich, trotzdem verwenden Betreiber von Websites viel Energie darauf dieses Spiel mitzuspielen.

Schon in den Anfangsjahren des Internets Mitte der 90er Jahre stellte sich immer dringlicher die Frage nach einer Orientierung im Internet, die sich eines Tages von mehr oder weniger automatisch erstellten Listen lösen kann und Methoden einführt, die den Suchergebnissen eine gewisse Qualität verleihen. 1998 trug Tim Berners-Lee einen neuen Ansatz vor,1) der als Semantic Web bekannt wurde. Sein Gedanke zielte auf eine Standardisierung der Verfahren, wie Informationen beschrieben werden sollten. Gemeint waren Zuordnungen, die es ihrerseits “intelligente Agenten” erleichtern würden, Informationen aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu verbinden. Ähnlich wie in der Sprachent-wicklung werden bei diesem Schritt Informationen im Internet Bedeutungen verliehen oder zugeordnet, wodurch das Netz um eine semantische Dimension erweitert wird. Um die Zusammenhänge zwischen diesen Bezügen erkennbar zu machen, sprach schon Berners-Lee davon, Ontologien einzuführen, die in größeren Zusammenhängen Wissensbereiche beschreiben und die Bezüge zwischen Objekten aufdecken sollen. Dieser der Philosophie entlehnte Begriff dient dazu, einen Dialog zwischen einem Anwender und der Maschine zu beschreiben und folglich auch zu steuern. Im Kern bezeichnet eine Ontologie viele Verhältnisse zwischen Informationseinheiten (Entitäten) und den Zusammenhängen, worauf sie sich beziehen, den Relationen. Fragt der Nutzer nach “Bank” können Suchsysteme, die mit Ontologien arbeiten, denen also definierte Wissensbereiche bekannt sind, zu einem solchen mehrdeutigen Begriff passende Ergebnisse oder zumindest weitere Suchbegriffe vorlegen. Ob allerdings Suchmaschinen eines Tages Fragen nach bestimmten Sachverhalten beantworten können, sei dahingestellt. Das semantische Netz ist der Versuch, die vielen bisher meist auf der Grundlage von HMTL entwickelten Websites, die eigentlich kaum mehr als durch Links untereinander verbunden sind, in ein wissens-basiertes Netz zu überführen.

Mit den Metatags, wie z.B. den “Keywords”, die auf HTML-Seiten eingetragen werden können, und die den Suchmaschinen eine Ordnungshilfe gewähren sollten, wurde wohl viel Mißbrauch getrieben, so daß Google diese Hinweise nicht mehr berücksichtigt. Theo-retisch könnten semantisch orientierte Systeme einer ähnlichen Gefahr ausgesetzte werden, die möglicherweise durch webbasierte Systeme, die vom Betreiber der Seite nicht zu beeinflussen sind, vermindert oder vermieden werden. Ob aber dann nicht neue Probleme auftauchen, wenn der Bedeutungsgehalt der Seite von Programmen definiert werden soll, ist noch gar nicht abzusehen. Ein falsch getaggter Text könnte dann das gleiche Schicksal wie ein in einer Bibliothek verstelltes Buch erleiden, das für die Ausleihe nicht mehr zur Verfügung steht.
Der gerade erschienene Band Semantic Web. Wege zur vernetzten Wissensgesellschaft, (Inhaltsverzeichnis: www.semantic-web.at/springer/), dessen Herausgeber Tassilo Pellegrini von der Semantic Webschool, ein Zentrum für Wissenstransfer in Wien, kommen, bietet einen interessanten Einblick in das Konzept und das Programm dessen, was der Text auf dem Buchrücken als die “nächste Generation des Internets” bezeichnet. Der Untertitel des Bandes trifft nicht genau das eigentliche Thema dieses Bandes. Es geht nicht nur um bloße Vernetzungen, sondern um den Beitrag semantischer Technologien, d.h. Verfahren und Methoden, die sich explizit auf die Erstellung und Maschinenlesbarkeit von Bedeutungsträgern konzentrieren. Es geht um Methoden zur qualitativen Orientierung im Internet.

Die neuesten Trends im Internet, die mit dem Schlagwort Web 2.0 2) gekennzeichnet werden, drücken sich dauch urch die sprunghafte Zunahme von Blogs aus. Eines der Kennzeichen von Web 2.0 ist eine besonders große Zunahme unstrukturierter Daten, die durch das Tagging der User nur behelfsweise geordnet werden können. Hier setzen die Überlegungen ein, die mit dem Semantic Web in Verbindung stehen, und die sich auf eine Reduzierung, Verdichtung und Strukturierung der Daten beziehen.
Die Linguistik lehrt, daß Semantik “sich mit der Analyse und Beschreibung de sogen. ‚wörtlichen’ Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken beschäftigt.” 3) Die Semantik wird von der Morphologie (Flexion- und Wortbildungslehre) wie auch von Syntax (Anordnung von Zeichen) abgegrenzt, die ihrerseits ihren Teil zur Sinnkonstituierung beitragen. Die Semantik konzentriert sich nach V. Nyckees auf die Bedeutungsaspekte, die nicht mit anderen Bedeutungsträgern Ähnlichkeiten oder Beziehungen teilen, sondern die sich auf das Wissen einer Sprachgemeinschaft beziehen. 4) In diesem Sinn bildet die Sprache ein ähnliches System von Konventionen, wie das semantische Web diese im Internet einfüh-ren will. In diesem Sinn gibt es sicher eine gewisse Berechtigung, diesen Begriff zu ver-wenden. Vielleicht stutzt der Leser dann doch, wenn er auf dem Buchrücken des hier zu besprechenden Buches liest: “Semantik ist (…) ein wesentliches Element der Transforma-tion von Information in Wissen, sei es um eine effizientere Maschine-Maschine-Kommunikation zu ermöglichen oder um Geschäftsprozeß-Management, Wissensmanagement und innerbetriebliche Kooperation durch Modellierung zu verbessern.” Es ist keinesfalls die Semantik die das Entstehen von Wissen bewirkt, allenfalls beschreibt sie Prozesse, wie Bedeutungen entstehen. Ein Buchrücken ist geduldig, und Raphael Capurro hat den Begriff der Semantik in seinem sehr lesenswerten Nachwort “Hermeneutik revisited” zu diesem Band in einen richtigen Zusammenhang gerückt. Er erklärt auf einprägsame Weise den Zusammenhang zwischen der Hermeneutik und der Semantik. 5) Nach dem griechischen Götterboten Hermes bedeutet Hermeneutik die Verkündung, Auslegung oder Erklärung. Capurro nennt auch Wittgenstein und dessen “Sprachspiele”, die nach seiner Theorie dazu geeignet sind, zwischen verschiedenen Gebilden Bezüge herzustellen und sie so verständlich zu machen. Gerade die Abstraktionsfähigkeit des Menschen ermöglicht es, Bezeichnungen für Maschinen und Computer verstehbar zu machen, sie also in digitale Kombinationen von 1 und 0 zu übersetzen. Diese Strukturen behalten aber nur ihren Sinn, weil die menschliche Welt trotz der immer weiter ausufernden Datenmengen dem Internet erst einen Sinn verleiht. Capurro weist selbst daraufhin, daß das Verstehen nicht auf eine Eigenart des jeweiligen Subjekts ist, sondern eine “Seinsweise” (vgl. R. Capurro, Hermeneutik der Fachinformation, Freiburg/München 1986, S. 11) bezeichnet, der der Mensch sich nicht entziehen kann. Auf diese Weise entsteht die bereits angedeutete Verwendung der Ontologie im Rahmen des Semantischen Webs.

Capurro vertritt mit Recht der Auffassung, daß die digitale Welt gegenüber der Lebenswelt keinerlei Vorrang besitzt. Allerdings sollte auch die “Kraft des Konkretion” (S. 531) der Abstraktion der digitalen Welt entgegengestellt werden. Das Semantische Web wird sich nur im Rahmen menschlichen Handelns entwickeln, wenn dieses jeder Abstraktion begegnen kann. Damit nennt Capurro eine ethische Dimension des Semantischen Webs, das er mit einer Art neuen Hermeneutik verknüpft, die die Bewahrung und Verteilung digitaler Inhalte betrifft. Auf diese Weise erklärt er das Semantische Web als ein “weltpolitisches Projekt” (S. 532), das nicht Technikern oder Politikern überlassen werden darf.

An diesem Band sind 57 Autoren aus 35 Institutionen beteiligt. Es geht darum, Technolo-gien für das Internet zu entwickeln, die sich auf Verfahren stützen, die semantische Bedeutungsträger erkennen und auswerten können. Daten wie E-Mails können heute schon mehr schlecht als recht durch Programme sortiert werden, die z. B. als Spam-Filter, unliebsame E-Mails ausfiltern, oder es gibt auch Programme, die z.B. E-Mails an den richtigen Arbeitsplatz verteilen.

In ihrem Vorwort stellen die Herausgeber drei Trends vor: Es ist eine steigende Nachfrage nach dynamischen Produkt- und Dienstleistungskonfigurationen zu erkennen. Damit ist eine Dynamisierung der Arbeitswelt verbunden, die organisationsübergreifende Strukturen erfordert. Das Anwachsen der Informationsbestände erfordert ständig intelligentere Dialog- und Suchwerkzeugen, um die verlangten Dienstleistungen erbringen zu können. Diese Art der Kreisbewegung der steigende Nachfrage, Dynamisierung und Bereitstellung intelligenter Suchsysteme bestimmt folglich den Aufbau dieses Bandes.

Der erste Teil dieses Bandes enthält eine Reihe von einführenden Artikeln, in denen zu-erst Begriffe (u.a. Semantic Web und semantische Technologien, A. Blumauer, T. Pellegrini) und Standards (Standards für das Semantic Web, K. Birkenbühl) erläutert werden. M. Weber und K. Fröschl untersuchen “Das Semantic Web als Innovation in der ökono-mischen Koordination” und geben interessante Hinweise auf die “Innovationspotenziale semantischer Technologien” (S. 105 ff). Im zweiten Teil geht es um die Anwender des Semantic Web. L. Sauermann untersucht den “Semantic Desktop – Der Arbeitsplatz der Zukunft”. Seine systematische Darstellung mit vielen praktischen Beispielen ist auch gut als Einstiegsartikel in das Thema dieses ganzen Bandes geeignet. “Knowledge Visualiza-tion” ist das Stichwort, mit dem Remo Burkhard die Frage nach der “nächsten Herausfor-derung für Semantic Webforschende” stellt. Er erinnert daran, daß eine allgemeine Visua-lisierungswissenschaft mit einem entsprechenden Theorierahmen noch immer fehlt. Die Bespiele, die er in seinem Beitrag nennt, zeigen die Ansätze mit denen Verbindungen wie die zwischen der Bildwissenschaft und anderen Disziplinen erarbeitet werden. Der dritte Teil untersucht die Bedingungsfaktoren für das Semantische Web unter dem Aspekt des Wissensmangement. Schmitz et. al. erläutern einen solchen Ansatz auf einer Peer-to-Peer-Basis, während Hannes Werthner und Michael Borovicka die praktischen Zusammenhän-ge zwischen E-commerce und Semantic Web am Beispiel von “Harmonise”, einem EU-Projekt aus der Tourismus-Branche, das mit intelligenten “Networkings” arbeitet, vorstellen. Im vierten Teil geht es wieder um die Theorie und die technischen Systeme, aber auch um praktische Ansätze, so wie der Beitrag von Andreas Koller, der nachzuweisen versucht, daß eine strukturierte Ablage von Content in Content Management Systemen, eine Voraussetzunge für das Semantische Web ist. Mit vielen Beispielen gelingt es Koller die unterschiedlichen Bedingungen für strukturierten Inhalt dazulegen; zugleich wir aber auch die Komplexität des Semantischen Webs deutlich. Coputerlinguisten werden sich für den von Michael Granitzer verfaßten Aufsatz im vierten Teil dieses Bandes interessieren. Er stellt statistische Verfahren vor, die dringend benötigt werden, ist doch der digitale Datenbestand bereits auf das 37.000-fache der Library of Congress angewachsen, die ca. 17 Millionen Bände besitzt. Merkmalsanalysen, Lemmatisierung, Parsing und Kollokationen gehören zu den Stichwörtern, die Granitzer untersucht, um die Bedingungen der Textanalyse zu erläutern. Gerhard Budin erläutert die “Kommunikation in Netzwerken” Marc Ehrig und Rudi Studer stellen die “Wissensvernetzung durch Ontologien” vor. Ihnen geht es um die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Webservices, die nur, wie sie es nennen, durch eine semantische Integration der Ontologien möglich wird.

Der mit dem semantischen Web verbundene Anspruch wird in der Forschung gerade erst formuliert, noch steht die Realisierung der entsprechenden Anwendungen ganz am Anfang, aber die Hoffnungen, die in dieses Projekt gesetzt werden, lassen die Dimension dieses Projekts erahnen: “Das semantische Web ermöglicht neben erheblichen Verbesserungen der Usability, einen höheren Gebrauchswert verfügbarer Informationsbestände und effizientere Wissensströme.” 6)

Dieser Band bietet eine gelungene Einführung in das Thema, weil sich seine Autoren an ganz praktischen Beispielen orientieren, viele verschiedene theoretische Ansätze vorstel-len und insgesamt die Perspektiven für des Semantischen Webs in einer spannenden Weise vermitteln. Außerdem ist es den Herausgebern gelungen, durch die Auswahl der Beiträge, die Bedeutung der beteiligten Disziplinen in einleuchtender Weise zu vermitteln.

Heiner Wittmann

1. Tim Berners-Lee, James Hendler and Ora Lassila, A new form of Web content that is meaningful to computers will unleash a revolution of new possibilities http://www.scientificamerican.com/
article.cfm?articleID=00048144-10D2-1C70-84A9809EC588EF21&catID=2
.
2. Tim O’Reilly, What Is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software http://www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web-20.html
3. H. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 2/1990, S. 672.
4. Vgl. Nyckees, Vincent, La sémantique, Paris 1998, S. 11.
5. Zur Hermeneutik, cf. Vogt, Jochen, Einladung zur Literaturwissenschaft, 3. Aufl., Stuttgart 2002, Kapitel 3: http://www.uni-essen.de/einladung/Vorlesungen/hermeneutik/main.html; H.-G. Gadamer, Wahrheit und Metho-de, Tübingen 1975; id., Semantik und Hermeneutik, in: id., Hermeneutik II. Wahrheit und Methode. Ergänzungen., Tübungen 1986, S. 174-183.
6. Andreas Blumauer, Tassilo Pellegrini, Semantisches Web – schon wieder eine Patentlösung für die Wissensgesellschaft? http://www.semantic-web.at/36.20.20.article.kontext.semantisches-web-schon-wieder-eine-patentloesung-fuer-die-wissensgesellschaft.htm

Bibliographische Angaben:

Bußmann, Hadumod, Lexikon der Sprachwissenschaft, Stuttgart 2/1990.
Gadamer, Hans-Georg, Wahrheit und Methode, Tübingen 1975
— Hermeneutik II. Wahrheit und Methode. Ergänzungen., Tübingen 1986.
Nyckees, Vincent, La sémantique, Paris 1998.
O’Reilly, Tim, What Is Web 2.0? Design Patterns and Business Models for the Next Generation of Software www.oreillynet.com/pub/a/oreilly/tim/news/2005/09/30/what-is-web-20.html
Vogt, Jochen, Einladung zur Literaturwissenschaft, 3. Aufl. Stuttgart 2002.
www.uni-essen.de/einladung/
Berners-Lee, Tim, Hendler, James, Lassila, Ora, A new form of Web content that is meaningful to computers will unleash a revolution of new possibilities,
www.scientificamerican.com/article.cfm?articleID=00048144-10D2-1C70-84A9809EC588EF21&catID=2

Niccolò Machiavelli. Dichter – Poeta

Dirk Hoeges,
Niccolò Machiavelli. Dichter – Poeta. Mit sämtlichen Gedichten, deutsch/italienisch. Con tutte le poesie, tedesco/italiano,
Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. u.a. 2006

Mit Professor Hoeges habe ich am 1. September 2007 in Köln ein
Niccolò Machiavelli Gespräch über sein neues Buch geführt.

“Die erste vollständige Übersetzung der Gedichte Machiavellis und ihre Analyse zeigen: Sein Werk ist nur in der Zusammensetzung von Poesie und Prosa zu verstehen. Es enthält eine Systematik der literarischen Formen, die durch Beschränkung auf den Prinicipe verdeckt bleibt. Kompromittiert wird neuerlich der ideologische Kampfbegriff des Machiavellismus. Machiavelli schärft über zahlreiche poetische Formen sein literarisches Profil: Epigramm, Strambotto, Stanza, Madrigal, Sonnett, Kanzone, Canto, Capitolo, Serenade. Poetisiert werden Schlüsselbegriffe seiner Geschichts- und Machttheorie. Fortuna, die Gelegenheit, der Undank, der Ehrgeiz. Sichtbar wird ein Machiavelli, der von persönlicher und säkularer Angst vor der Verdorbenheit des Menschen geprägt, entschlossen ist, seine Würde zu behaupten. Die poetischen Intermezzi aus den Komödien Clizia und La Mandragola erweitern die Perspektive. Er erscheint facettenreich, tragisch und komisch, wie er sich selbst sah, Erotik, frühe und späte Liebe eingeschlossen. Die Poesie bestätigt: Zeit seines Lebens begriff er sich als Zögling der Freien Künste, von Sprache, Literatur und Musik. Das Buch bildet den dritten Teil der Machiavelli Trilogie des Verfassers. Das Leben Castruccio Castracanis aus Lucca, 1998, Die Macht und der Schein, 2000.” Klappentext.

www.dirk-hoeges.de

www.machiavelli-fuerst.de

 

Zweimal behandelt Machiavelli das Thema eines neues Herrschertyps, der sich in Italien am Beginn der modellhaft zeigt: in “Der Fürst” und in der Novelle “Das Leben des Castruccio Castracani aus Luca. Dirk Hoeges hat die großartige Novelle neu übersetzt und mit einem Essay herausgegeben, der ein neues Machiavelli-Bild entwirft.

Niccolò Machiavelli.
Das Leben des Castruccio Castracanis aus Lucca, übersetzt und herausgegeben von Dirk Hoeges, C.H. Beck, München 1998.
ISBN 3-406-43357-X

 

Die Geschichte Machiavellis ist die Geschichte seiner Entstellung und Ausbeutung. Sie resultiert aus einer reduzierten Deutung des “Principe”, welche die Komplexität des Humanisten verkennt. Dirk Hoeges entwirft ein neues Bild des Autors, das ihn als bedeutenden Schriftsteller der Renaissance würdigt und zugleich seine erstaunliche Modernität zeigt.
Rezensionen
Dirk Hoeges, Niccolò Machiavelli.
Die Macht und der Schein, C.H. Beck, München 2000.
ISBN 3-406-45864-5

 

Rezensionen – Auswahl:

Hans-Martin Lohmann
Der Schein der Macht Maurizio Viroli und Dirk Hoeges korrigieren das Bild
Niccolò Machiavellis
DIE ZEIT    nicht mehr online

Peter Zaun, Rezension
Dirk Hoeges
Niccolò Machiavelli .Die Macht und der Schein
NDR 4, 1.1. 2000

Patrick Horst    ncht mehr online
SWR2 Buch-Tipp am Mittwoch, 22. November 2000, 16.55 bis 17.00 Uhr, SWR2 Dirk Hoeges, » Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein «

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