24/25 septembre 2021 : Colloque du Groupe d‘études sartriennes en Sorbonne

Le Colloque du Groupe d’études sartriennes, initialement prévu les 19 et 20 juin 2020, aura lieu en Sorbonne les vendredi 24 et samedi 25 septembre 2021, avec le programme fixé en 2020 pour les quatre demi-journées.

Le programme détaillé des deux journées :

Programme du Colloque 2021

La journée du vendredi 24 septembre aura lieu à la *Maison de la Recherche de La Sorbonne*, 28 rue Serpente, 75006 Paris, *en salle D 040 *(métro : Odéon ou Saint-Michel)

La journée du samedi 25 septembre aura lieu dans l’*Amphithéâtre Descartes*, 17 rue de La Sorbonne, 75005 Paris (métro : Cluny, La Sorbonne).

Si vous souhaitez assister au Colloque, nous vous remercions par avance de bien vouloir indiquer aux secrétaires du

> GES groupe d’études sartriennes

votre présence à l’une et/ou l’autre des deux journées, avant le mardi 14 septembre, car nous nous sommes contraints de fournir une liste de participants et d’invités au service de réservation de la Sorbonne dix jours avant le Colloque. Un passe sanitaire est demandé pour l’accès aux locaux de la Sorbonne.

Rezension: Lutz Küster, Prendre la parole

Lutz Küster, Prendre la paroleLutz Küster hat beim Friedrich Verlag den Band > Prendre la parole mit dem Untertitel Reflexive und übende Zugänge zum Sprechen im Französischunterricht herausgegeben. Es geht um “Kompetenzorientierte Sprechförderung im Französischunterricht”. Die Beiträge der Autorinnen und Autoren in diesem Band (Liste S. 134 f.) sind aus ihrer gemeinsamen Arbeit in der Sektion Französisch der > Sektion Französisch der > Klett Akademie für Fremdsprachendidaktik hervorgegangen.

In allen Phasen des Sprachunterrichts sollen die Schüler eine möglichst hohen Sprechanteil bekommen. Viel hängt dabei von den Unterrichts- und Sozialformen ab, wie können die Schüler zum Sprechen angeregt werden, welche Unterrichtsszenarien fördern ihre Sprechanteile? Mit dem Sprechen allein ist es nicht getan, denn weil es im Rahmen von Sprachunterricht stattfindet, steht die Kompetenzentwicklung (Abschnitt 3) im Vordergrund. In diesem Band werden dazu grundlegende Überlegungen vorgetragen: Von psycholinguistischen Grundlagen (Daniele Caspari) unter Berücksichtigung des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens und der Bildungsstandards bis zur “Sprachbewusstheit und Sprachlernbewusstheit im Kontext fremdsprachlichen Sprechens” (Leo Küster). Mit diesen Beiträgen schaut man auch in die Werkstatt der Lehrbuchkonzeption, da hier die theoretischen Grundlagen für Überlegungen vorgestellt werden, die die Lehrbucharbeit der beteiligten Autoren und Verlage ganz direkt beeinflussen. Trotz aller Theorie geht es hier auch um ganz konkrete Unterrichtssituationen, Z. B. um die Diskussion zwischen Einsprachigkeit und Mehrsprachigkeit (Daniela Caspari, Birgit Schädlich). Die Autoren schlagen mit guten Gründen eine “reflektierte Mehrsprachigkeit” (S. 40) vor.

Die konkrete Umsetzung der theoretischen Überlegungen in die Praxis auf mehreren Ebenen wird im vierten Abschnitt thematisiert: Lehrwerksgestaltung, Lernaufgaben im Anfangsunterricht, Sprechen in der Unterrichtsinteraktion. Eine besonderer Augenmerk liegt auf der Förderung der Sprechkompetenz mit Hilfe der digitalen Medien. Die knappe Darstellung ist sehr wohltuend. Die vorgestellten Ideen für die digitale Unterstützung bei der Formulierung von Sprachabsichten sollten Lehrer inspirieren, digitale Medien in ihrem Unterricht mit Erfolg einzuplanen. Die Tipps für Schüler, selber mit digitalen Medien zu arbeiten, kommen nicht zu kurz und sollten ihnen von ihren Lehrern vermittelt werden.

Bildungstheoretische Grundlagen und ihre Umsetzung in der pädagischen Praixs zeichnen diesen Band aus. In der Gestaltung und im Layout ist er etwas karg geraten, dafür hält er sich an das Wesentliche, was Referendare bei der Ideensuche für ihren Unterricht schnell merken werden. Und für erfahrene Lehrer bietet dieser band wertvolle Hinweise die eigene Unterrichtspraxis zu hinterfragen und zu erneuern.

Lutz Küster war Gesamtschullehrer für Französisch und Spanisch, Fachhochschulprofessor und Oberschulrat, bevor er 1999 Hochschullehrer für die Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen wurde. Nach Zwischenstationen in Hamburg, Dresden und Bremen war er von 2004 bis zu seiner Pensionierung 2018 für das Fachgebiet an der Humboldt-Universität zu Berlin verantwortlich. In den Jahren 2012 bis 2018 leitete er die > Sektion Französisch der > Klett Akademie für Fremdsprachendidaktik.

Lutz Küster (Hrsg.)
> Prendre la parole.
Reflexive und übende Zugänge zum Sprechen im Französischunterricht
ISBN: 978-3-7727-1384-2
Friedrich Verlag, Hannover: Juni 2020

Rezension: Éric Anceau, Ils ont fait et défait le Second Empire

Der Band von Éric Anceau > Ils ont fait et défait le Second Empire enthält 25 Biographien von Persönlichkeiten, die den Aufstieg Louis-Napoleons gefördert, zum Erfolg des Zweiten Kaiserreichs beigetragen, es kritisch begleitet haben oder an seinem Sturz beteiligt waren.

Eric Anceau, der für seine Veröffentlichungen zu Napoléon III. bekannt ist,(Éric Anceau, L’Empire libéral (2 vol.) T1 Genèse, avènement, réalisations, T2 Menaces, chute, postérité, Paris: Editions SPM 2017 und > Nachgefragt: Eric Anceau, Napoléon III – 18. Februar 2014) lehrt Geschichte an der Universität Sorbonne Paris IV.

Es ist ein gewisses Wagnis, das Regime Napoleons III. und damit das Zweite Kaiserreich (1852-1870) auf 25 Kapitel und Personen zu reduzieren. Aber, bedenkt man “Le Second Empire est un régime vertical et personnel, incarné par un homme, Napoléon III,” (S. 7) wie hier der erste Satz ganz richtig lautet, dann haben wir schon einen ersten Hinweis darauf bekommen, warum der Ansatz von Anceau sich so gut realisieren lässt. Das so persönliche Regime von Napoleon III, der sich ganz systematisch mehr als 25 Jahre auf dieses Staatsamt vorbereitet hat, und schon im Vorfeld von einer Reihe besonderer Persönlichkeiten unterstützt wurde, hat sich diese Netzwerkbildung auch von 1852-1870 erhalten. Ganz ohne Zweifel hat dieses Netzwerk das persönliche Regime Napoleons III. nicht nur ergänzt, es war dessen Voraussetzung. Geschickt hat der Kaiser sich seiner Unterstützer versichert und hat auch seinen Kritiker trotz Diktatur und Zensur, wie z. B. den Künstlern (1) einen gewissen Freiraum überlassen, den diese wiederum nutzten, um dem Regime eine öffentliche Bühne zu bieten, die auch international eine große Beachtung fand.

Und die Auswahl der Persönlichkeiten, die in diesen 25. Kapiteln vorgestellt werden, überzeugt. Durch sie und ihre Verbindungen untereinander zusammen mit der so profunden Kenntnis des Autors über das Zweite Kaiserreich, ergibt sich eine ganz eigene, geradezu packende Geschichte des Zweiten Kaiserreichs. Jeder dieser Persönlichkeiten kommt wie auf einem Schachbrett eine bestimmte Position zu und ihre Summe erläutert das Beziehungsgeflecht seiner Unterstützer und Kritiker und zeigt zugleich die Möglichkeiten und Grenzen der Handlungsspielräume des Kaisers.

An erster Stelle steht die Prinzessin Mathilde (1820-1904), Tochter von Napoleons jüngstem Bruder Jérôme wird die Verlobte von Louis-Napoleon, ein Verlöbnis, dass nach dem gescheiterten Coup von Straßburg wieder gelöst wird, aber sie wird 1851 den Staatsstreich mitfinanzieren und einen einflussreichen Salon im Zweiten Kaiserreich unterhalten. Ihre Biographie tritt hier beinahe in den Hintergrund, so intensiv wird ihre Unterstützung für ihren Vetter in allen Einzelheiten geschildert, sein Aufstieg aus der Sicht Mathildes.

Victor de Persigny (1808-1872) macht 1835 die Bekanntschaft mit Louis-Napoleon und bereitet dessen Staatsstreich in Straßburg vor. Auch bei Boulogne-sur-Mer ist er dabei, später gründet er ein “Comité Napoléon”, hilft ihm bei der Wahl zum Staatspräsidenten und tritt in die Regierung ein.

Charles de Morny (1811-1865), der Halbbruder des Kaisers, der Sohn von Hortense und Charles de Flahaut und wird den Staatsstreich von 1851 organisieren und 1854 wird er Präsident des Corps législatif. Morny wird Autor von M. Choufleuri restera chez lui le… vertont von Jacques Offenbach (1819-1880). (3)

Die wichtigsten Unterstützer beim Aufstieg des künftigen Kaisers kommen also aus  der eigenen Familie, so auch der Prince Napoléon (1822-1891) “Plon-Plon”, der dritte Sohne von Jérôme Bonaparte. Diese Unterstützung hält sich allerdings in Grenzen, obwohl der Prinz immer wieder neue Aufgaben übernimmt, sich aber nie mit seiner Kritik an der Politik und dem Regime Napoleons III. zurückhält. Plon-Plon wird das “Enfant terrible du bonapartisme” (S. 39). Er wird General im Krimkrieg, verlässt aber die Armee wegen Unstimmigkeiten und übernimmt in Paris die Präsidentschaft über die Weltausstellung 1855. Später wird der Minister für Algerien und die Kolonien, ein Amt, das er aber im März 1859 wieder aufgibt.

Als Überraschung erscheint hier an 5. Stelle George Sand (1804-1876) : “La romancière socialisante”. (2): “Le dialogue direct ou à distance est un bel avatar des relations intemporelles entre l’homme ou a femme de lettres et le pouvoir.” (S.75) Geschickt verurteilt sie Cäsar, so wie ihr Korrespondenzpartner ihn in seiner Histoire de Jules César dargestellt hatte und meint damit die Staatsstreiche; drei hatte Louis-Napoleon unternommen, was ihm vor allem die Künstler nie verziehen haben. Und deshalb erscheint hier auch der Exilant auf der Kanalinsel Victor Hugo (1802-1885) an 6. Stelle

Abd el-Kader, jean-Baptiste Vaillant, Eugénie, Prosper Mérimée, Pie IX, Georges Haussmann, Les frères Pereire, Eugène Viollet-le-Duc, Königin Victoria, Camillo Cavour, Victor Duruy, Louis Pasteur, Eugène Rouher, Adolphe Thiers, Emile Ollivier, Otto von Bismarck, Achille Bazeine, Léon Gambetta, le Prince Impérial, sie alle verkörpern entscheidende Phasen des zweiten Kaiserreichs, sie haben als Politiker, Künstler oder Vertreter auswärtiger Mächte die Geschicke des Regimes so wesentlich beeinflusst.

Sicher war Napoleon III. ein Alleinherrscher; er war aber immer auf Unterstützer angewiesen, die er sowie er ihre Qualifikationen erkannt hatte, wie z. B. im Falle von Georges Haussmann persönlich förderte, um sich ihrer Mithilfe bei seinen Plänen, hier die Umgestaltung von Paris, zu vergewissern. Auf diese Wiese schärft der Autor die Darstellung der politischen Geschichte des Zweiten Kaiserreichs. Dabei zeigt er mit den Biographien dieser Persönlichkeiten, wie sie, wenn sie den Kaiser unterstützen, zur Modernisierung Frankreichs beigetragen haben. Kaum eine von ihnen, mit kleineren Ausnahmen, hat die autoritäre Seite des Regimes maßgeblich gefördert.

Der wirtschaftliche Aufschwung, das Engagement der Künstler wie auch das rhetorische Geschick der Politiker, die auf der Seite Napoleons III. oder auch Opposition zu ihm standen, haben alle maßgeblich zur Entwicklung der politischen Kultur beigetragen.


1. Heiner Wittmann, Napoleon III. Macht und Kunst, Reihe Dialoghi/dialogues. Literatur und Kultur Italiens und Frankreichs, hrsg. v. Dirk Hoeges, Band 17, Verlag Peter Lang, Frankfurt, Berlin, Bern u. a., 2013.
2.  Heiner Wittmann, Schreiben für eine bessere Welt. Der literarische Utopismus der Georges Sand, in: Heidi Beutin, Wolfgang Beutin, Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Herbert Schmidt, Claudia Wörmann-Adam (Hg.)> Reich der Notwendigkeit, Reich der Freiheit. Arbeitswelten in Literatur und Kunst, Mössingen, Talheimer-Verlag 2018, 267 Seiten, S. 165-190.
3. Mardi 4 juin 2019: H. Wittmann, Jacques Offenbach und das Zweite Kaiserreich
mit Susanne von Laun, Hamburg, Vortrag im Institut français in Mainz

Éric Anceau
> Ils ont fait et défait le Second Empire
Paris: Tallandier 2019
ISBN: 979-10-210-2719-0

Neu erschienen: Dante Alighieri, La Divina commedia

Es ist ein Glücksfall, wenn ein Sprachenverlag neben den Lektüren für den Sprach- und Literaturunterricht auch Werke der klassischen Literatur verlegt: Gerade hat der Romanist Karheinz Stierle (vgl. > Romanistik als Passion: Ein Gespräch mit Professor Dr. Karlheinz Stierle – www.france.-blog.info, 26. September 2013) die deutsche Dante-Rezeption unter dem Titel “Der deutsche Dante” in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. Juli 2021 gewürdigt, da legt der Verlag Ernst Klett Sprachen eine Übernahme von italienischen Verlagen als Lektüre für den Sprach- und Literaturunterricht vor: Dante Alighieri (1265-1321), > La Divina Commedia, entstanden zwischen 1307 und 1321, vor. Für diese Ausgabe hat Alberto Cristofori eine leicht lesbare kommentierte Fassung mit Originalzitaten hergestellt.

Das Gedicht ist unterteilt in drei Abschnitte Die Hölle, Das Fegefeuer und Das Paradies, die einer Ich-Form die Wanderung des Menschen durch diese drei Jenseitsbereiche schildern. Der Erzähler wird von Vergil durch die Höllenkreise geführt. Er wird am Läuterungsberg ab dem 5. Bußbezirk, dort wo die Ehrgeizigen, ausharren müssen, vom Dichter Statius unterstützt. Zu Beginn des irdischen Paradieses übernimmt Matelda Virgils Rolle, die den Erzähler zu Beatrice bringt, die dem Leser von Dantes Vita Nova vertraut ist.

Die hier vorliegende Ausgabe enthält neben dem Überblick über die Ereignisse, Übungen zum Leseverständnis und reichhaltige enzyklopädische Angaben, mit denen die Feinheiten des Textes erläutert werden.

Wer mehr von der Divina Commedia lesen möchte, dem sei die zweisprachige mit der > Übersetzung von Hermann Gmelin empfohlen, die als dreibändige Ausgabe, mit je einem Kommentarband bei Klett-Cotta  erschienen und leider vergriffen ist.

Karlheinz Stirle,
> Dante Alighieri. Dichter im Exil, Dichter der Welt
München, Beck 2014.

> www.dante-gesellschaft.de

Dante Alighieri
> La Divina Commedia
A cura di Alberto Cristofori
Legger mente – I Grandi Classici – La Spiga – Grupo Editioirale Eli –
240 Seiten
Stuttgart : Ernst Klett Sprachen GmbH 2021
ISBN 978-3-12-515607-4

Rezension: Alain Queruel, La Franc-Maçonnerie sous Napoléon III


Der 2019 erschienene Band von Alain Queruel > La Franc-Maçonnerie sous Napoléon III berichtet über die Entwicklung der Freimaurer im Zweiten Kaiserreich von 1852-1870.

Am 2. Dezember 1848 war der Neffe des Kaisers Louis-Napoleón in der im Februar 1848 ausgerufenen II. Republik zum Ersten Staatspräsidenten Frankreichs gewählt worden. Die Verfassung verbot eine Wiederwahl nach vier Jahren, der Versuch einer Verfassungsrevision scheiterte, so blieb dem Präsidenten nur ein  Staatsstreich mit nachfolgendem Referendum, das ihm die Macht für 10 Jahre sicherte, bevor nach einem erneuten Referendum am 2. Dezember 1852 das Zweite Kaiserreich ausgerufen wurde.

Der neue Machthaber kannte die Macht der Freimaurer, die sich am 5. Oktober 1852 in einer Mitteilung des Grand Orient für die Wiedereinführung der Kaiserwürde zugunsten des Prince-Président ausgesprochen hatte. (vgl. S. 31 ff.) Kurz nach seiner Machtübernahme hatte der Grand Orient Lucien Murat (1803-1878), der Sohn von Caroline Bonaparte der Schwesterer Napoleons I. und Joachim Murat, König von Neapel, die Würde des Großmeisters angetragen. Gab es Druck seitens des Regimes? Victor Fialin, duc de Persigny, der neue Innenminister und Freimaurer, sandte am 25. Mai 1852 eine Note an die Freimaurer, sicherte Ihnen die Unterstützung des Regimes zu, ließ aber auch durchblicken, dass die “Loges ‘égarées'” (S. 38) sich zu dem Regime zu unterwerfen hätten. Kaum jemand andres als Louis-Napoléon, jetzt Napoleon III. konnte besser wissen,  welche Gefahr die Freimaurer für ein Regime bedeuten konnte. Implizit wird dies mit der Studie von Alain Queruel > La Franc-Maçonnerie sous Napoléon III deutlich. Wird doch das neue Regime, wie bereits angedeutet, die Freimaurer unter eine strenge staatliche Aufsicht stellen. Doch sie betrachteten den neuen Großmeister Lucien Murat mit Misstrauen, wie im 2. Kapitel mit großer Detailkenntnis geschildert wird.

Den Freimaurern werden nicht nur staatliche Zügel angelegt, die Gründung der Loge Bonaparte im Oktober 1852 ist beinahe eine Regierungsorganisation, ihre Logentafel liest sich mit den Namen der Familie Bonaparte, vieler Regierungstreuen, wie Anhängern de Garde impériale wie ein Verzeichnis offizieller Persönlichkeiten des Regimes.

Aber es brodelt in den Logen und die italienische Einigung und Rom wurde die Hauptstadt, aber Murat sprach sich für die Unabhängigkeit des Vatikans aus, obwohl die katholische Kirche deutlich gegen die Freimaurer Position bezogen hatte. Viele weitere internen Streitigkeiten führten dazu, dass sich die Kandidatur des Prinzen Napoleon-Jérôme für den Großmeister abzeichnete, der sich aber dafür aber nicht bereit zeigte. Schließlich wird Rexès im Namen des Großmeisters im März 1861 eine Anordnung des Präfekten des Departement Seine überbringen, mit der eine Versammlung zum Zweck der Wahl des Großmeisters verboten wird.

Am 11. Januar 1862 unterzeichnet Napoleon III. ein Dekret, mit dem Marschall Magnan (1791-1865) als Großmeister des Grand Orient ernannt wird: “Un pilier de l’ordre” lautet die Überschrift des Abschnitts, in dem die Entscheidungen des neuen Großmeisters dargestellt werden: “Un militaire pur et dur”. Es gibt Hinweise darauf, dass Napoleon III. die Freimaurer vielleicht gar verbieten wollte, aber er hatte sich wohl wie sein Onkel eines Besseren belehren lassen. (vgl. S. 90)

Die Darstellung von Alain Queruel ist auch bemerkenswert, weil er die innen- und außenpolitischen Geschichte des zweiten Kaiserreichs (Ch. 6. De l’Empire autoritaire à l’Empire  libéral) geschickt mit der Geschichte der Freimaurer verbindet: Ein Staat im Staate? 1865 wird General Mellinet (1798-1894) Großmeister des Grand Orient für eine Wahlperiode. Mellinet, so berichtet  Queruel, habe selber nur wenige Beziehungen zu den Freimaurer vorweisen können (vgl. S.  121), was den Eindruck der Vormundschaft des Regimes über die Freimaurer eher verstärkt.

Die letzten Kapitel enthalten Berichte über die Aufnahme von Frauen, in die Logen, die mit der Einführung von Maria Deraisme 1882 begann. (vgl. S. 125). Ohne Zweifel übten die Logen einen gewissen Einfluss zugunsten des laizistischen Unterrichts aus: S. 143-165.

Das Kapitel 10 berichtet über die Beziehungen der Freimaurer zu den Juden und im 5. Teil der Untersuchung wird die Entwicklung der Freimaurer in Afrika und in Übersee dargestellt.

Die Kapitel 14 und 15 berichten über vier Freimaurer Eugène Pelletan (1812-1884), Pierre-Joseph Proudhon (1809-1865), Jean Marie Ragon de Bettignies (1781-1882) und Eliphas Lévi (1810-1875), die beiden Letztgenannten kümmerten sich um eine Weiterentwicklung der Riten : “Un renouveau du symbolisme maçonnique.”

Mit Recht bestätigt der Umschlagtext, die Dritte Republik als ein goldenes Zeitalter der Freimaurer, das aber durch deren Geschichte im zweiten Kaiserreich vorbereitet wurde. Die Frage stellt sich, ob es dem Regime wirklich gelingen konnte, den Grand Orient vollständig unter staatliche Aufsicht zu stellen, zu groß war die Vielfalt die sich in den vielen Logen äußerte. Sie waren zu mächtig, um verboten zu werden… schließlich wusste Napoleon III. nur zu gut, wem er u. a. seinen politischen Aufstieg auch zu verdanken hatte. Ein Verbot hätte die Freimaurer unweigerlich in die Opposition getrieben und das Regime möglicherweise auch in Gefahr gebracht. Wie auch immer, die Freimaurer hatten sich im Zweiten Kaiserreich eine gute Machtbasis geschaffen, um bei den großen Fragen der Dritten Republik, Emanzipation der Frauen, soziale und religiöse Fragen, wie auch hinsichtlich des Laizismus an erster Stelle mitzureden.

Alain Queruel
> La Franc-Maçonnerie sous Napoléon III
Tolouse: Cépaduès Éditions 2019

Retrouvez la présentation de l’ouvrage : vidéo réalisée par Jacques Carletto et publiée par Hiram.be

Rezension: Hans Mayer, in: Revue germanique internationale 3/2021

french german 

Hans Mayer, in: Revue germanique internationale 3/2021

Heiner Wittmann
> www.hans-mayer-gesellschaft.de

> Hans Mayer, in: Revue germanique internationale 3/2021.

Le film : Rétif de la Bretonne, Les Nuits révolutionnaires

“Einer der besten Filme der über die Französische Revolution gedreht wurde…,” Laurent Loty.

Les Nuits révolutionnaires (564 minutes) – Un film de Charles Brabant

Coffret 4 DVD : 7 épisodes

Restif de la Bretonne, écrivain et philosophe, moraliste autant que libertin, a vécu la Révolution à chaud. Toutes les nuits, il arpente les bas-quartiers du Paris populaire, tel un hibou. C’est en voyant défiler sous ses yeux la grande et la petite histoire qu’il a écrit Les Nuits de Paris.

DVD: Rétif de la Bretonne, Les Nuits révolutionnaires

Produite pour le bicentenaire de la Révolution, cette série de 7 épisodes nous offre une fresque puissante, haletante et drôle du Paris nocturne de la Révolution.

Avec Michel Aumont, Michel Bouquet, Maria Casarès, Isabelle Gélinas, Fabrice Luchini, Gérard Desarthe, Daniel Mesguich, Michel Robin d’après la vie et l’œuvre de Restif de la Bretonne

7 épisodes de 60min :

Le Spectateur Nocturne, 11-12 juillet 1789 ● Les deux n’en font qu’une, 13-14 juillet 1789 ● La fête glorieuse, juillet 1790 ● La jeune fille assassinée, 17 juillet 1791 ● La chute, été 1792 ● La mort d’un père ● La part de l’ombre, mai-juin 1793

Suppléments (2h24min) :

Contes à dormir debout, court-métrage de C. Brabant, 22min, 1951
C’est arrivé un jeudi, court-métrage de C. Brabant, 32min, 1954

Entretien avec C. Brabant, collection Télé notre histoire, réalisé par Dominique Froissant, 57min, 2000

Entretien avec C. Brabant, réalisé par Raymond Achilli et René Gardies, 33min, 2000
Un livret illustré de 28 pages

> Les Nuits révolutionnaires (564 minutes) – Un film de Charles Brabant

Version numérisée et restaurée en 2K chez Eclair Classics en 2020 avec l’aide de la SCAM

Version française – Sous-titres anglais
Stéréo – 16/9
Coffret 4 DVD Pal Zone 2

Rappel :

> Soirée littéraire II: Rétif de la Bretonne – dimanche, 14 février 2021 – 19 h – mit Laurent Loty

Bartleby. Un film de Véronique Taquin

1993, noir et blanc, 34 minutes

Le film Bartleby a été adapté et réalisé par Véronique Tacquin (pseudonyme : Taquin), d’après Bartleby (1853) de Herman Melville. Il a été produit par Sépia production (Brigitte Faure et Philippe Jacquier), avec le concours du CNC et de la FEMIS. L’auteure a récupéré les droits et le film vient d’être numérisé.

L’équipe comportait 75 acteurs et techniciens. L’homme de loi est joué par Daniel Gélin et Bartleby par Manuel Gélin. Le couple comique des employés (Dindonneau et Pince-Nez) est interprété par

Marc Dudicourt et Jean-François Perrier. Hugues Quester incarne le prêtre.

Chef opérateur : Alain Levent. Son : François Maurel et Éric Tisserand. Montage : Francine Lemaître. Décors : Christian Marti et l’équipe de décorateurs de Germinal. Costumes : Jacques Perdigues.

Le film a été sélectionné dans des festivals en France, en Belgique, en Espagne, et commenté dans des manifestations culturelles, en France, en Allemagne et aux Etats-Unis.

ÉCOUTER “L’inadaptation cinématographique de Bartleby” de Laurent Loty, Littérature. Enjeux contemporains V : écrire, encore, Maison des écrivains et de la littérature, 2012

Le film de Véronique, Bartleby ou les hommes au rebut (34 mn), adapté de la nouvelle de Melville, est désormais diffusé, en ligne, en vidéo à la demande, et avec la possibilité de l’offrir :  > https://www.filmsdocumentaires.com/films/7767-bartleby-ou-les-hommes-au-rebut
Dans quelques jours, il y aura aussi une version en ligne sous-titrée en anglais, par notre ami Philippe Jaworski, traducteur de Melville en Pléiade.

> Synposis du film

> Une accession au rang de mythe littérarire

Rezension: Paul Schaffrath, Nebel von Avignon. Provence-Krimi

Die Wartezeit auf die schon lange geplante Reise in die Provence kann am besten mit einem Provence-Krimi  > Der Nebel von Avignon von Paul Schaffrath, der durch andere Krimis im Verlag CMZ bekanntgeworden ist, verkürzt werden.

Der Kriminalhauptkommissar Krüger aus Bonn fährt mit seiner Freundin Carmen zum Erholung in die Provence. Endlich mal ausspannen, aber er hat vergessen, seine berufliche Neugier zu Hause zu lassen und als beide in Maulaucène Schüsse hören, ist der Urlaub schon vorbei.

Krüger kann es nicht lassen und schaut sich den Tatort an, wird dabei von einem Untersuchungsrichter überrascht, der sich auch schon für den Fall interessiert. Sie stellen sich einander vor und der Richter akzeptiert die Begleitung von Krüger, der sich als kompetenter Gesprächspartner für die Überlegungen erweist, mit denen der Fall zu durchdenken ist. Es geht um verfeindete Brüder, einen Weinhändler – der seinem ersten Auftritt aber schon im Rotwein ertrunken ist – und dubiose Immobilienhaie.

Es wird mit jedem Kapitel komplizierter und Krüger fühlt sich inoffiziell mit dem Fall betraut. Er beobachtet die Methoden des französischen Polizei und des Richters, würde manches gerne anders machen. Dann taucht noch Kriminalhauptkommissar Markus Schneider ebenfalls aus Bonn auf, der auch nicht dienstlich vor Ort ist, sondern der, weil erholungsbedürftig, einen Tapetenwechsel genießen soll. Dass er sogleich eine Affäre beginnt, war nicht vorgesehen. Als seine neue Freundin Élodie auch noch in den Fall verwickelt wird und Polizeischutz braucht, wird die Geschichte immer komplizierter. Bald landet Schneider mit einem Schulterduchschuss im Krankenhaus, was aber seinen Ermittlungswillen nur erst anstachelt.

Krügers Aktionen und die Ermittlungen des Richters ergänzen sich einander, dadurch wird die Spannung nur noch gesteigert, weil der häufige Perspektivwechsel immer wieder neue Überraschungen bereithält. Die Spannungen, die es manchmal zwischen dem Kommissar und dem Richter gibt; deutsch-französische Missverständnisse oder Empfindlichkeiten gibt es bei den beiden und auch beim Kommissar und seiner Geliebten, wobei die Gegensätze nicht unüberwindbar erschienen, aber gerade durch ihren Vergleich, ihre Begegnung miteinander zu einer gemeinsamen neuen Lösung finden.

Dass der Kommissar im Urlaub aktiv wird, bekommt sogleich durch die Zustimmung des Richters den Segen der Behörden. Wie der Fall wohl ausgegangen würde, hätte sich die beiden Kommissare aus Deutschland nicht eingemischt?

Zufälle spielen auch eine Rolle. Und Krüger erinnert sich an seine Weineinkäufe beim einem Bonner Händler… Und Carmen macht nur zögernd mit, bedauert den de facto abgebrochenen Urlaub und vermutet bei dieser Gemengelage, zwei Brüder, keine Eltern, Schießereien, ein kaputter Tanklaster, ein schweigsamer Weinhändler – das soll nur ein Fall ein Glaub ich nicht.” (S. 117)

Viele Orte werden besucht und beschrieben und Schaffrath kennt die Provence sehr gut und kann ganz nebenbei von den Dörfern erzählen, zwischen denen die Fall sich ereignet. Spannung pur. Die Ermittler wie die Leser werden durch unerwartete Vorkommnisse wie auch Verfolgungsjagden überrascht, aber den Kommissaren und dem Richter gelingt es,  die losen Fäden elegant zusammenzuknüpfen.

Paul Schaffrath
> Der Nebel von Avignon
Provence-Krimi
304 Seiten, Paperback
ISBN 978-3-87062-280-0

Rezension: Anke Feuchter, Geschichte vom Verlieren, Suchen und Finden

 Anke Feuchter, Geschichte vom Verlieren, Suchen und FindenSpannende Geschichten beginnen oft mit Zufällen. Kleine Begebenheiten, denen man zuerst kaum eine besondere Bedeutung zumisst, die sich dann im Nachhinein doch als sehr richtungweisend herausstellen. Diese > Geschichte vom Verlieren, Suchen und Finden beginnt auch mit einem Erlebnis, das sich ganz zufällig, eigentlich nur so nebenbei ereignet.

An einer Haltestelle in Mannheim liegt eine Pariser Metrokarte auf dem Boden. Nun, das kommt nicht so oft vor, denkt sich Katrin Beller, hebt die Karte auf und findet auf ihr eine Telefonnummer, die mit 33 beginnt, eine Nummer in Frankreich. Zögern scheint nicht ihre Sache zu sein. Da die Haltestelle sich ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs befindet, dauert es nur ein paar Minuten, bis sie im ICE sitzt, der um 21 Uhr im Gare de l’Est ankommt.

Sie wählt die Nummer, auf der Metrokarte, ob sie an einen hübschen Pariser denkt… eine Stimme meldet sich, sie legt erschreckt wieder auf. Als Colette sie zurückruft und sie einlädt, nehmen die Dinge ihren Lauf. Es ist eine spannend geschriebene Geschichte vor dem Hintergrund der deutsch-französischen Beziehungen, vom Beginn des Krieges 1940, über die Résistance bis zur Aussöhnung zwischen Franzosen und Deutschen mit allen ihren Hindernissen und Erfolgen. Zwischen den Zeilen wird deutlich, wie intensiv die persönlichen Verbindungen aller Art, Bekanntschaften, Beziehungen, Freundschaften, Liebschaften, Fernbeziehungen und Ehen die Zivilgesellschaften in Frankreich und Deutschland prägen. Und welchen großen Anteil die Geschichte mit ihren individuellen Schicksalen daran hat; das ist es was Anke Feuchter in ihrem Roman uns vermittelt.

Zufälle spielen immer eine Rolle, aber sie treten in den Hintergrund, sowie Gefühle, Empfindlichkeiten beiderseits des Rheins mit ins Spiel kommen. Warum ist Colette aus Heidelberg, damals, vor vielen Jahren praktisch geflohen? Warum erzählt sie so ungerne von Johannes ? Und Katrin fährt am folgenden Wochenende wieder nach Paris. Matthieu hat sie eingeladen. Bahnt sich da was an? Colette scheint besorgt zu sein…

Entscheidende Moment werden hier in diesem Roman oft von wirklichen Zufällen gestaltet, so seltsam, dass sie statt vom Zufall vielleicht eher doch vom Leben geschrieben worden sind, und es vielleicht doch manche Hinweise auf die Biographie der Autorin gibt? Und wenn schon, die Geschichte selbst ist wunderbar erzählt, und das Dorf La Grande cour wird auch durch einen Zufall entdeckt. Beim Besuch der alten verlassenen Häuser entdecken die Freunde, Dokumente und versteckte Briefe, die die Gelegenheit bieten, ein düsteres Kapitel der deutsch-französischen Geschichte, Besatzung und Résistance, in den Roman mit einzubeziehen. Es geht auch hier wieder um individuelle Schicksale bei deren Aufhellung auch wieder merkwürdige Zufälle Pate stehen.

Deutsche und französische Gewohnheiten reiben sich hier aneinander aber ganz in dem Sinne, dass zwischen ihnen Neues entsteht oder gar zukunftsweisend wiederentdeckt werden kann. Alle Paare finden hier unter ganz unterschiedlichen Umständen zusammen, und alle Beteiligten machen mit und ändern ihr Leben.

Die perfekte Sommerlektüre, wenn Sie bald wieder im Zug nach Frankreich sitzen.

Anke Feuchter,
> Geschichte vom Verlieren, Suchen und Finden
Stuttgart: Schilastika-Verlag 2020
ISBN 978-3-947233-31-1

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