Internet 2015 und 2016
Das Netz 2015/2016
Jahresrückblick Netzpolitik
Hrsg. von iRights.Media, Philipp Otto
Berlin: iRights.Media Verlag 2015
Wir würden gerne jeden einzelnen Beitrag dieses Heftes kommentieren, weil die Zusammenstellung in der Form dieser Publikation es verdient.
Politik. Das Interview mit Benoît Thieulin, des Präsidenten des Conseil national du Numérique CNNum ist bestimmt von dem Interview inspiriert worden, das wir mit ihm geführt haben: > Nachgefragt: Benoît Thieulin, CNNum. Wunderbar, dass Das Netz 2015/2016 unsere > Berichte über den CNNum auf > www.france-blog.info verfolgt hat. Der Titel des Interviews: “Mehr digitale Ambition für Europa”: In der Tat, auch die Deutschen können von den Arbeitsergebnissen des CNNum viel lernen. Die französische Regierung hat sich von seiner Arbeitsweise inspirieren lassen: > La République numérique en actes : Le projet de loi pour une République numérique.
Im Kapitel Wirtschaft sticht der Beitrag von Porter Anderson über E-Books “Die Mauer muss weg” ins Auge: “Die Verlagsbranche steht der Digitalisierung ratlos gegenüber. Die Antwort aber ist klar: Wir brauchen nicht noch mehr Bücher, sondern vor allem neue Leser,” steht über seinem Artikel. Die Ratlosigkeit ist nicht zu teilen. Die Unternehmen der > Klett-Gruppe sind für dieses (noch) Nischengeschäft auf das Beste gerüstet. Vor allem wenn man sich ansieht, wie > Klett-Cotta sich gerade auch mit digitalen Produkten für das E-Book Geschäft aufstellt. Es gibt zu viele Bücher, meint Anderson? Hm, wo ist das Kriterium dafür? Und wir halten es mit > Jean-Paul Sartre, der davon überzeugt ist, dass ein Buch, eine Geisteswerk nur durch die Zusammenarbeit von Autor und Leser entstehen kann. Das Buch macht sich seine Leser, die Digitalisierung ist kaum mehr als ein Hilfsmittel. Und in diesem Sinne gilt auch für die Digitalisierung von Büchern, also für den Einzug der Digtialtechnik in das verlegerische Geschäft, was Sartre schon 1947 über Neue Medien/Massenmedien sagte. Dieser Absatz ist seit 12 Jahren > das Motto unserer Website. Wir brauchen nicht nur gute Leser, wir brauchen auch gute Autoren. Anderson bedauert zu Recht die Trennung zwischen Digital und Print. Beide sind ein und dasselbe, will man den Buchinhalt zum Leser bringen. Allerdings darf man doch daran erinnern, dass die Digitaltechnik insoweit etwas Besonderes ist, da sie doch in der Lage ist, andere und neue Perspektiven für das Schreiben zu öffnen: > Nachgefragt: Serge Bouchardon, La valeur heuristique de la littérature numérique. Siehe auch die > Bibliographie zum E-Book auf unserer Website. Holger Ehling setzt das Thema E-Book unter dem Titel “Papier oder E-Book – Hautsache lesen” fort.
Alltag: “Das freie Netz stirbt! Warum tut niemand was dagegen?” von Hossein Derakhshan ist sehr lesenswert. “Das Internet ist zum Fernsehen mutiert: linear, passiv und harmlos. Die einstige Stärke des Webs ist verschwunden – und seine Ernsthaftigkeit auch. Ein Bericht darüber, wie es sich anfühlt, nach sechs Jahren wieder online zu sein,” steht über dem Beitrag. Seien Sie mal ganz ehrlich: Wieviel % Ihrer Internet-Aktivitäten gelten dem Schreiben von Inhalten? 2 % oder 4 %? Dürfen wir anmerken, dass unser > Frankreich->Blog schon 2500 Artikel – meist zweisprachig – zählt?
Kultur: “Kunst im Netz. Das Internet als Formprinzip” lautet die Überschrift von Sören Musyal. Internet und Form, das will gar nicht so recht zusammenpassen, da es Formen, auf den ersten Blick, in diesem nach allen Seiten ausufernden und verlinktem Gebilde kaum gibt. Aber die Fragen, die hier gestellt werden, machen neugierig: “Was ist virtuell, was ist real? In diesem Jahr haben uns Künstler gezeigt, dass wir endlich anfangen müssen, unsere Weltsicht grundlegend zu ändern.” “Die Grenze zwischen Wahrheit und Unwahrheit wird undicht,” steht über einem Absatz. Das müsste man mehr ausführen, denn da ist was dran, weil das Internet mit seiner Geschwindigkeit und viralen Kraft, dazu beitragen kann, den Bloick auf die Wirklichkeit zu beeinflussen. Schnelligkeit produziert Halbbildung und das Crowdworking vieler wie in Wikipedia kann nun mal nicht eine Redaktionsarbeit wirklich ersetzen. Das Ergebnis ist aktueller als jede Redaktionsarbneit aber mit Einbußen bei der Qualität. “Der Unterschied zwischen Virtualität und Realität verliert immer mehr an Bedeutung,” lautet eine andere Überschrift. Ja und nein. Die digitale Welt ist ein praktisches Hilfsmittel, aber auch immer noch Neuland für Manche. Und dieses Neuland wird lange Zeit oder vielleicht immer Beta bleiben.
Dieses Heft wird uns 2016 begleiten und uns mit seinen Perspektiven und Visionen wunderbar inspirieren.
Heiner Wittmann