Web 2.0 im Fremdsprachenunterricht

Jürgen Wagner, Verena Heckmann, Hg.,
Web 2.0 im Fremdsprachenunterricht
Ein Praxisbuch für Lehrende in Schule und Hochschule
Glückstadt: Verlag Werner Hülsbusch 2012, 290 S., 22 x 15 cm, Hardcover, zahlr. Abb. (S/W)
ISBN 978-3-86488-022-3

Um es gleich zu sagen. Die Ausstattung dieses Buches, richtig gebunden, Hardcover, das nicht wellig ist, Lesebändchen, super gemacht, da kann manch ein Verlag, der seine Autoren die Druckunterlagen anfertigen lässt, echt was lernen.

Das Inhaltsverzeichnis weist diesen Band als eine gelungene Einführung in das Thema Web 2.0 im Fremdsprachenunterricht aus. Die Autoren der 35 Beiträge sind auf ihren Gebieten offenkundige Spezialisten und zusammen mit ihren Erfahrungen aus dem Unterricht in der Schule, der Lehre und Forschung in der Hochschule gelingt es ihnen, einen spannenden Überblick zum Potential des Web 2.0 im Unterricht, besonders in den Fremdsprachen zu vermitteln. Web 2.0 steht für das Mitmach-Web, wie die beiden Herausgeber, diese schon bald seit zehn Jahren übliche Bezeichnung für das partizipative Internet sachgerecht definieren.

Das Mitmachen vor allem der Schüler und der Lernenden steht im Vordergrund aller Artikel. Ein Teil der Motivation stellt die Technik bereit, einen weiteren Teil bringen die Schüler selbst mit, da heute fast alle überall und ständig auf Ihre Internet-Devices gucken und Infors jeder Art aufnehmen und überall alles mögliche posten, ständig online sind, um ja nirgends auch nur einen Moment nicht mehr im Datenstrom mitzuschwimmen, der dritte Anteil der Motivation kommt vom Lehrer, der mit diesem Band sich mit der Vielfalt der Web 2.0-Welten und -Angeboten vertraut machen kann, um die Begeisterung seiner Schüler für das Internet und alle möglichen Formen der Komunikation mit den aktuellen und gerade auf dem Lehrplan stehenden Lehrinhalten für die Schüler gewinnbringend zu koppeln.

Von Glogster über Pinterest, shared documents, Podcast, Micro-Blogging, Voice-Thread, Popplet, Mashups, soziale Netzwerke, Wiki, Cloud, Kollaboratives Lernen, Moodle, mobiles Lernen, Real-lif-tasks, Digital Storytelling, das Inhaltsverzeichnis liest sich wie ein Glossar. Kaum ein Aspekt des Web 2.0 Klassenzimmers wird ausgespart. Mélanie Auriels Beitrag “Comment entraîner et évaluer la production orale des élèves en LVE avec outils numériques et web 2.0 ?” gehört mit Recht an die erste Stelle. Sie nennt Kritieren für die Auswahl von Web 2.0-Werkzeugen für den Unterricht. Und zwischen den Zeilen wird deutlich, dass sie sehr wohl aufgrund ihrer Erfahrung weiß, wovon sie spricht. Ohne viel spezifische Beispiele zu nennen, wodurch das Buch bestimmt schnell überholt wäre, formuliert sie theoretische Ansätze für die Unterrichtsvorbereitung. Im wahrsten Sinne des Worte (für die) Klasse!. Anna Maria Schäfer stellt Tools zum Thema “Videos im Fremdsprachenunterricht” vor. Cornela Brückner regt den Einsatz von Shred Dcuments an. Schüler sollen selber die Lernumgebungen schaffen, also der Lehrer zeigt, was möglich ist, aux élèves de travailler! Manch einer Lehrer wird staunen, wenn er der Kreativität der Schüler keine Zügel mehr anlegen muss. Wie war das noch mit dem Literaturkurs, den ich in der 12 und 13 im Beethoven-Gymnasium in Bonn machen konnte? Heute würde die Schüler die Texte selbst zusammenstellen und – mit ein bisschen Anleitung -lernen, die richtigen Fragen zu formulieren. Sicher, früher hätten sie das auch machen können, aber heute verleiht das Internet und der Austausch unter den Schülern ihrer Kreativität Flügel.

Pocast und Microblogging (Elisabeth Buffard) erinnert mich an unsere Anleitung zu Twitter im Unterricht: Twitter: Communiquer en 140 signes – Mit 140 Zeichen kommunizieren. Buffard hat den Bogen raus: Sie erklärt, wie die verschiedenen Web 2.0 Werkzeuge untereinander kombiniert werden! Klasse. Bei der Formulierung von Geschäftsmodellen ist das kaum anders? Wieviel Blog, wieviel Twitter, ein bisschen Facebook und das alles auf die Interssen der Kunden abstimmen, um die Produktinfo so gut wie möglich zu ihnen zu bringen, damit sie auch haften bleibt. Lehrer machen ja nichts anderes. Podcast und Audio für das Hörverstehen werden von Franziska Emde und Simon Ensor vorgestellt. Lesen Sie diese Beiträge, und bald geht es in Ihrer Klasse damit los: Podcasts erstellen! Sie werden staunen, was die Schüler Ihnen und sich untereinander zu Gehör bringen werden. Möglicherweise erstellen sie eine Super-Hör-Doku ihres letzten Schüleraustauschs.

Mashups erklärt Andreas Hofer und öffnet manchem Unterrichtsthema ganz neue Ansätze. Am besten man bindet von vorneherein Schüler in die Planung mit ein. Manchmal lernen Lehrer dann genauso viel wie die anderen Mitschüler, besonders dann wenn das Wissen mancher PC-Craigs der in Klasse richtig kanalisiert wird, um die Kreativität aller zu wecken. Christophe Jaeglin schreibt über die deutsch-französischen Beziehungen: “Faire vivre l’échange franco-allemand à l’ère du web 2.0” und zeigt ein Diaporama en ligne: Dynamiser un échange scolaire avec MOODLE. Mit wenig Worten umreisst er Online-Projekte und zeigt, wie per Blog und Wiki Schüler zum Schrieben, neudidaktisch: Textproduktion, angekleitet werden können. (Klasse)

Web 2.0 im Unterricht ist kein großer Aufwand, wie Nicole Klambauer dies perfekt zeigt: “Sprechende Bilder. Kleine und große Vorhaben zur Föderung der mündlichen Sprachproduktion mittels verschiedener Webtools”. Ralkf Klötzke öffnet die Welt der Wikis im DaF-Unterricht. Julia Neumann erklärt die “Systematische Ausspracheschulung im Anfangsunterricht Französisch anhand eines Wiki-geleiteten Stationenlernens und Audacity”. Margit Wenger-Schott liefert noch mehr Ideen zum “Einsatz von Blogs als unterrichtsbegleitendes Medium im Französischunterricht”

Mit diesem Buch kann Web 2.0 in den Femdspachenunterricht Einzug halten. Selbstverantwortetes Lernen, Lernkompetenzen, diese Lernziele werden wie von selbst realisiert, wenn die Schüler die Verbindung zwischen ihrem digitalen Vorwissen und interessanten Lerninhalten, die sie mit Hilfe von Blogs, Wikis, Podcasts, Videos, Fotos, auch sozialen Netwerken einschließlich Miocroblogging bewusst gemacht wird. Sie werden staunen, auf einmal schreiben die Schüler viel mehr, so wie sie entdecken, z. B. wie leicht sie mit der künftigen Austauschklasse kommunizieren können: per Bild, Video und mit Fragen und Antworten. In diesem Band finden alle Lehrer den richtigen Web 2-0 Mix für Ihren Fremdsprachenunterricht.

 

Heiner Wittmann